Gefördert durch

Sotalol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Sotalol ist ein hydrophiles Klasse III-Antiarrhythmikum, ein Kaliumkanalblocker wie Amiodaron, allerdings mit ausgeprägter β-Rezeptorenblockade. Es liegt als Racemat vor. Der antiarrhythmische Wirkmechanismus ist sowohl an das rechts- wie auch an das linksdrehende Isomer gekoppelt und führt zu einer Verlängerung der absoluten Refraktärzeit. Das linksdrehende Isomer wirkt zusätzlich als Betablocker. Sotalol gehört zu der Gruppe der nichtselektiven Betablocker, da es nicht spezifisch an den β1-Rezeptor bindet. Es weist keine intrinsische sympathomimetische Aktivität auf. Sotalol geht sehr gut diaplazentar über, so dass es auch zur Behandlung von fetalen Tachykardien eingesetzt wird.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Lebensbedrohliche tachykarde ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, behandlungsbedürftige supraventrikuläre Tachykardien und Prophylaxe von Vorhofflimmern.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: GERING

1. Trimenon

Zur Therapie mit Sotalol im 1. Trimenon liegen nur Einzelfallberichte vor. Ein Fallbericht beschreibt zwar verschiedene Fehlbildungen bei einem Neugeborenen in Assoziation zur mütterlichen Therapie. Ein kausaler Zusammenhang kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden. Tierexperimentell war Sotalol nicht teratogen. Verschiedene Studien mit weit mehr als 5000 ausgewerteten Schwangerschaftsverläufen nach mütterlicher Betablocker-Therapie haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erbracht. Allerdings wurde Sotalol dabei kaum explizit erwähnt.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Es liegen nur wenige Erfahrungen zur Sotalol-Therapie in der zweiten Schwangerschaftshälfte aus mütterlicher Indikation vor. Eine Fetotoxizität lässt sich daraus nicht ableiten.

Die Erfahrungen zur Therapie fetaler Herzrhythmusstörungen sind weitaus zahlreicher. Im Fokus der Studien steht die Wirksamkeit auf die fetale Erkrankung. Zwei systematische Reviews und Metaanalysen aus 2017 vergleichen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von circa 120 Sotalol-exponierten Feten mit solchen, die primär Digoxin oder Flecainid erhalten hatten. Sotalol ist Digoxin tendenziell insbesondere beim Hydrops fetalis überlegen, im Vergleich zu Flecainid aber unterlegen. Mütterliche Nebenwirkungen treten bei Sotalol vergleichsweise weniger häufig auf. Diese Ergebnisse bestätigten sich im Kern auch in späteren Studien und Fallberichten bzw. -serien.

Bei klassischen Betablockern ist eine Assoziation zu geringerem Geburtsgewicht und auch Frühgeburtlichkeit beschrieben, wobei nicht abschließend geklärt ist, welche Rolle dabei die Indikation arterielle Hypertonie spielt. Sotalol wird hierfür jedoch nicht eingesetzt. Bei einer Therapie bis zur Geburt können Hypoglykämie und Bradykardie, sehr selten auch eine Hypotonie oder Atemstörungen beim Neugeborenen auftreten (siehe auch Metoprolol oder Bisoprolol). Vergleichbare Symptome können auch nach einer Langzeittherapie mit Sotalol auftreten.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Da Antiarrhythmika selbst Arrhythmien verursachen können, ist die Indikationsstellung kritisch zu prüfen und sollte einem Facharzt bzw. einer Fachärztin für Kardiologie/Rhythmologie vorbehalten sein. Ist ein Klasse-III-Antiarrhythmikum erforderlich, kann Sotalol in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Eine weiterführende Ultraschalluntersuchung sollte nach Exposition im 1. Trimenon angeboten werden. Bei langdauernder Therapie sollten vorsichtshalber Wachstumskontrollen des Fetus erfolgen. In Abhängigkeit von Therapiedauer und -zeitraum sollten die fetale/neonatale bzw. mütterliche Herzfrequenz und der -rhythmus überwacht werden. Bei einer Therapie bis zur Entbindung ist aufgrund von Elektrolyt- und Volumenverschiebungen nach der Geburt eine Monitorüberwachung der Patientin über etwa 48 Stunden indiziert. Beim Neugeborenen ist nach einer Therapie bis zur Geburt auf Bradykardie, Hypoglykämie und insbesondere bei Frühgeborenen auf Atemstörungen (selten) zu achten.

Besser geeignete Alternativen

Bei mütterlichen Arrhythmien mit hämodynamischer Instabilität ist die elektrische Kardioversion in allen Phasen der Schwangerschaft möglich. Ist ein Klasse III-Antiarrhythmikum erforderlich, hat Sotalol einige Vorteile gegenüber dem iodhaltigen Amiodaron. Die Entscheidung über die Anwendung von Antiarrhythmika aus mütterlicher Indikation in der Schwangerschaft ist abhängig von der Art der Herzrhythmusstörung, der kardialen Situation der Schwangeren, möglichen Begleit- und Vorerkrankungen und den Erfahrungen des Kardiologen/der Kardiologin.

Als Betablocker ist z.B. Metoprolol vorzuziehen. 

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu etwa sieben Mutter-Kind-Paaren vor. Eines der Kinder wurde nicht gestillt, jedoch erfolgten Konzentrationsbestimmungen.

Pharmakokinetik

HWZ:10 – 20 h; Proteinbindung: keine; molare Masse: 272 g/mol; relative Dosis: ca. 22%; M/P-Quotient: 3 – 5; orale Bioverfügbarkeit: 90 – 100% (nüchtern).

Klinik

In den wenigen publizierten Berichten zu gestillten Kindern unter Sotalol wurden keine Symptome beschrieben. Dennoch ist Sotalol in der Stillzeit kritisch zu bewerten: Die fehlende Eiweißbindung und gute orale Bioverfügbarkeit ermöglichen einen erheblichen Übergang zum Kind. Da Sotalol außerdem zu 80 – 90% unverändert renal ausgeschieden wird, ist insbesondere beim jungen (unreifen) Säugling eine Anreicherung vorstellbar.

Empfehlung

Falls unbedingt ein Klasse-III-Antiarrhythmikum eingesetzt werden muss, ist Sotalol dem jodhaltigen Amiodaron in der Stillzeit vorzuziehen. Sollte ein anderer β-Rezeptorenblocker infrage kommen, ist Metoprolol dem Sotalol vorzuziehen.


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