Gefördert durch

Topiramat

rot
Gesicherte Teratogenität und/oder gravierende Fetotoxizität.

Topiramat bewirkt unter anderem eine Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle und wirkt modulierend an Glutamat- und Gamma-Aminobuttersäure (GABA)-Rezeptoren. Topiramat wird hauptsächlich renal eliminiert. Bei Kombination mit Enzym-induzierenden Substanzen wird es aber auch vermehrt hepatisch metabolisiert. Durch die Induktion von Cytochrom-P450-Enzymen kann die Wirksamkeit von Ethinylestradiol-haltigen oralen Kontrazeptiva vermindert werden, so dass Präparate mit höherdosiertem Ethinylestradiol-Anteil oder eine zusätzliche Verhütungsmethode empfehlenswert sind. Die durch Topiramat verursachte mäßig ausgeprägte Enzyminduktion kann darüber hinaus möglicherweise zu einem Vitamin-K-Mangel beim Neugeborenen führen.

Topiramat führt häufig zu einer Gewichtsabnahme und kann durch eine milde Hemmung der Carboanhydrase zu Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes führen. Eine häufige unerwünschte Wirkung ist Diarrhoe. Während der Schwangerschaft erhöht sich die Clearance durch eine vermehrte renale Ausscheidung, wodurch die Plasmaspiegel um 30 – 40% sinken können. Topiramat ist plazentagängig, der kindliche Organismus ist intrauterin etwa den gleichen Serumkonzentrationen ausgesetzt wie die Mutter.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Mono- oder Zusatztherapie bei Epilepsie; Migräneprophylaxe.

  • Produktnamen

    TOPAMAX® und Generika.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

In verschiedenen Studien, zum Teil mit Daten aus großen Epilepsie-Registern, wurden mehr als 3500 Schwangerschaftsverläufe unter Topiramat dokumentiert. Mehrere dieser Studien beschreiben ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko unter Monotherapie, vor allem aber in Kombination mit anderen Antiepileptika (auch ohne Valproat). In einer Metaanalyse, die Daten aus sechs verschiedenen Studien mit insgesamt über 3000 Schwangerschaftsverläufen einschloss, zeigte sich ein sechsfach erhöhtes Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. In mehreren Studien wurde eine erhöhte Rate an Hypospadien beobachtet. Tierexperimentell traten bei Mäusen vermehrt kraniofaziale Defekte einschließlich Gaumenspalten auf, auch in Dosierungen unterhalb des humantherapeutischen Bereichs. In höheren Dosierungen wurden u.a. Extremitätenreduktionsdefekte bei Ratten und Kaninchen gesehen.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass die langfristige Einnahme von Topiramat im 2. und 3. Trimenon zu einem verminderten Geburtsgewicht führen kann, eine Studie beschrieb zusätzlich einen verringerten Kopfumfang. In verschiedenen Studien ergaben sich außerdem Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für neurokognitive Entwicklungsstörungen bei den pränatal exponierten Kindern.

Wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten muss bei Langzeitbehandlung bis zur Geburt mit Anpassungsstörungen beim Neugeborenen gerechnet werden, auch Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes beim Neugeborenen sind denkbar.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Die Behandlungsindikation muss bei Planung einer Schwangerschaft kritisch geprüft werden. Wenn immer möglich sollte die Therapie auf besser verträgliche Mittel, insbesondere Lamotrigin oder Levetiracetam, umgestellt werden. Kommt nur Topiramat in Frage, ist eine Monotherapie anzustreben.
Eine Migräneprophylaxe mit Topiramat soll beendet bzw. nicht begonnen werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei einer stabil eingestellten Patientin mit Epilepsie soll die Therapie mit Topiramat nur dann beibehalten werden, wenn eine Umstellung auf besser geeignete Alternativen nicht möglich ist. Die Dosis muss in diesem Fall geprüft und, wenn noch nicht geschehen, auf mehrere Einzeldosen verteilt werden. Eine Migräneprophylaxe mit Topiramat ist umgehend zu beenden.
Eine weiterführende Ultraschalluntersuchung zur Bestätigung der normalen Entwicklung des Feten sollte nach Exposition im 1. Trimenon angeboten werden. Aufgrund der Clearancezunahme sind regelmäßige Plasmaspiegelkontrollen und Dosisanpassungen empfehlenswert. Bei Behandlung bis zur Geburt sollte das Wachstum regelmäßig kontrolliert werden und die Entbindung in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen. Aufgrund des Vitamin-K-Antagonismus muss eine ausreichende Vitamin-K-Gabe an das Kind unmittelbar nach der Geburt sichergestellt sein; dies ist durch eine parenterale Verabreichung am besten gewährleistet.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Epilepsie: Lamotrigin, Levetiracetam.
Migräneprophylaxe: Metoprolol, Amitriptylin.

Stillzeit

Pharmakokinetik

HWZ: 18 – 24 h (Neugeborene: 24 h); Proteinbindung 9 – 17%; molare Masse: 339 g/mol; relative Dosis: 3 – 23%; M/P-Quotient: 0,9; orale Bioverfügbarkeit: ca. 80%. Konzentrationen im Plasma gestillter Kinder können 10 – 20% der mütterlichen Werte betragen.

Klinik

Bei den meisten unter Topiramat gestillten Kindern wurden keine Nebenwirkungen berichtet. Ein Säugling entwickelte im Alter von sechs Wochen wässrig-schleimigen Durchfall, der sich nach Abstillen besserte; ein Zusammenhang mit der Topiramat-Exposition über die Muttermilch kann nicht ausgeschlossen werden.

Empfehlung

Stillen erscheint unter Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes akzeptabel. Bei hohen mütterlichen Dosen kann nach etwa zwei bis drei Wochen die Plasmakonzentration beim Kind bestimmt werden, vor allem bei neu auftretender und anders nicht zu erklärender Symptomatik.


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