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Fentanyl

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das als potentes Schmerzmittel bei chronischen Schmerzzuständen und in der Anästhesie eingesetzt wird. Seine Wirkpotenz ist etwa 100-200 mal stärker als die von Morphin. Es kann intravenös, epidural, oral und transdermal angewendet werden. Fentanyl ist plazentagängig, es konnte auch nach epiduraler Anwendung beim Neugeborenen nachgewiesen werden.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Sehr starke Schmerzen, Analgosedierung.

  • Produktnamen

    Durogesic®, Instanyl® und andere.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Hinweise auf Teratogenität oder Embryotoxizität bei kurzzeitiger therapeutischer Anwendung bestehen bisher nicht, systematische Studien zur Anwendung von Fentanyl in der Frühschwangerschaft fehlen jedoch. Die Erfahrungen beschränken sich auf einige Dutzend dokumentierte Schwangerschaftsverläufe.
Eine Fallserie aus den USA beschreibt bei mehreren Kindern ein Fehlbildungssyndrom, das dem Smith-Lemli-Opitz Syndrom ähnlich ist. Die Mütter hatten in der Schwangerschaft im Rahmen eines Drogenmissbrauchs neben Fentanyl auch weitere, teilweise illegale Substanzen konsumiert.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Fentanyl wird häufig epidural und intravenös in der Geburtshilfe eingesetzt und ist auch für die Mutter gut verträglich. Bei einer Anwendung unter der Geburt muss beim Neugeborenen mit einer Atemdepression gerechnet werden. Nach Langzeittherapie in der Schwangerschaft wurden Entzugssymptome beim Kind berichtet. Wie bei anderen synthetischen Opioiden wurde bei Anwendung zur Behandlung des Geburtsschmerzes (auch epidural) vereinzelt die Entwicklung einer Thoraxwand-Rigidität bei Neugeborenen beobachtet. Bei Beatmungsproblemen des Neugeborenen sollte an diese Möglichkeit gedacht werden und ggf. Naloxon appliziert werden.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Fentanyl kann in der Schwangerschaft eingesetzt werden, wobei ein Einsatz im 1. Trimenon sowie eine länger andauernde Schmerztherapie kritisch geprüft werden sollte.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Anwendung im 1. Trimenon sowie bei längerer Therapie sollte eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Kontrolle der fetalen Entwicklung angeboten werden. Bei Verabreichung kurz vor der Entbindung muss wie bei allen Opioiden mit einer Atemdepression bzw. Anpassungsstörungen, nach längerer Anwendung auch mit der Entwicklung von Entzugserscheinungen beim Neugeborenen gerechnet werden.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Zur Schmerztherapie: von den zentral wirksamen Analgetika Morphin, Tramadol oder auch Buprenorphin.

Stillzeit

Es liegen Berichte zum Übergang von Fentanyl ins Kolostrum bei 23 Frauen und in die reife Muttermilch bei fünf Frauen vor.

Pharmakokinetik

HWZ: bei intravenöser Anwendung 3 – 12 h (bei Dauerinfusion oder wiederholter Injektion noch deutlich längere HWZ, Wirkdauer durch Umverteilung kürzer), bei Anwendung als Pflaster oder nasal dosisabhängige Verlängerung der Wirkdauer durch Wirkstoffdepots in Haut/ Schleimhaut; Proteinbindung: 80%; molare Masse: 336 g/mol; relative Dosis: 2,9 – 5%; orale Bioverfügbarkeit: 25 – 50%. Bei 23 Frauen aus zwei Studien, die Fentanyl i. v. zur Schmerztherapie während der Entbindung erhalten hatten, waren die Spiegel im Kolostrum extrem niedrig oder nicht nachweisbar. In einer weiteren Studie wurden bei fünf Frauen, deren Kinder ca. zwölf Wochen alt waren, im Mittel 0,024% der mütterlichen Fentanyl-Dosis in der Muttermilch wieder gefunden. In einem Fallbericht einer Frau, die in Schwangerschaft und Stillzeit Fentanyl in der Dosierung 100μg/h transdermal erhielt, wurden fast ca. vier Wochen postpartal 6,4 μg/l Fentanyl und 6,2μg/l des Metaboliten Norfentanyl in der Muttermilch nachgewiesen. Das Kind war unauffällig, im kindlichen Serum war kein Fentanyl bzw. Metabolit nachweisbar.

Klinik

Über toxische Wirkungen beim gestillten Säugling wurde bisher nicht berichtet.

Empfehlung

Fentanyl gehört zu den Opioidanalgetika der Wahl in der Stillzeit, sollte aber trotzdem nur kurzzeitig und bei guter Beobachtung des Säuglings angewendet werden. Einzeldosen erfordern keine Einschränkung des Stillens. Wenn Fentanyl im Rahmen einer Allgemeinanästhesie eingesetzt wird, darf die Mutter wieder stillen, sobald sie nach der Narkose wieder bewusstseinsklar ist sowie in der Lage, das Kind selbst anzulegen. Wegen des atemdepressiven Potentials ist bei Stillkindern mit Apnoeneigung besondere Vorsicht geboten, ebenso bei Neu- und Frühgeborenen.
Schmerzmittel der ersten Wahl in der Stillzeit sind Ibuprofen und Paracetamol. Ist die akute Anwendung eines Opioids unumgänglich, kann Fentanyl bei guter Beobachtung des Kindes kurzzeitig angewendet werden, kurzzeitig akzeptable Alternativen wären auch Tramadol oder Buprenorphin.


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