Gefördert durch

Bupropion

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Bupropion ist ein selektiver Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer und erhöht somit die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Bupropion wird extensiv hepatisch metabolisiert, v.a über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP2B6, aber auch andere Enzyme sind beteiligt. Die Plasmaspiegel der pharmakologisch aktiven Metaboliten Hydroxybupropion, Erythrohydrobupropion und Threohydrobupropion liegen teils um ein Mehrfaches höher als der Plasmaspiegel von Bupropion, so dass sie für die klinische Wirkung relevant sind. Die Behandlung mit Bupropion kann u.a. zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen; auch besteht ein geringes dosisabhängiges Risiko für Krampfanfälle und ein (geringes) Missbrauchspotenzial. Bupropion und seine Metaboliten passieren die Plazenta. Auch können sowohl der Fetus als auch die Plazenta Bupropion metabolisieren.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Depression, Nikotinentwöhnung.

  • Produktnamen

    Elontril®, Wellbutrin®, Zyban® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

Insgesamt wurden etwa 11.000 im ersten Trimenon exponierte Schwangerschaftsverläufe unter Bupropion analysiert; meist unter der Fragestellung, ob eine Assoziation zwischen kindlichen Herzfehlern und mütterlicher Bupropion-Therapie im 1. Trimenon besteht. Im Schwangerschaftsregister des Herstellers mit 806 im 1. Trimenon exponierten Schwangerschaften zeigte sich kein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko. Es zeigte sich auch kein spezifisches Fehlbildungsmuster, jedoch fielen gehäuft verschiedene Herzfehlbildungen auf. Eine prospektive Kohortenstudie mit 136 Schwangeren und die Auswertung eines Versicherungsregisters mit über 1200 Schwangeren zeigten weder eine erhöhte Gesamtfehlbildungsrate noch ein erhöhtes Risiko für kardiale Fehlbildungen. Eine bevölkerungsbasierte Fall-Kontroll-Studie fand eine positive Assoziation zwischen Obstruktionen des linksventrikulären Ausflusstraktes (meist Aortenisthmusstenosen) und einer Bupropion-Einnahme im 1. Trimenon. Zu anderen kindlichen Herzfehlern und zur Gesamtgruppe kindlicher Herzfehler wurde keine positive Assoziation gefunden, auch basierte die Analyse zu Obstruktionen des linksventrikulären Ausflusstraktes auf lediglich zehn Fällen. Eine weitere Fall-Kontroll-Studie konnte den Verdacht bezüglich Aortenisthmusstenosen nicht bestätigen, fand aber – basierend auf 23 Fällen – eine positive Assoziation zu Ventrikelseptumdefekten, die sich in der erstgenannten Fall-Kontroll-Studie nicht gezeigt hatte. Eine große US-amerikanische Registerstudie wertete fast 9000 Schwangerschaftsverläufe in Hinblick auf kardiale Fehlbildungen aus und fand weder ein erhöhtes Risiko für die Gesamtgruppe kardialer Fehlbildungen noch für Ventrikelseptumdefekte.
Zusammenfassend sprechen die Studienergebnisse gegen ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko und gegen ein erhöhtes Risiko für die Gesamtgruppe kardialer Fehlbildungen. Da die in den Fall-Kontroll-Studien gefundenen positiven Assoziationen zu einzelnen kardialen Fehlbildungen in Folgestudien jeweils nicht bestätigt wurden, erscheint ein kausaler Zusammenhang eher nicht wahrscheinlich.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten können bei Behandlung mit Bupropion bis zur Geburt in den ersten Lebenstagen neonatale Anpassungsstörungen auftreten mit neurologischen, gastrointestinalen und kardiorespiratorischen Symptomen.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei medikamentöser Neueinstellung sollten zunächst die am besten untersuchten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Sertralin und Citalopram bevorzugt werden. Wenn diese nicht infrage kommen, kann Bupropion auch bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft verordnet werden. Zur Raucherentwöhnung kann Bupropion als medikamentöse Behandlung im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans nach kritischer Indikationsstellung akzeptabel sein.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalluntersuchung zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen. Abhängig vom individuellen Rückfallrisiko und nur dann, wenn es die klinische Situation erlaubt, kann ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin die Medikation pausiert oder in der Dosis reduziert werden, um dem Neugeborenen die Anpassung nach der Geburt zu erleichtern. Nach der Entbindung muss dann die Therapie in der erforderlichen Dosis sofort wieder aufgenommen werden.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Bei depressiven Erkrankungen Citalopram oder Sertralin.
 

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu etwa 70 Mutter-Kind-Paaren vor, nur in wenigen Fällen wurden pharmakokinetische Parameter untersucht. Diese zeigten eine große Variabilität.

Pharmakokinetik

HWZ: 9 – 25 h, HWZ des pharmakologisch aktiven Hauptmetaboliten Hydroxybupropion, der meist deutlich höhere Plasmaspiegel aufweist: 16 – 26 h, weitere pharmakologisch wirksame Metaboliten sind Threohydrobupropion und Erythrohydrobupropion mit einer HWZ von ca. 37 h bzw. ca. 33 h; Proteinbindung von Bupropion, Hydroxybupropion und Threohydrobupropion 84% bzw. 77% und 42%; molare Masse: 240 g/mol; relative Dosis (ohne Metaboliten): 0,14 – 10,6%; M/P-Quotient: 0,72 – 8,58 für Bupropion, für die Metaboliten deutlich geringer (0,09 bis 1,57); gastrointestinale Resorption: mindestens 87%.

Klinik

In einem Abstract wird über 52 Mutter-Kind-Paare mit maternaler Bupropion-Behandlung berichtet; 29 Mütter nahmen Bupropion in Monotherapie ein und 23 in Kombination mit einem SSRI. In der Monotherapiegruppe berichteten die Mütter bei fünf gestillten Kindern (17%) über unerwünschte Wirkungen, während sieben Kinder (30%) der Gruppe mit Kombinationstherapie betroffen waren. In einer Vergleichsgruppe mit 54 Mutter-Kind-Paaren nahmen die Mütter verschiedene SSRI in Monotherapie ein; in dieser Gruppe waren vier Kinder (7%) von unerwünschten Wirkungen betroffen. Folgende unerwünschte Wirkungen wurden berichtet: Erbrechen, Diarrhoe, Übererregbarkeit, Schläfrigkeit und Hypotonie. Es liegen keine Informationen vor zu Dauer und Umfang des Stillens, zum Alter der Kinder und zur Dosierung.
Zwei Fallberichte dokumentieren fragliche zerebrale Krampfanfälle bei etwa sechs Monate alten teilgestillten Kindern, deren Mütter Bupropion aufdosierten. Ein kausaler Zusammenhang zur mütterlichen Medikation ist nicht gesichert.

Empfehlung

Stillen ist bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel. Treten anders nicht erklärbare Symptome wie krampfartige Symptome, Unruhe, Erbrechen, Durchfall oder Sedierung neu auf, sollten ein Kinderarzt und unsere Einrichtung kontaktiert werden.


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