Das natürlich vorkommende Vitamin-A-Derivat Tretinoin ist ein nichtselektiver Retinoid-Rezeptoragonist. Es steht zur lokalen und systemischen Anwendung als Tablette zur Verfügung. Über hormonähnliche Eigenschaften moduliert Tretinoin die Differenzierung und Proliferation u.a. von Keratinozyten und Promyelozyten. Eine wichtige Funktion hat die Retinsäure während der Embryonalentwicklung, da sie u.a. die Entwicklung von Gehirn und Wirbelsäule steuert.
Lokale Behandlung der Akne, systemisch bei akuter Promyelozytenleukämie.
Airol®, Cordes VAS Creme®, Vesanoid®
Vitamin-A-Säure (VAS), All-trans-Retinsäure (ATRA)
Erfahrungsumfang: HOCH (lokale Therapie)
Retinoide sind heute nach Thalidomid die beim Menschen am stärksten teratogen wirkenden Arzneimittel. Allerdings muss zwischen einer systemischen/oralen und lokalen Therapie unterschieden werden.
Eine lokale Anwendung führt nicht zu messbar erhöhten Plasmaspiegeln von Tretinoin oder von anderen endogenen Vitamin-A-Derivaten. Eine Metaanalyse prospektiver Studien mit Einschluss von fast 600 Schwangerschaften nach lokaler Therapie – davon ca. 500 mit Tretinoin – ermittelte keine signifikant erhöhten Fehlbildungs- oder Fehlgeburtsraten. Mit dieser Fallzahl kann jedoch nicht jegliches Risiko ausgeschlossen werden. Zudem gibt es wenige publizierte Einzelfälle, die den Verdacht haben aufkommen lassen, dass auch nach lokaler Anwendung Retinoid-typische Fehlbildungen auftreten können.
Die dokumentierten Erfahrungen mit systemischem Tretinoin bei Leukämie sind gering. Von 12 Schwangerschaften mit oraler Therapie im 1. Trimenon wurde die Mehrheit abgebrochen oder endete im Spontanabort. Drei gesunde Kinder wurden geboren. Es muss davon ausgegangen werden, dass die orale Anwendung von Tretinoin während der Organogenese ein dem Isotretinoin vergleichbares teratogenes Risiko mit einer Fehlbildungsrate von bis zu 25% und einem erheblich gesteigerten Spontanabortrisiko hat.
Es liegen keine Erfahrungen zur lokalen Anwendung vor. Die geringe kutane Resorption spricht jedoch gegen ein fetotoxisches Risiko.
Zur oralen/ systemischen Therapie existieren in etwa 30 Fallberichte, in denen größtenteils eine relativ gute Verträglichkeit für Mutter und Kind beschrieben wird. Allerdings wurden Frühgeburtlichkeit mit entsprechenden Problemen, Wachstumsretardierung und einmal eine fetale Arrhythmie beobachtet, wobei die Schwere der mütterlichen Erkrankung und die häufig durchgeführte Kombinationstherapie mit weiteren Zytostatika zu bedenken sind.
Eine lokale Tretinoin-Behandlung sollte nicht in der Schwangerschaft erfolgen.
Die systemische Tretinoin-Therapie bei Leukämie ist bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter nur bei ausreichendem kontrazeptivem Schutz und nach Ausschluss einer Schwangerschaft erlaubt. Eine sichere Verhütung muss nach Absetzen von Tretinoin noch einen Monat weitergeführt werden. Die Behandlung einer Promyelozytenleukämie im 2. oder 3. Trimenon mit Tretinoin darf im Rahmen etablierter Therapieschemata nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.
Die lokale Therapie sollte umgehend beendet und eine weiterführende Ultraschalluntersuchung zur Bestätigung einer normalen Entwicklung angeboten werden.
Bei systemischer Therapie im 2./3. Trimenon sollte die Schwangerschaft sonographisch überwacht werden und die Entbindung in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen. Bei versehentlicher Anwendung im 1. Trimenon oder Unterschreitung des geforderten 4-Wochen-Abstands zwischen Beendigung einer systemischen Tretinoin-Therapie und Konzeption nehmen Sie bitte unbedingt mit uns Kontakt auf, um individuell das Risiko abzuschätzen und das weitere Vorgehen zu besprechen.
Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.
Zur Aknebehandlung z.B. Antiseptika, Antibiotika wie Erythromycin.
Systemische Anwendung: HWZ: 0,5 – 2 h; Proteinbindung > 95%; molare Masse: 300 g/mol; orale Bioverfübarkeit: 70%.
Die Resorptionsquote des lokal in Cremes applizierten Wirkstoffes beträgt bei langer Anwendungsdauer etwa 6 %. Dies resultiert jedoch nicht in signifikant erhöhten Plasmaspiegeln.
Es liegen keine Erfahrungen vor.
Unter systemischer Therapie sollte nicht gestillt werden. Falls keine Alternativen in Frage kommen, ist Stillen bei kleinflächiger lokaler Anwendung aufgrund der geringen Resorption akzeptabel. Eine Anwendung im Brustbereich darf nicht erfolgen.
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