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Diltiazem

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Diltiazem ist ein Calciumkanalblocker (Calciumantagonist) und der bekannteste Vertreter aus der Untergruppe der Benzothiazepine. Es hat antihypertensive und vasodilatatorische Eigenschaften und zählt zu den Antiarrhythmika der Klasse IV. In Deutschland sind nur orale Zubereitungen auf dem Markt.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Symptomatische koronare Herzkrankheit, Hypertonie.

  • Produktnamen

    Dilzem® und andere

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Aufgrund theoretischer Überlegungen und tierexperimenteller Daten wurde wegen der Calciumabhängigkeit vieler embryonaler Entwicklungsprozesse ein mögliches teratogenes Risiko von Calciumkanalblockern diskutiert. Anhand der vorliegenden Daten beim Menschen konnte bisher weder nach Anwendung von Diltiazem noch von Calciumantagonisten insgesamt ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ermittelt werden. Dabei handelt es sich um circa 900 mit einem Calciumkanalblocker exponierte und in verschiedenen Studien ausgewertete Schwangerschaften. Eine Differenzierung nach einzelnen Calciumantagonisten fand nicht immer statt. Insgesamt sind circa 60 Diltiazem-exponierte Schwangerschaften ausgewiesen.

Eine amerikanische, qualitativ hochwertige Studie von 2015 verglich das Fehlbildungsrisiko bei drei Gruppen von Kindern: ihre Mütter litten entweder an chronischem Bluthochdruck, der im 1. Trimenon nicht medikamentös behandelt (n=11.482) oder der mit Antihypertensiva therapiert wurde (n= 8.307) – darunter auch Calciumantagonisten inklusive Diltiazem –, oder ihre Mütter waren normotensiv (n=858.337). Das Fehlbildungsrisiko war bei Kindern von hypertensiven Müttern leicht erhöht – unabhängig davon, ob sie therapiert worden waren oder nicht.

2.-3. Trimenon / Perinatal

In einer Studie von 2015 mit 22.908 exponierten Schwangeren wurde untersucht, ob eine mütterliche Therapie mit Calciumantagonisten im letzten Schwangerschaftsmonat vermehrt zu neonatalen Krampfanfällen führt, da dies 2011 in einer Studie mit 721 exponierten Kindern ermittelt worden war. Die neuere Untersuchung fand kein erhöhtes Risiko. Hier waren auch 339 Kinder eingeschlossen, deren Mütter im letzten Monat vor der Entbindung Diltiazem erhalten hatten.

Ob Calciumantagonisten vermehrt zu small-for-gestational-age, zu low-birth-weight (< 2500 g) Kindern oder zu mehr frühgeborenen Kindern führen können oder nicht und welche Rolle der mütterliche Bluthochdruck dabei spielt, ist Gegenstand der Diskussion. Einige Veröffentlichungen berichten über den Einsatz von Diltiazem bei mütterlichen Arrhythmien. Spezifische fetale Nebenwirkungen traten dabei nicht auf.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Falls besser untersuchte Antihypertensiva bzw. Calciumantagonisten nicht infrage kommen, ist die Weiterführung einer Therapie mit Diltiazem akzeptabel. Bei Neueinstellung eines Bluthochdrucks sollten besser untersuchte Antihypertensiva bevorzugt werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Anwendung im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalluntersuchung angeboten werden. Falls Diltiazem zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt wurde, ist zu beachten, dass aufgrund von Elektrolyt- und Volumenverschiebungen nach der Entbindung eine Monitorüberwachung der unter Antiarrhythmika stehenden Patientin über etwa 48 Stunden empfohlen ist.

Besser geeignete Alternativen

Als Antihypertensivum Metoprolol und alpha-Methyldopa sowie Nifedipin und als Antiarrhythmikum der Klasse IV Verapamil.

Stillzeit

Die Erfahrungen beziehen sich auf eine laktierende Mutter.

Pharmakokinetik

HWZ: 6 h (durchschnittliche Eliminations-HWZ); Proteinbindung: 70 – 85%; molare Masse: 415 g/mol; relative Dosis: 0,8%; M/P-Quotient: 1; orale Bioverfügbarkeit: 80 – 90%; nach first pass effect: 40% systemische Verfügbarkeit.

Klinik

Es liegen kaum dokumentierte Erfahrungen zur Stillzeit vor, allerdings auch keine Berichte über Nebenwirkuungen bei gestillten Säuglingen.

Empfehlung

Auch in der Stillzeit gelten die individuell vereinbarten Blutdruckziele. Bei einer Neueinstellung sollten besser untersuchte Calciumantagonisten wie Nifedipin oder Amlodipin (antihypertensive Therapie) oder Verapamil (antiarrhythmische Therapie) bevorzugt werden.


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