Gefördert durch

Alkohol in der Schwangerschaft – Wie viel ist sicher? (Juli 2013)

Die kürzlich erschienene Studie von R. Humphriss et al. (BMJ Open 2013) hat ein gewisses Medienecho hervorgerufen. Sie wurde teilweise dahingehend interpretiert, dass ein moderater Konsum für den Embryo/ den Fetus unbedenklich, ja sogar förderlich sei (!). In der Studie wurden Auswirkungen von moderatem Alkoholgenuss während der Schwangerschaft auf die neurobiologische Entwicklung der Kinder untersucht. Eine besondere negative Auswirkung wurde tatsächlich nicht gefunden, dennoch darf das Ergebnis nicht dazu dienen, einen –€œ wenn auch geringen –€œ Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu rechtfertigen. Alkohol ist eine erwiesenermaßen teratogene, d.h. fehlbildungserzeugende Substanz und kann bei starkem Konsum (wie z.B. bei Alkoholismus) zum „fetalen Alkoholsyndrom“ (FAS) führen, das verschiedene Dysmorphien des Gesichts, Minderwuchs und Verhaltensauffälligkeiten beinhaltet.

Schlussfolgerungen wie „wenig Alkohol schadet nicht“ oder „moderater Alkoholkonsum in der Schwangerschaft hat keine negativen Auswirkungen auf die Hirnentwicklung“ können aus der genannten Studie keinesfalls in dieser Allgemeinheit abgeleitet werden, da lediglich Auswirkungen auf die Balance der Kinder überprüft wurden. Es wurde auch nicht belegt, dass der scheinbar günstige Effekt auf die Balanceleistung auf den Alkoholkonsum zurückzuführen ist. Vielmehr wird von den Autoren eine Auswirkung von anderen Faktoren, insbesondere des sich zwischen den Kohorten unterscheidenden Bildungsniveaus, explizit für möglich erachtet.

Zudem handelt es sich bei dem Ergebnis dieser Studie keineswegs um ein grundsätzlich neues, das alle früheren Erfahrungen entwertet. Vielmehr ist der gesamte wissenschaftliche Erfahrungsumfang zu berücksichtigen. So wurden bei Kindern, deren Mütter regelmäßig moderate Mengen Alkohol zu sich nahmen oder „Binge-Drinking“ (also gelegentliches heftiges Trinken) praktizierten, zwar kein FAS, aber durchaus kognitive Störungen und Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Andererseits existieren einige Studien, die kein erhöhtes Risiko bei geringgradigem Konsum bestätigen können. Dieses ist insbesondere deswegen beruhigend, da viele Frauen im Zeitraum vor Feststellung ihrer Schwangerschaft noch in „sozialem“ Umfang Alkohol konsumiert haben. Unterbleibt jeder weiterer Gebrauch, muss kein wesentlich erhöhtes Risiko angenommen werden.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass eine für die Schwangerschaft absolut sichere Alkoholdosis nicht bekannt ist. Daher ist jeder schwangeren Frau dringend zu empfehlen, generell auf alkoholhaltige Getränke zu verzichten.