Gefördert durch

Lithiumsalze

grau
Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Lithium ist ein chemisches Element, das physiologischerweise in Spuren im menschlichen Körper vorkommt. Es beeinflusst u.a. mehrere Neurotransmitter- und „second-messenger“-Systeme, sein genauer Wirkmechanismus ist nicht geklärt. Lithium besitzt nur eine geringe therapeutische Breite und wird, beeinflusst durch den Wasser- und Natriumhaushalt, renal ausgeschieden. In der Regel steigt die Lithium-Clearance während der Schwangerschaft an. Lithium ist plazentagängig, der kindliche Organismus ist intrauterin etwa den gleichen Serumkonzentrationen ausgesetzt wie die Mutter.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Rezidivprophylaxe bei bipolarer und rezidivierender depressiver Erkrankung, akute Manie, Augmentationstherapie bei bestimmten Formen der Depression.

  • Produktnamen

    Hypnorex®, Quilonum®

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

In verschiedenen Studien mit unterschiedlicher Datenqualität wurden insgesamt etwa 1400 Schwangerschaftsverläufe mit Lithium-Exposition im 1. Trimenon ausgewertet. Zusammenfassend hat sich Lithium bisher als ein schwaches Teratogen erwiesen, das bei etwa 1 von 100 bis 1 von 1000 exponierten Kindern zu Herzfehlbildungen führt, insbesondere zur sogenannten Ebstein-Anomalie. In einer neueren Register-Studie wurde außerdem eine Abhängigkeit des Fehlbildungsrisikos von der Dosierung gefunden, allerdings lagen keine Daten zu den korrespondierenden Plasma-Spiegeln vor.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Da die Lithium-Clearance während der Schwangerschaft meist ansteigt, sollte der Lithium-Spiegel regelmäßig kontrolliert werden. Bei Einnahme von Lithium bis zur Geburt sind beim Neugeborenen ausgeprägte Anpassungsstörungen möglich. Es kann ein „Floppy-Infant-Syndrom“ auftreten mit Lethargie, Trinkschwäche, kardiale Arrhythmien, Tachypnoe, Zyanose und Temperaturregulationsstörungen, in seltenen Fällen auch Krampfanfällen. Jedes Lithium-exponierte Neugeborene muss deshalb in den ersten Lebenstagen auf diese Symptome hin beobachtet werden. Intrauterin exponierte Feten können eine Hypothyreose mit Struma entwickeln, auch wurden Fälle eines fetalen Diabetes insipidus mit Polyhydramnion berichtet.

Die bisherigen Langzeit-Beobachtungen sprechen gegen eine Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung nach intrauteriner Lithium-Exposition, die Daten reichen jedoch nicht für eine differenzierte Beurteilung aus.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei medikamentöser Neueinstellung sollten wenn möglich alternative Strategien bevorzugt werden, zur Phasenprophylaxe bei bipolarer Erkrankung insbesondere eine Therapie mit gut erprobten atypischen Antipsychotika. Wird die Lithium-Medikation in der Schwangerschaft fortgeführt, sollte die Tagesdosis soweit praktikabel auf mehrere Einzeldosen eines Retardpräparates aufgeteilt werden, um Plasma-Spitzen zu vermeiden. Der Lithium-Spiegel sollte im 1. Trimenon so niedrig wie therapeutisch möglich gehalten werden. Aufgrund der Clearance-Erhöhung während der Schwangerschaft sowie des Clearance-Abfalls nach der Geburt muss der Lithium-Spiegel regelmäßig kontrolliert und die Dosis unter Berücksichtigung der Klinik gegebenenfalls angepasst werden. Optimal ist die konsequente Nutzung eines „Lithium-Passes“.

Aufgrund der geringen therapeutischen Breite von Lithium ist unter der Geburt auf eine ausreichende maternale Flüssigkeitszufuhr zu achten, um toxische Symptome bei Mutter und Kind zu vermeiden. Da insbesondere bei der bipolaren Störung eine hohe Rezidivgefahr im Wochenbett besteht, sollte über ein Absenken des Lithium-Spiegels vor der Geburt jeweils im individuellen Einzelfall entschieden werden. Aufgrund der besonderen Vulnerabilität im Wochenbett ist es auch besonders wichtig, dass sich der maternale Serumspiegel postpartal im therapeutischen Bereich befindet. Auch sollten mit der Mutter frühzeitig rückfallprophylaktische Strategien wie Reizabschirmung und die Vermeidung von Schlafmangel geplant werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon sollte eine frühzeitige weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen oder Frühwarnsymptomen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. In den ersten Lebenstagen sollte beim Neugeborenen auf Anpassungsstörungen geachtet und die Schilddrüsenfunktion kontrolliert werden. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

abhängig von der Indikation. Bei bipolarer affektiver Erkrankung und Manie vor allem atypische Antipsychotika wie z.B. Quetiapin.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu mehr als 30 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: etwa 24 h, beim Neugeborenen vermutlich deutlich länger. Proteinbindung: keine; molare Masse: 7 g/mol; relative Dosis: 3,5 – 30%; M/P-Quotient: 0,34 – 0,70; orale Bioverfügbarkeit: fast vollständig. Im Plasma gestillter Säuglinge wurde nach Absinken der postnatal hohen Konzentrationen durchschnittlich etwa ein Viertel der mütterlichen Plasmakonzentrationen gemessen, im Einzelfall jedoch auch bis zu 58%.

Klinik

Eine Publikation berichtet über einen zwei Monate alten Säugling mit Tremor und abnormem Bewegungsmuster, seine Serumwerte für Lithium waren doppelt so hoch wie die der Mutter. Bei zwei klinisch unauffälligen gestillten Kindern wurden im Alter von einem bzw. zwei Monaten ansteigende TSH-Werte gemessen. Ein Kind wurde bei fortgesetzter mütterlicher Lithium-Therapie weiter gestillt, bei dem anderen wurde die maternale Lithium-Einnahme beendet; bei beiden Kindern normalisierten sich die TSH-Werte wieder. Bei einem anderen Kind wurden ansteigende Kreatinin-Werte gefunden, die sich später ebenfalls wieder normalisierten.

Empfehlung

Über das Stillen unter mütterlicher Lithium-Therapie sollte im Einzelfall entschieden werden, auch Varianten des Teilstillens können in Betracht gezogen werden. Bei genauer Beobachtung des Säuglings (Muskeltonus, Tremor, unwillkürliche Bewegungen, Zyanose, Dehydratation) und möglichst niedriger mütterlicher Lithiumdosis ist im Einzelfall eine Fortsetzung des Stillens akzeptabel. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass Säuglinge besonders gefährdet sind zu dehydrieren (z. B. bei Fieber und Trinkschwäche), wodurch die Lithium-Plasmakonzentration schnell in toxische Bereiche ansteigen kann. Gegebenenfalls sollte die Lithium-Plasmakonzentration des Säuglings bestimmt werden, insbesondere bei neu auftretender Symptomatik.


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