Paracetamol ist ein bewährtes und gut verträgliches Analgetikum und Antipyretikum. Es wirkt nicht antiphlogistisch. Der exakte Wirkmechanismus ist noch immer nicht vollständig geklärt. Neben einer COX-inhibitorischen Wirkung erfolgt der Wirkeffekt auch über einen Angriffspunkt im zentralen Nervensystem.
Eine Vielzahl von Studien und experimentellen Arbeiten beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit nach Paracetamol-Einnahme während der Schwangerschaft Auswirkungen auf das Ungeborene zu erwarten sind. Die häufig heterogenen Ergebnisse und ihre klinische Relevanz beim Menschen werden in Fachkreisen kontrovers diskutiert.
Wie die meisten anderen Arzneimittel auch ist Paracetamol plazentagängig.
Leichte bis mittelschwere Schmerzen, Fieber.
Acetaminophen
Erfahrungsumfang: HOCH
Ergebnisse verschiedener populationsbasierter Fall-Kontroll-Studien sprechen gegen ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko nach Paracetamol-Exposition. Eine Fall-Kontroll-Studie aus dem Jahr 2002 fand ein gering erhöhtes Risiko für Gastroschisis, insbesondere wenn die Mutter Kombinationspräparate mit Pseudoephedrin eingenommen hatte. Andere Studien haben jedoch keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol und dem Auftreten von Gastroschisis nachgewiesen. Studien zu einer eventuellen Assoziation zwischen intrauteriner Paracetamol-Exposition und einem verringerten anogenitalen Abstand bei männlichen Neugeborenen haben widersprüchliche Ergebnisse erbracht, so dass eine abschließende Beurteilung noch nicht möglich ist.
Zu funktionellen Entwicklungsstörungen im Zusammenhang mit einer Paracetamol-Einnahme der Mutter in der Schwangerschaft sind Erläuterungen im nachfolgenden Abschnitt aufgeführt.
In verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen werden mentale bzw. Verhaltens- und Sprachentwicklungsauffälligkeiten beim Kind im Zusammenhang mit einer Paracetamol-Einnahme der Mutter in der Schwangerschaft diskutiert. Hierzu zählen die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Autismus-Spektrum-Störungen. Diese Studienergebnisse sind u.a. aus den folgenden Gründen kritisch zu bewerten: 1) Die beobachteten Entwicklungsauffälligkeiten bei den Kindern können viele Ursachen haben, die in den Studien nur unvollständig erfasst waren. Hierzu gehören u.a. genetische Faktoren, das soziale Umfeld einschließlich der familiären Interaktion sowie Details zu mütterlichen Erkrankungen und weiteren Expositionen. 2) Die diagnostischen Kriterien für die beobachteten Auffälligkeiten werden in Studien uneinheitlich angewandt. 3) Die statistische Signifikanz der beobachteten Zusammenhänge zwischen Paracetamol und den Entwicklungsauffälligkeiten ist in vielen Untersuchungen grenzwertig. 4) Dosis, Dauer und Trimenon der Einnahme unterscheiden sich zwischen den Studien oder sie werden nur unzureichend oder gar nicht spezifiziert. 5) Ein plausibler Schädigungsmechanismus von Paracetamol hinsichtlich der diskutierten Auffälligkeiten ist nicht bekannt. 6) Einige Studien zeigen auch nach Paracetamol-Einnahme des Vaters (zeitlich vor oder nach einer Schwangerschaft) ähnlich erhöhte Risiken für Verhaltensauffälligkeiten beim Kind wie nach Paracetamol-Einnahme der Mutter während der Schwangerschaft. Dies spricht gegen einen kausalen Zusammenhang und deutet eher auf einen Einfluss familiärer Faktoren hin.
Weitere im Zusammenhang mit einer intrauterinen Paracetamol-Exposition diskutierte Auffälligkeiten betreffen asthmatische Beschwerden beim Kind oder ein gering erhöhtes Risiko für Hodenhochstand (Kryptorchismus) bei Jungen. Auch diese Studienergebnisse waren teilweise widersprüchlich bzw. die beobachteten Effekte nur grenzwertig signifikant.
Im Zusammenhang mit einer Paracetamol-Exposition am Ende der Schwangerschaft gibt es einige Fallberichte zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli beim Fetus. In einer Beobachtungsstudie mit 604 im 3. Trimenon exponierten Schwangerschaften wurde über kein derartiges Ereignis berichtet. Diese und andere Untersuchungen sprechen dafür, dass ein Risiko offenbar sehr gering ist.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Paracetamol wie jedes andere wirksame Medikament nicht leichtfertig eingenommen werden darf. Besteht eine klare Indikation, so ist Paracetamol weiterhin als ein Mittel der Wahl anzusehen.
Siehe auch verschiedene Stellungnahmen, u.a. auch vom European Network of Teratology Information Services (ENTIS), unter Aktuelles.
Bei medikamentös behandlungspflichtigen Schmerzen gehört Paracetamol in jeder Phase der Schwangerschaft zu den Analgetika der Wahl. Ebenso gehört es bei hohem Fieber zu den Antipyretika der Wahl. Es kann innerhalb des indizierten Dosisbereichs für die notwendige Behandlungsdauer eingesetzt werden.
Wie jede andere Schmerzmedikation auch, darf Paracetamol nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder sogar über mehrere Wochen eingenommen werden.
Keine.
Im 3. Trimenon: keine. Im 1. und 2. Trimenon (nicht im 3. Trimenon!): ggf. Ibuprofen.
Im 3. Trimenon gibt es bei hohem Fieber oder Schmerzen keine besser geeigneten medikamentösen Alternativen; bei sehr starken Schmerzen kann der Einsatz von Opioiden erwogen werden, wobei die Risiken dieser Substanzgruppe beim Einsatz während der Schwangerschaft berücksichtigt werden müssen.
Die Angaben zum Übergang in die Muttermilch beruhen auf kleinen Studien mit Messungen bei insgesamt 30 Müttern. Publizierte Daten zu Auswirkungen auf die gestillten Kinder liegen zu 55 Säuglingen vor.
HWZ: etwa 2 h; Proteinbindung: 10 – 25%; molare Masse: 151 g/mol; M/P-Quotient: 0,8 – 1,4; orale Bioverfügbarkeit: > 85%.
Die vorhandenen Studien messen die Konzentration von Paracetamol in der Muttermilch nach einer Einmaldosis von 500 bis 1000 mg. Anhand dieser Daten ist anzunehmen, dass ein gestilltes Kind durch eine Mahlzeit maximal etwa 2% der mütterlichen gewichtsadaptierten Dosis aufnimmt.
Es gibt keine nennenswerten Hinweise auf Unverträglichkeiten beim gestillten Säugling. Paracetamol wird bereits bei Früh- und Neugeborenen therapeutisch eingesetzt.
Paracetamol ist neben Ibuprofen Analgetikum der Wahl in der Stillzeit.
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