Prednisolon ist ein nicht-fluoriertes Glucocorticoid. Es ist die biologisch aktive Form des Prednisons und beeinflusst dosisabhängig den Stoffwechsel fast aller Gewebe. Prednisolon besitzt nur eine geringe mineralocorticoide Wirkung. Es wird in der Plazenta durch die 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase enzymatisch inaktiviert, so dass vergleichsweise wenig Prednisolon den Fetus erreicht (in etwa 10 - 13%). Es kann oral, intravenös, rektal und lokal (intraartikulär, Auge, Ohr, Haut und Schleimhäute) angewendet werden. Orale Zubereitungen von Prednisolon und Prednison sind dosisäquivalent.
Allergische, entzündliche und proliferative Erkrankungen, bei Autoimmunerkrankungen, besonders in Phasen gesteigerter Krankheitsaktivität, zur Vermeidung von Transplantatabstoßungen (in Kombination mit anderen Immunsuppressiva), bei mulitipler Sklerose und Neurodermitis. Siehe auch rheumatoide Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Asthma bronchiale.
Decortin H®, Dontisolon® D, Inflanefran forte, Solu-Decortin® H und Generika
Erfahrungsumfang: SEHR HOCH
Trotz des langjährigen Einsatzes systemischer Glucocorticoide, insbesondere von Prednison und Prednisolon, in der Schwangerschaft und einer umfangreichen Studienlage, ist eine abschließende Beurteilung des Risikos für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) nach Therapie im 1. Trimenon nach wie vor schwierig. Ein geringfügig erhöhtes Risiko für LKG kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, wenn im sensiblen Zeitfenster zwischen Schwangerschaftswoche 8 und 11 p.m. therapiert wurde. Eine Dosisabhängigkeit wird angenommen, eine Grenzdosis kann jedoch nicht angegeben werden.
Eine Vielzahl von kleineren prospektiven Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 1000 und retrospektive auf Verschreibungsdaten beruhende Kohortenstudien mit mehr 2500 systemisch exponierten Schwangerschaften ermittelten weder ein erhöhtes Risiko für alle noch für spezifische Fehlbildungen. Seit in den 1950er Jahren in Tierversuchen eine Assoziation zwischen LKG-Spalten und einer mütterlichen systemischen Corticoidtherapie beschrieben wurde, sind mehrere Fall-Kontrollstudien beim Menschen sowie eine Metanalyse durchgeführt worden, die ein erhöhtes Risiko für LKG fanden. Eine der größten und neueren Fall-Kontrollstudien, die 2014 veröffentlichte Auswertung der „National Birth Defect Prevention Study“, konnte jedoch kein signifikant erhöhtes Risiko für LKG ermitteln.
Nach einer lokalen Anwendung von Prednisolon besteht kein erhöhtes Risiko.
In Abhängigkeit von Therapiedauer, Dosis und Indikation, kann es nach systemischer Anwendung von Prednisolon vermehrt zu Frühgeburtlichkeit und einem geringeren Geburtsgewicht kommen. Diese Effekte sind häufig jedoch schwierig von den Auswirkungen der zugrundeliegenden mütterlichen Erkrankung abzugrenzen. In einer Studie mit mehr als 500 Rheumapatientinnen stieg das Risiko für Frühgeburten nach einer Langzeittherapie mit 10 mg/d Prednisolon Äquivalentdosis oder mehr signifikant. Ob eine pränatale Glucocorticoid-Exposition vermehrt zu postnatalen Infektionen führt oder im Gegenteil solche eher reduziert wie bei der Lungenreifeinduktion, ist Gegenstand der Diskussion. Die bisherige Studienlage erlaubt keine abschließende Beurteilung, inwieweit ein Gestationsdiabetes oder eine Präeklampsie durch eine systemische Glucocorticoidtherapie in der Schwangerschaft gefördert werden. Neonatale Anpassungsstörungen, wie Hypoglykämien oder Elektrolytverschiebungen, können nach einer Glucocorticoidtherapie in der Spätschwangerschaft auftreten. Eine neonatale Nebennierenrindeninsuffizienz als Folge einer pränatalen Glucocorticoid-Exposition ist ein seltenes Ereignis und scheint dosisabhängig zu sein.
Lokale Glucocorticoid Anwendungen sind diesbezüglich unbedenklich.
Eine systemische oder lokale Behandlung mit Prednisolon darf nach einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung in allen Phasen der Schwangerschaft durchgeführt werden. Die Dosis richtet sich nach der Indikation und Schwere der mütterlichen Erkrankung.
Bei einer selten erforderlichen hohen systemischen Prednisolon-Therapie über Wochen sollte das fetale Wachstum sonographisch kontrolliert werden. Dauert die Behandlung bis zur Geburt, muss eine Nebenniereninsuffizienz mitbedacht und gegebenenfalls therapiert werden.
Prednisolon und Prednison sind Mittel der Wahl aus der Gruppe der Glucocorticoide für eine systemische Behandlung der Schwangeren.
Die Erfahrungen stützen sich auf ca. 40 Mutter-Kind-Paare.
HWZ: 2 – 3 h; Proteinbindung: 75% bis > 90% (dosisabhängig); molare Masse: 360 g/mol; relative Dosis: 1 – 2 ; Anteil einer therapeutischen Säuglingsdosis von 2 mg/kg/d: 1,17%; M/P-Quotient: 0,05 – 0,25; orale Bioverfügbarkeit: 100%. Bei Dosen bis zu 10 mg/Tag liegt die über die Muttermilch aufgenommene Menge unter der Nachweisgrenze.
Für den gestillten Säugling ergibt sich selbst durch eine kurzdauernde Hochdosisbehandlung kein Risiko, da er über die Muttermilch nur einen Bruchteil einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis erhält. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol-Produktion entspricht.
Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Glucocorticoide der Wahl für eine systemische Behandlung während der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z.B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, drei bis vier Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Eine lokale Prednisolon Therapie ist für den gestillten Säugling unbedenklich. Allerdings sollte Prednisolon nicht direkt auf den Brüsten aufgetragen werden, um eine direkte Wirkstoffaufnahme durch den Säugling zu vermeiden.
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