Verapamil ist ein Calciumkanalblocker (Calciumantagonist) mit vorwiegender Herzwirkung und der bekannteste Vertreter aus der Untergruppe der Phenylalkylamine. Es hat eine negativ chrono- und dromotrope Wirkung, eine negativ inotrope Wirkung aufs Arbeitsmyokard und wirkt vasodilatatorisch auf die glatte Gefäßmuskulatur. Als Antiarrhythmikum gehört es zur Klasse IV. Verapamil ist plazentagängig.
Symptomatische koronare Herzerkrankung, supraventrikuläre Tachykardien, Hypertonie.
Isoptin® und andere.
Erfahrungsumfang: MITTEL
Aufgrund theoretischer Überlegungen und tierexperimenteller Daten wurde wegen der Calciumabhängigkeit vieler embryonaler Entwicklungsprozesse ein mögliches teratogenes Risiko von Calciumkanalblockern diskutiert. Anhand der vorliegenden Daten beim Menschen konnte bisher weder nach Anwendung von Verapamil noch von Calciumantagonisten insgesamt ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ermittelt werden. Dabei handelt es sich um circa 9001 mit einem Calciumkanalblocker exponierte und in verschiedenen Studien ausgewertete Schwangerschaften, darunter, soweit ausgewiesen, 170 Schwangerschaften mit Verapamil. Auch eine große Fall-Kontrollstudie von 2001 zu Calciumantagonisten, darunter 344 mit Verapamil in der Indexgruppe und 503 in der Kontrollgruppe, fand keine Signale für gehäuftes Auftreten von (spezifischen) Fehlbildungen.
Eine amerikanische, qualitativ hochwertige Studie von 2015 verglich das Fehlbildungsrisiko bei drei Gruppen von Kindern: ihre Mütter litten entweder an chronischem Bluthochdruck, der im 1. Trimenon nicht medikamentös behandelt (n=11.482) oder der mit Antihypertensiva therapiert wurde (n= 8.307) – darunter auch Calciumantagonisten inklusive Verapamil –, oder ihre Mütter waren normotensiv (n=858.337). Das Fehlbildungsrisiko war bei Kindern von hypertensiven Müttern leicht erhöht – unabhängig davon, ob sie therapiert worden waren oder nicht.
In einer Studie von 2015 mit 22.908 exponierten Schwangeren wurde untersucht, ob eine mütterliche Therapie mit Calciumantagonisten im letzten Schwangerschaftsmonat vermehrt zu neonatalen Krampfanfällen führt, da dies 2011 in einer Studie mit 721 exponierten Kindern ermittelt worden war. Die neuere Untersuchung fand kein erhöhtes Risiko. Hier waren auch 424 Kinder eingeschlossen, deren Mütter im letzten Monat vor der Entbindung Verapamil erhalten hatten.
Ob Calciumantagonisten vermehrt zu small-for-gestational-age, zu low-birth-weight (< 2500 g) Kindern oder zu mehr frühgeborenen Kindern führen können oder nicht und welche Rolle der mütterliche Bluthochdruck dabei spielt, ist Gegenstand der Diskussion.
Mehr als zehn Berichte zu einer maternalen antiarrhythmischen Therapie bei Schwangeren wurden publiziert, in denen Verapamil – nicht immer erfolgreich – eingesetzt wurde. Dabei zeigten sich in der Regel keine fetalen Nebenwirkungen. Es liegen Kasuistiken bzw. kleine Fallserien vor, in denen Verapamil zur Therapie fetaler Tachykardien eingesetzt wurde. Diese erfolgte entweder diaplazentar, also über die Mutter, oder als intrauterine Applikation. Selten wurde über mütterliche Nebenwirkungen wie einen AV-Block II. Grades berichtet. Auch eine Kasuistik über einen unerklärten intrauterinen Fruchttod nach zunächst erfolgreicher Therapie mit Digoxin und Verapamil wurde veröffentlicht. Insgesamt wurden jedoch keine spezifischen fetotoxischen Effekte beobachtet.
Verapamil ist als Antiarrhythmikum der Klasse IV Mittel der Wahl für die Schwangerschaft.
Nach Anwendung im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalluntersuchung angeboten werden. Aufgrund von Elektrolyt- und Volumenverschiebungen nach der Entbindung ist eine Monitorüberwachung der unter Antiarrhythmika stehenden Patientin über etwa 48 Stunden indiziert.
Als Antihypertensivum und Metoprolol und alpha-Methyldopa sowie Nifedipin.
Es liegen nur wenige Berichte zu unter mütterlicher Verapamil-Therapie gestillten Kindern vor. Verapamil und der Metabolit Norverapamil waren oft nur in Spuren oder gar nicht im Plasma gestillter Kinder nachweisbar.
HWZ: 3 – 7 h (orale Gabe); Proteinbindung: 90%; molare Masse: 455 g/mol; relative Dosis: < 1%; Anteil einer therapeutischen Säuglingsdosis von 1,5 mg/kg/d: ca. 3%; M/P-Quotient: 0,94%; orale Bioverfügbarkeit 90%; systemische Verfügbarkeit 22 – 44%.
Bei den unter Verapamil gestillten Säuglingen wurden bisher keine negativen Auswirkungen beschrieben. Aufgrund der geringen relativen Dosis sind Symptome beim gestillten Säugling unwahrscheinlich.
Verapamil kann zur antiarrhythmischen Therapie in der Stillzeit verwendet werden. Wenn bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie Verapamil Vorteile im Vergleich zu erprobteren Calciumantagonisten wie Amlodipin oder Nifedipin bietet, ist es auch in der Stillzeit akzeptabel. Die individuell vereinbarten Blutdruckziele sollten beachtet werden.
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