Sotalol ist ein hydrophiles Klasse-III-Antiarrhythmikum mit ausgeprägter β-Rezeptorenblockade. Sotalol liegt als Racemat vor. Die zueinander enantiomeren D- und die L-Isomere des Racemats blockieren Kaliumkanäle, so dass eine Verlängerung des Aktionspotentials durch die Hemmung des Kaliumausstroms erfolgt. Die L-Form des Sotalol wirkt zusätzlich als Betablocker. Sotalol gehört zu der Gruppe der nichtselektiven Betablocker, da es nicht spezifisch an den β1-Rezeptor bindet. Es weist keine intrinsische sympatomimetische Aktivität auf. Sotalol geht gut diaplazentar über, so dass es auch zur Behandlung von fetalen Tachykardien eingesetzt wird.
Lebensbedrohliche tachykarde ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, behandlungsbedürftige supraventrikuläre Tachykardien und Prophylaxe von Vorhofflimmern.
Erfahrungsumfang: GERING
Betablocker während der Schwangerschaft sind gut untersucht und nicht teratogen. Zur Therapie mit Sotalol im 1. Trimenon liegen jedoch nur Einzelfallberichte vor. Ein Fallbericht beschreibt zwar verschiedene Fehlbildungen bei einem Neugeborenen in Zusammenhang mit der mütterlichen Therapie. Ein kausaler Zusammenhang kann daraus jedoch nicht zwingend abgeleitet werden. Tierexperimentell war Sotalol nicht teratogen.
Aufgrund der guten Plazentagängigkeit wird Sotalol erfolgreich, teilweise in Kombination mit Digoxin zur Behandlung von fetalen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Ein nennenswertes fetotoxisches Potential wird in den Fallberichten zur Therapie von mütterlichen oder fetalen Arrhythmien nicht beschrieben.
Welches Antiarrhythmikum Mittel der Wahl bei fetalen Tachykardien ist, ist Gegenstand der Diskussion. Eine im Dezember 2015 begonnene interventionelle randomisierte prospektive Studie möchte klären, ob bei fetalem Vorhofflattern ohne Hydrops und bei fetaler supraventrikulärer Tachykardie mit oder ohne Hydrops sich eines der drei Arzneimittel Digoxin, Sotalol oder Flecainid - alleine oder in Kombination - als überlegen herausstellt (voraussichtliche Laufzeit bis 2020).
Unter der Behandlung mit verschiedenen Betablockern in der Schwangerschaft wurde wiederholt ein vermindertes Geburts- und Plazentagewicht diskutiert, insbesondere bei Behandlungsbeginn im frühen 2. Trimenon. Nach Behandlung allein im 3. Trimenon wurde lediglich eine Verminderung des Plazentagewichts beschrieben. Als Ursache wird eine Tonuserhöhung des Uterus mit nachfolgender Perfusionsminderung sowie die blutzuckersenkende Wirkung erörtert oder alternativ ein direkter Effekt der arteriellen Hypertonie. Eine neonatale β-Rezeptorenblockade infolge mütterlicher Therapie ist theoretisch bei jedem Betablocker zu erwarten und kann sich in Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie äußern. Ein Absetzen der Medikation 24 – 48 Stunden vor der Entbindung wird von manchen Autoren erörtert. Dieses Vorgehen ist kaum zu rechtfertigen. Die meist nur milden Symptome einer β-Rezeptorenblockade bessern sich beim Neugeborenen innerhalb von 48 Stunden folgenlos. Dennoch sollten Geburtshelfer und Pädiater über die mütterliche Medikation informiert sein.
Da Antiarrhythmika selbst Arrhythmien verursachen können, ist die Indikationsstellung kritisch zu prüfen und sollte einem Kardiologen vorbehalten sein. Ist ein Klasse-III-Antiarrhythmikum erforderlich, kann Sotalol in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Bei Anwendung in der Frühschwangerschaft sollte die fetale Entwicklung mittels sonographischer Feindiagnostik kontrolliert werden; bei langdauernder Therapie Wachstumskontrolle des Feten und Information über die Medikation an die Geburtshelfer. Bei Therapie bis zur Geburt Ausschluss von Hypoglykämie, Bradykardie und (insbesondere bei Frühgeborenen) Atemstörungen.
Als Klasse-III-Antiarrhythmikum: keine; als Betablocker: Metoprolol. Dennoch sollte die Entscheidung über die Anwendung eines Antiarrhythmikums aus mütterlicher Indikation in der Schwangerschaft zusammen mit einem erfahrenen Rhythmologen getroffen werden.
HWZ: 10 – 20 h; Proteinbindung: keine; molare Masse: 308 g/mol; relative Dosis: ca. 25%; M/P-Quotient: 3 – 5; orale Bioverfügbarkeit: 75 –100%.
Kreislaufsymptome und Hypoglykämie werden auch im Zusammenhang mit der Aufnahme von β-Rezeptorenblockern über die Muttermilch thematisiert, im Gegensatz zur präpartalen Exposition sind solche Effekte aber wenig wahrscheinlich. In den wenigen publizierten Berichten zu gestillten Kindern unter Sotalol wurden keine Symptome beobachtet. Dennoch ist Sotalol kritisch zu bewerten, da niedrige Eiweißbindung und die vorwiegend renale Ausscheidung einen erheblichen Übergang (hohe relative Dosis!) dieses β-Rezeptorenblockers zum Kind und eine Anreicherung beim jungen (unreifen) Säugling ermöglichen.
Falls unbedingt ein Klasse-III-Antiarrhythmikum eingesetzt werden muss, wäre Sotalol dem jodhaltigen Amiodaron in der Stillzeit vorzuziehen. Auf Symptome einer β-Blockade muss insbesondere bei jungen Säuglingen (< 2 Monate) geachtet werden. Sollte ein anderer β-Rezeptorenblocker infrage kommen, ist Metoprolol dem Sotalol vorzuziehen.
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