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Thioridazin

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Konventionelles Antipsychotikum aus der Gruppe der Phenothiazine, das vor allem sedierend und nur in hoher Dosierung auch antipsychotisch wirkt. Es weist eine ausgeprägte anticholinerge Wirkkomponente, ein beträchtliches Interaktionspotential und ein vergleichsweise hohes Risiko für kardiale Nebenwirkungen auf, so dass es nur noch in Ausnahmefällen angewendet werden sollte. Thioridazin ist plazentagängig.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Unruhe- und Erregungszustände bei psychotischen Erkrankungen.

  • Produktnamen

    Melleril® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Insgesamt sind trotz der langen Markteinführung nur gut 70 im 1. Trimenon exponierte Schwangerschaftsverläufe bekannt geworden. Die Studien beruhen größtenteils auf Registerdaten und wurden methodisch zum Teil nicht konsequent ausgewertet. Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergaben sich nicht. Für die schon lange eingeführte und insgesamt recht gut untersuchte Substanzgruppe der Phenothiazine hat sich bisher kein ernsthafter Verdacht auf Teratogenität ergeben. Allerdings ist zu bedenken, dass Phenothiazine in den meisten Studien als Antiemetikum untersucht wurden, das heißt in niedriger Dosierung und mit vergleichsweise kurzer Behandlungszeit während der Schwangerschaft. Tierexperimentell traten bei Mäusen unter Thioridazin vermehrt Gaumenspalten auf, was auf eine speziesspezifische Empfindlichkeit zurückgeführt wurde. Beim Menschen wurde kein vermehrtes Auftreten von Gaumenspalten beobachtet.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Bei Einnahme von Thioridazin bis zur Geburt sind beim Neugeborenen Anpassungsstörungen möglich. Diese können innerhalb der ersten Tage nach der Geburt auftreten und mit neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen einhergehen. Auch extrapyramidalmotorische Symptome sind möglich, sehr selten auch Krampfanfälle.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei einer medikamentösen Neueinstellung sollten wenn möglich besser erprobte Sedativa vorgezogen werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon sollte eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen oder Frühwarnsymptomen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

Besser geeignete Alternativen

Promethazin. Als sedierendes Antipsychotikum auch Quetiapin, bei Schlafstörungen auch Diphenhydramin oder Amitriptylin.

Stillzeit

Es liegen keine publizierten Erfahrungen vor.

Pharmakokinetik

HWZ: etwa 10 h, aktive Metaboliten bis zu 2 Tage; Proteinbindung: > 95%; molare Masse: 371 g/mol; orale Bioverfügbarkeit: 60%. Thioridazin geht in die Milch über.

Klinik

Es liegen keine Daten vor. Aufgrund des Wirkspektrums von Thioridazin ist vor allem an eine Sedierung zu denken.

Empfehlung

Das Stillen bei mütterlicher Thioridazin-Einnahme ist eher kritisch zu beurteilen, obwohl aufgrund der hohen Plasmaeiweißbindung ein eher geringer Übergang in die Muttermilch anzunehmen ist. Thioridazin ist aber aufgrund seiner langwirksamen Metaboliten schlecht steuerbar und es fehlen bei insgesamt ungünstigem Nebenwirkungsprofil Informationen zum Übergang in die Milch und zur Metabolisierung beim Kind. Im Einzelfall kann das Stillen bei Monotherapie, eher niedriger mütterlicher Thioridazin-Dosis und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel sein. Um auszuschließen, dass relevante Mengen Thioridazin zum Kind gelangen, kann nach zwei bis drei Wochen die Plasmakonzentration beim Kind bestimmt werden. Eine Einzeldosis erfordert keine Einschränkung des Stillens. Treten anders nicht erklärbare Symptome wie extrapyramidalmotorische Symptome, Sedierung, gastrointestinale Symptome, Trinkschwäche oder Unruhe beim Kind auf, sollten ein Kinderarzt und unsere Einrichtung kontaktiert werden.


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