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Ketoprofen

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Ketoprofen ist ein Propionsäurederivat und gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika/Antirheumatika (NSAID). Es gehört zu den nicht-selektiven Hemmern der Cyclooxygenase (COX) mit einer stärkeren Hemmung der COX-1 gegenüber der COX-2. Durch die verminderte Prostaglandinsynthese wirken die NSAID antiphlogistisch. Es liegt als eine 50:50 Mischung des rechts- und linksdrehenden Racemates vor und kann oral oder äußerlich als Gel angewendet werden.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Akute und chronische Arthritiden, einschließlich Gichtanfall, rheumatoider Arthritis und Morbus Bechterew, Arthrosen und Spondylarthrosen, antiphlogistische Therapie, z. B. bei entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen und schmerzhaften Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen.

  • Produktnamen

    Alrheumun®, Gabrilen® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: GERING (HOCH für NSAID als Gruppe)

1. Trimenon

Die überwiegende Anzahl der einschlägigen Untersuchungen beschäftigte sich Wirkstoff-übergreifend mit dem Risiko einer Einnahme von nicht-steroidalen Antiphlogistika/Antirheumatika (NSAID) im 1. Trimenon. Dabei zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Anwendung von NSAID im 1. Trimenon und einem erhöhten Fehlbildungsrisiko. Einzelne (Fall-Kontroll-) Studien haben ein Risiko für spezielle Fehlbildungen nach Anwendung von NSAID in der Frühschwangerschaft diskutiert. Dies betraf z.B. kardiovaskuläre (Septum-)Defekte. Es konnte aber ebenso wenig bestätigt werden wie ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten nach NSAID-Einnahme. Speziell zu Ketoprofen liegen kaum Daten zur Anwendung im 1. Trimenon beim Menschen vor, allerdings auch keine Fallberichte, die ein teratogenes Risiko nahelegen.

2.-3. Trimenon / Perinatal

NSAID können zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus (DA) Botalli beim Fetus und zu einer Schädigung der fetalen und neonatalen Nierenfunktion führen. Die Empfindlichkeit des Fetus steigt mit zunehmendem Gestationsalter. Dieses Risiko ist nach der 28. Schwangerschaftswoche gut dokumentiert, aber auch ab Mitte des 2. Trimenon sind Fallberichte zu vorzeitigem Ductusverschluss bzw. fetaler Nierenfunktionseinschränkung mit nachfolgendem Oligohydramnion beschrieben, insbesondere bei langfristiger NSAID-Einnahme. Ein ursächlicher Zusammenhang für diese Phänomene wurde unterstrichen durch die Beobachtung, dass sich die Symptome bei rechtzeitigem Absetzen des NSAID wieder besserten. Des Weiteren wurde eine Assoziation zwischen NSAID im 3. Trimenon und persistierendem pulmonalen Hypertonus beim Neugeborenen (PPHN) insbesondere nach intrauterinen Ductusverschluss, gesehen. Eine nekrotisierende Enterokolitis (NEC) beim Neugeborenen wird ebenfalls im Zusammenhang mit einer NSAID-Exposition am Ende der Schwangerschaft diskutiert.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Die besser untersuchten NSAID Ibuprofen und Diclofenac sollten bevorzugt werden. Im letzten Trimenon (ab Woche 28) dürfen Ibuprofen und andere NSAID nicht angewendet werden. Wie jede andere Schmerzmedikation auch, sollte es nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder über mehrere Wochen eingenommen werden. Eine langfristige Therapie mit Ketoprofen oder anderen NSAID sollte nur nach ärztlicher Absprache und strenger Indikationsstellung erfolgen. Im letzten Trimenon (ab Schwangerschaftswoche 28) dürfen Ketoprofen und andere NSAID nicht angewendet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei wiederholter Einnahme im letzten Schwangerschaftsdrittel (nach Schwangerschaftswoche 28) sollte der fetale Kreislauf sonographisch (Doppler-Sonographie) auf Veränderungen der Hämodynamik im Ductus arteriosus kontrolliert und ein Oligohydramnion ausgeschlossen werden. Diese Diagnostik wird auch dann empfohlen, wenn NSAID zwischen Schwangerschaftswoche 20 und 28 regelmäßig und mehrere Tage hintereinander oder sogar wochenlang angewendet wurden. Kurz vor dem Entbindungstermin am Ende des 3. Trimenon wird eine dopplersonographische Kontrolle des Ductus arteriosus bereits bei Einzeldosen empfohlen.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Ibuprofen (1. und 2. Trimenon), Paracetamol gesamte Schwangerschaft.

Stillzeit

Bei 18 Frauen wurde die Konzentration von Ketoprofen in der Muttermilch in den ersten zwei bis drei Tagen nach der Entbindung bestimmt. Die Kinder wurden in dieser Zeit nicht gestillt.

Pharmakokinetik

HWZ: 1,5 – 2,5 h (bis 8 h); Proteinbindung: 99%; molare Masse: 254 g/mol; relative Dosis: ca. 0,3%; M/P-Quotient: 1; orale Bioverfügbarkeit: > 90%

Klinik

Es gibt keine dokumentierten Erfahrungen zur regelmäßigen Anwendung von Ketoprofen in der Stillzeit. In einer Zusammenfassung der im Zeitraum 1985-2011 an das französische Pharmakovigilanznetzwerk berichteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen beim gestillten Säugling fanden sich unter 276 Auffälligkeiten acht, die im Zusammenhang mit mütterlicher Ketoprofen-Therapie berichtet worden waren. Darunter waren vier schwerwiegende Nebenwirkungen: ein Ösophagus-Ulcus, eine erosive Gastritis, eine intrakranielle Blutung und ein Fall von Niereninsuffizienz. Da die berichteten Auffälligkeiten zum Nebenwirkungsspektrum von Ketoprofen passen, raten die Autoren zur Vorsicht.

Empfehlung

Ketoprofen ist für die Stillzeit nicht zu empfehlen. Eine versehentliche Einnahme erfordert keine Einschränkung des Stillens, die Medikation sollte jedoch auf Ibuprofen, ggf. auch Diclofenac umgestellt werden.


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