Gefördert durch

Johanniskraut

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Johanniskraut-Extrakte werden zur Behandlung von leichten und mittelschweren Depressionen eingesetzt und haben eine große therapeutische Breite. Als eine Wirkkomponente gilt Hyperforin, eventuell auch gemeinsam mit anderen Inhaltsstoffen. Der Wirkmechanismus soll auf einer Wiederaufnahmehemmung bezüglich Serotonin, Noradrenalin und Dopamin beruhen. Es können Interaktionen mit zahlreichen Arzneimitteln auftreten, z.B. können die Serumspiegel oraler Kontrazeptiva und anderer Arzneimittel vermindert werden. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Einnahme antidepressiv wirksamer Dosierungen.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Leichte bis mittelschwere depressive Störungen.

  • Produktnamen

    Felis®, Hyperforat®, Jarsin®, Laif®, Neuroplant® und andere.

  • Synonyme

    Hypericum perforatum.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Drei Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 300 im 1. Trimenon exponierten Schwangerschaftsverläufen haben heterogene Ergebnisse erbracht. Der Großteil der Daten stammt aus einer Registerstudie auf der Basis deutscher Krankenversicherungsdaten; die Autoren dieser Studie diskutieren u.a. ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko. Zusammenfassend zeigte sich jedoch weder in dieser noch in den anderen beiden Studien eine statistisch signifikante Erhöhung des Fehlbildungsrisikos. Für eine differenzierte Risikobewertung reichen die bisher zur Verfügung stehenden Daten jedoch nicht aus.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Fetotoxische Wirkungen von Johanniskraut-Extrakten sind bisher nicht bekannt. Auch neonatale Anpassungsstörungen nach maternaler Johanniskraut-Einnahme wurden bisher nicht beschrieben, sind aber bei einer Behandlung bis zur Entbindung wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten nicht auszuschließen.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei medikamentöser Neueinstellung sollte zunächst geprüft werden, ob die am besten erprobten Antidepressiva Sertralin oder Citalopram eingesetzt werden können. Falls Johanniskraut-Extrakte dennoch verwendet werden, ist zu prüfen, ob es zu Interaktionen mit einer eventuell bestehenden Komedikation kommen kann.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und Entwicklungskomplikationen beim Feten (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können.

In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf etwaige Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

Besser geeignete Alternativen

Zum Beispiel Sertralin, Citalopram.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu mehr als 30 Mutter-Kind-Paaren vor. Bei den meisten publizierten Daten handelt es sich um klinische Beobachtungen, die pharmakokinetischen Angaben beruhen auf der Untersuchung weniger Mutter-Kind-Paare.

Pharmakokinetik

Johanniskraut-Extrakte enthalten verschiedene Pflanzenstoffe, für die Stillzeit untersucht wurden nur Hyperforin und Hypericin. Die Plasmakonzentrationen dieser Substanzen lagen bei den gestillten Kindern an oder unter der Nachweisgrenze. Relative Dosis: Hyperforin 0,9 – 2,5%; M/P-Quotient: Hyperforin 0,04 – 0,13.

 

 

Klinik

Insgesamt wurde über eine gute Verträglichkeit berichtet. In einer Untersuchung an 33 Mutter-Kind-Paaren berichteten zwei Mütter, dass kolikartige Beschwerden bei ihren Kindern aufgetreten seien; drei Mütter hatten vorübergehend eine Benommenheit bzw. Lethargie ihrer Kinder beobachtet. Eine ärztliche Behandlung war jeweils nicht notwendig. Insgesamt wurde damit in der Behandlungsgruppe häufiger als in den Kontrollgruppen über leichte Beschwerden der gestillten Kinder berichtet. Ein kausaler Zusammenhang bleibt unklar, zumal mehr als 40 % der Frauen in der Behandlungsgruppe zusätzlich zu den Johanniskraut-Extrakten noch ein konventionelles Antidepressivum einnahmen.

Empfehlung

Stillen ist bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes akzeptabel, eventuelle Interaktionen mit anderen Arzneimitteln dürfen auch hier nicht vergessen werden.


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