Gefördert durch

Methylprednisolon

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Methylprednisolon ist ein nicht-fluoriertes Glucocorticoid. Es beeinflußt dosisabhängig den Stoffwechsel fast aller Gewebe. Die mineralocorticoide Wirkung fehlt fast vollkommen. Es wird in der Plazenta teilweise durch die 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase enzymatisch inaktiviert. In etwa 45% einer verabreichten Dosis passieren die Plazentaschranke. Es gibt orale, intravenöse und dermale Zubereitungen. 8 mg Methylprednisolon oral entsprechen 10 mg Prednisolon oral.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Allergische, entzündliche und proliferative Erkrankungen, bei Autoimmunerkrankungen, besonders in Phasen gesteigerter Krankheitsaktivität, zur Vermeidung von Transplantatabstoßungen (in Kombination mit anderen Immunsuppressiva), bei mulitipler Sklerose und Neurodermitis und als Substitutionstherapie bei Nebenniereninsuffizienz. Siehe auch rheumatoide Arthritischronisch entzündliche Darmerkrankungen und Asthma bronchiale.

  • Produktnamen

    Advantan®, Urbason® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Trotz des langjährigen Einsatzes systemischer Glucocorticoide, insbesondere von Prednison und Prednisolon, in der Schwangerschaft und einer umfangreichen Studienlage, ist eine abschließende Beurteilung des Risikos für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) nach Therapie im 1. Trimenon nach wie vor schwierig. Ein geringfügig erhöhtes Risiko für LKG kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, wenn im sensiblen Zeitfenster zwischen Schwangerschaftswoche 8 und 11 p.m. therapiert wurde. Eine Dosisabhängigkeit wird angenommen, eine Grenzdosis kann jedoch nicht angegeben werden.

Eine Vielzahl von kleineren prospektiven Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 1000, und retrospektive auf Verschreibungsdaten beruhende Kohortenstudien mit mehr 2500 systemisch-exponierten Schwangerschaften ermittelten weder ein erhöhtes Risiko für alle noch für spezifische Fehlbildungen. Seit in den 1950er Jahren in Tierversuchen eine Assoziation zwischen LKG-Spalten und einer mütterlichen systemischen Corticoid-Therapie beschrieben wurde, sind mehrere Fall-Kontrollstudien beim Menschen sowie eine Metanalyse durchgeführt worden, die ein erhöhtes Risiko für LKG fanden. Eine der größten und neueren Fall-Kontrollstudien, die 2014 veröffentlichte Auswertung der „National Birth Defect Prevention Study“, konnte jedoch kein signifikant erhöhtes Risiko für LKG ermitteln.

Nur wenige Studien zur systemischen oder lokalen Applikation von Glucocorticoiden weisen Methylprednisolon exponierte Schwangerschaften explizit aus.

Nach einer lokalen Anwendung von Methylprednisolon besteht kein erhöhtes Risiko.

2.-3. Trimenon / Perinatal

In Abhängigkeit von Therapiedauer, Dosis und Indikation, kann es nach systemischer Anwendung von Methylprednisolon vermehrt zu Frühgeburtlichkeit und einem geringeren Geburtsgewicht kommen. Diese Effekte sind häufig jedoch schwierig von den Auswirkungen der zugrundeliegenden mütterlichen Erkrankung abzugrenzen. In einer Studie mit mehr als 500 Rheumapatientinnen stieg das Risiko für Frühgeburten nach einer Langzeittherapie mit 10 mg/d Prednisolon Äquivalentdosis (oder mehr) signifikant. Ob eine pränatale Glucocorticoid-Exposition vermehrt zu postnatalen Infektionen führt – oder im Gegenteil solche eher reduziert wie bei der Lungenreifeinduktion – ist Gegenstand der Diskussion. Die bisherige Studienlage erlaubt keine abschließende Beurteilung, inwieweit ein Gestationsdiabetes oder eine Präeklampsie durch eine systemische Glucocorticoid-Therapie in der Schwangerschaft gefördert werden. Neonatale Anpassungsstörungen, wie Hypoglykämien oder Elektrolytverschiebungen, können nach einer Glucocorticoid-Therapie in der Spätschwangerschaft auftreten. Eine neonatale Nebennierenrindeninsuffizienz als Folge einer pränatalen Glucocorticoid-Exposition ist ein seltenes Ereignis und scheint dosisabhängig zu sein.

Lokale Glucocorticoid Anwendungen sind diesbezüglich unbedenklich.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Eine systemische oder lokale Behandlung mit Methylprednisolon darf nach einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung in allen Phasen der Schwangerschaft durchgeführt werden. Die Dosis richtet sich nach der Indikation und Schwere der mütterlichen Erkrankung.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei einer selten erforderlichen hohen systemischen Methylprednisolon-Therapie über Wochen sollte das fetale Wachstum sonographisch kontrolliert werden. Dauert die Behandlung bis zur Geburt, muss eine Nebenniereninsuffizienz mitbedacht und gegebenenfalls therapiert werden.

Besser geeignete Alternativen

Prednisolon und Prednison sind Mittel der Wahl aus der Gruppe der Glucocorticoide für eine systemische Behandlung während der Schwangerschaft.

Stillzeit

Die Erfahrungen stützen sich auf ca. 30 Mutter-Kind-Paare.

Pharmakokinetik

HWZ: 2 – 3 h; Proteinbindung: 77%; molare Masse: 374 g/mol; relative Dosis: von < 0,01% bis < 1,5% (dosisabhängig); orale Bioverfügbarkeit: 100%.

Klinik

Für den gestillten Säugling ergibt sich selbst durch eine kurzdauernde Hochdosisbehandlung bei einem multiple Sklerose-Schub kein Risiko, da die über die Milch aufgenommene Methylprednisolon-Menge unterhalb einer therapeutischen Kinderdosis liegt.

Empfehlung

Methylprednisolon gehört neben Prednisolon und Prednison zu den Glucocorticoiden der Wahl für eine systemische Behandlung während der Stillzeit. Lokale Methylprednisolon-Anwendungen sind für den gestillten Säugling unbedenklich. Methylprednisolon sollte allerdings nicht auf den Brüsten aufgetragen werden, um eine direkte Wirkstoffaufnahme durch den Säugling zu vermeiden.


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