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Certolizumab pegol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Certolizumab pegol (CZP) ist ein pegyliertes Fab-Fragment eines rekombinanten humanisierten monoklonalen TNF-α Inhibitors. Es wird subkutan injiziert.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Rheumatoide Arthritis, axiale Spondyloarthritis, Psoriasis-Arthritis und Plaque-Psoriasis.

  • Produktnamen

    Cimzia®

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

In einer erneuten Auswertung der Herstellerdatenbank (UCB Pharma drug safety database) wurden insgesamt 1392 prospektive Schwangerschaftsverläufe evaluiert, davon 1021 mit Exposition (auch) im 1. Trimenon. Die Fehlbildungsrate war nicht erhöht, allerdings sind Daten- und Studienqualität gering. Eine Auswertung der WHO Pharmakovigilanz-Datenbank, die Ergebnisse der PIANO-Studie mit 60 im 1. Trimenon CZP exponierten Kindern sowie Fallberichte und eine Metaanalyse von 2021 zu TNF-α Inhibitoren deuten ebenfalls nicht auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko oder auf ein Fehlbildungsmuster hin. Aufgrund der großen molaren Masse ist ein nennenswerter plazentarer Übergang während der Embryogenese auch unwahrscheinlich.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Da CZP keine Fragment-kristallisierbare (Fc)-Region hat, bindet es nicht an den humanen Fc-Rezeptor in der Plazenta, so dass der Übergang zum Feten sehr gering ist. Dies wurde durch Konzentrationsbestimmungen aus Studien, Fallserien und -berichten bestätigt. Eine Arbeitsgruppe untersuchte Wirkstoffkonzentrationen im Nabelschnurblut, wenn TNF-α Inhibitoren so lange während der Schwangerschaft appliziert wurden, wie es 2016 von der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) empfohlen wurde. Im Fall von CZP bedeutete das konkret eine Therapie bis zu 37 Schwangerschaftswochen (median) und im Median 15 Tage Abstand zwischen der letzten Dosis und der Entbindung. In 5,9% von 68 Nabelschnurblutproben konnte CZP in geringen Konzentrationen (Median 0.3 μg/ml (IQR: 0.2–1.3)) nachgewiesen werden, nach vier Wochen hatte kein Kind mehr messbare Serumkonzentrationen.

Die Auswertung der PreCARA Studie mit 96 nicht anti-TNF und 92 anti-TNF-α exponierten Schwangerschaften, darunter 62 mit CZP, fand kein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit und Small for Gestational Age. Im Gegensatz zu früheren Studien bzw. einer Metaanalyse von 2021, die andere Ergebnisse zeigten, waren die TNF-α Inhibitoren hier analog der EULAR-Empfehlung länger gegeben worden, d.h. CZP bis zur 38. Woche. Wenn nötig, wurde die Therapie während der Schwangerschaft intensiviert, so dass insgesamt eine geringe Entzündungsaktivität erreicht werden konnte.

Postpartale Infektionen und Impfungen: Intrauterin anti-TNF-α exponierte Kinder wiesen im Vergleich zu Kindern, deren Mütter ähnliche Erkrankungen hatten, aber nicht mit Biologika therapiert waren, nicht nennenswert häufiger relevante Infektionen auf. Impfungen, auch Lebendimpfungen wie die Rotavirus-Impfung, werden nach jetziger Erfahrung nach intrauteriner anti-TNF-α Exposition gut vom Säugling vertragen. Dies gilt jedoch nicht für die in Deutschland zurzeit nicht mehr empfohlene BCG-Impfung.

Einige Studien untersuchten, ob die intrauterin anti-TNF-α exponierten Kinder – meistens handelte es sich um eine Exposition mit Infliximab, Adalimumab oder Etanercept – eine adäquate Immunantwort nach Impfungen entwickelten. Dies wurde für folgende Impfungen untersucht: HIB, Influenza, Tetanus, Diphtherie, Pneumokokken, Masern, Mumps und Röteln-Impfungen sowie für Hepatitis B. Mehrheitlich zeigten die Kinder eine gute Immunantwort.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Eine vor Konzeption begonnene Certolizumab pegol Therapie darf auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden, wenn dies erforderlich ist. Eine effektive Krankheitskontrolle mit niedriger Krankheitsaktivität stellt eine wichtige Voraussetzung für einen ungestörten Schwangerschaftsverlauf dar. Es ist nicht erforderlich, eine gut auf Adalimumab, Etanercept oder Infliximab eingestellte Patientin auf Certolizumab pegol umzustellen. Wenn jedoch in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch eine TNF-α Blocker Therapie erstmals neu begonnen werden soll, kommt neben Etanercept vor allem Certolizumab pegol, das den geringsten plazentaren Übergang aufweist, infrage.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Eine gute interdisziplinäre Betreuung der Schwangeren sollte gewährleistet sein. Dabei können (weiterführende) Ultraschalluntersuchungen hilfreich sein. Der Hersteller empfiehlt, mindestens fünf Monate nach der letzten CZP-Applikation während der Schwangerschaft mit einer Lebendimpfung beim Säugling zu warten, es sei denn, der Nutzen der Impfung sei größer als das theoretische Risiko für Nebenwirkungen. Die Impfung mit dem Lebendimpfstoff gegen Rotaviren kann erwogen werden.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Abhängig von der Indikation und Krankheitsaktivität; siehe auch rheumatoide Arthritis.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu fast 100 Mutter-Kind-Paaren vor. Bei ca. 30 von ihnen wurden Konzentrationsbestimmungen in der Muttermilch vorgenommen, die, soweit quantifizierbar, sehr niedrig ausfielen.

Pharmakokinetik

HWZ:14 Tage; molare Masse: 47.750 g/mol; mediane relative Dosis: 0,15%; orale Bioverfügbarkeit: gering.

Klinik

Bisher wurden keine Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen beschrieben. Solche erscheinen aufgrund der geringen oralen Verfügbarkeit und hohen molaren Masse auch unwahrscheinlich.

Empfehlung

Stillen unter Certolizumab pegol ist akzeptabel.


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