Methylphenidat zählt zu den Psychostimulanzien und hemmt die präsynaptische Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin aus dem synaptischen Spalt. Als unerwünschte Wirkung können Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen, der Appetit kann vermindert sein.
Im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS).
Concerta®, Kinecteen®, Medikinet adult®, Ritalin Adult® und andere.
Erfahrungsumfang: SEHR HOCH
Insgesamt wurden etwa 4.000 Schwangerschaftsverläufe mit maternaler Methylphenidat-Einnahme im 1. Trimenon dokumentiert. Die Daten stammen zum größten Teil aus Registerstudien mit US-amerikanischen und skandinavischen Daten. Während es keine Hinweise auf ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko gibt, ist die Studienlage zu kardiovaskulären Fehlbildungen widersprüchlich. Die größte Studie analysiert Daten aus sechs verschiedenen Ländern und diskutiert ein diskret erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Fehlbildungen bei nicht erhöhtem Gesamtfehlbildungsrisiko. Das Autoren-Team einer Meta-Analyse, in der ebenfalls ein etwas erhöhtes Risiko für kardiale Fehlbildungen nach Methylphenidat-Exposition im 1. Trimenon gefunden wurde, diskutiert als mögliche Gründe dafür auch Einflussfaktoren, die mit der Grunderkrankung der Schwangeren assoziiert sind. Das Gleiche gilt für Hinweise auf eine erhöhte Spontanabortrate, zumal eine Studie bei Patientinnen mit ADHS in der Gruppe ohne Medikation ähnlich hohe Risiken wie in der Gruppe mit Medikation fand.
Insgesamt erscheint ein substantielles teratogenes Potential von Methylphenidat unwahrscheinlich, ein gering erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Fehlbildungen lässt sich auf der Basis der bisher vorliegenden Daten allerdings nicht ausschließen.
Verschiedentlich wurde diskutiert, ob die Einnahme von Psychostimulanzien während der Schwangerschaft mit gering erhöhten Risiken für über die Plazenta vermittelte Effekte wie Präeklampsie, Frühgeburtlichkeit, vorzeitige Plazentaablösung oder geringes Geburtsgewicht verbunden sein könnte. Die Autoren einer US-amerikanische Kohortenstudie auf der Basis von 1.500 Methylphenidat-exponierten Schwangerschaftsverläufen diskutieren ein diskret erhöhtes Risiko für Präeklampsie, für die anderen Komplikationen wurden keine erhöhten Risiken gefunden.
Die bisherige Datenlage zur Langzeitentwicklung exponierter Kinder reicht für eine differenzierte Risikobewertung nicht aus. Die größte Studie, eine US-amerikanische Registerstudie auf der Basis von 1.100 exponierten Schwangerschaftsverläufen, erbrachte keine Hinweise auf eindeutig erhöhte Risiken für ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen und verschiedene neurokognitive Entwicklungsstörungen nach maternaler Methylphenidat-Behandlung in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Allerdings wurde nur ein sehr kleiner Anteil der Kinder bis ins Schulalter nachbeobachtet.
Bei Einnahme von Methylphenidat bis zur Geburt können beim Neugeborenen Anpassungsstörungen auftreten. Anpassungsstörungen können innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Entbindung auftreten und mit respiratorischen, neurologischen, gastrointestinalen und kardiovaskulären Symptomen einhergehen, die vorübergehend einer ärztlichen Beobachtung oder Behandlung bedürfen.
Die Verordnung von Methylphenidat während der Schwangerschaft, vor allem im 1. Trimenon, sollte kritisch geprüft werden. Wenn das Absetzen mit einer eindeutigen und alltagsrelevanten Verschlechterung der ADHS-Symptomatik verbunden ist, ist die Anwendung von Methylphenidat in allen Phasen der Schwangerschaft akzeptabel.
Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und Entwicklungskomplikationen beim Feten (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. Bei Exposition im 1. Trimenon sollte eine weiterführende Ultraschalluntersuchung zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf etwaige Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.
Keine.
Es liegen publizierte Erfahrungen zu 9 Mutter-Kind-Paaren vor, allerdings wurden nicht alle Kinder voll gestillt.
HWZ: 2 – 4 h bei unretardierten Präparaten; Proteinbindung: 10 – 33%; molare Masse: 233 g/mol; relative Dosis: 0,16 – 0,7%; M/P-Quotient: 2,7; orale Bioverfügbarkeit: ca. 30%. Bei drei klinisch unauffälligen Kindern wurde der Methylphenidat-Plasmaspiegel gemessen und lag unter der Nachweisgrenze.
Der Hersteller berichtet über ein gestilltes Kind, das während der Methylphenidat-Behandlung der Mutter an Gewicht verlor, nach Absetzen des Methylphenidats aber wieder regulär Gewicht zunahm. Weitere Details sind nicht bekannt. Die übrigen beobachteten Kinder zeigten keine klinischen Symptome und entwickelten sich unauffällig.
Stillen ist bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel. Insbesondere sollte auf eine reguläre Gewichtszunahme geachtet werden.
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