Gefördert durch

Haloperidol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Stark wirksames konventionelles Antipsychotikum aus der Gruppe der Butyrophenone, das eine hohe Affinität zu D2-Rezeptoren besitzt. Haloperidol wird vor allem in psychiatrischen Notfallsituationen angewendet, seltener auch als Dauertherapie oder als niedrigdosierte Zusatzmedikation. Es kann ausgeprägte extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen verursachen. Haloperidol ist plazentagängig.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Schizophrene Psychosen, psychomotorische oder maniforme Erregungszustände.

  • Produktnamen

    Haldol®, Haloper® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Verschiedene Studien mit mehr als 450 ausgewerteten Schwangerschaftsverläufen haben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erbracht. Die Erfahrungen stammen etwa zur Hälfte aus prospektiven Kohortenstudien, hinzu kommen u. a. Registerdaten. Ein in älteren Fallberichten vermuteter Zusammenhang mit Fehlbildungen der Gliedmaßen wurde in den Studien nicht bestätigt.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Bei Einnahme von Haloperidol bis zur Geburt sind beim Neugeborenen Anpassungsstörungen möglich. Diese können innerhalb der ersten Tage nach der Geburt auftreten und mit neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen einhergehen. Beim Neugeborenen können extrapyramidalmotorische Störungen wie z.B. Dyskinesien auftreten, sehr selten auch Krampfanfälle. In einer Studie wurde für die Arzneimittelkonzentration im Nabelschnurblut ein Durchschnittswert von 65,5 % im Verhältnis zur mütterlichen Plasmakonzentration ermittelt; im Einzelfall lag die Plasmakonzentration beim Feten jedoch sogar etwas über dem mütterlichen Wert. Langzeituntersuchungen zum Risiko von Spätdyskinesien bei den Kindern liegen nicht vor, aber bisher gibt es trotz jahrzehntelanger Verwendung des Medikamentes keine diesbezüglichen Hinweise.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Haloperidol kann bei entsprechender Indikation in der Schwangerschaft und bei Kinderwunsch verordnet werden, wenn keine besser verträglichen Antipsychotika infrage kommen.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen oder Frühwarnsymptomen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.
Da das Wochenbett eine besonders vulnerable Phase für Rezidive darstellt, sollten mit der Mutter frühzeitig rückfallprophylaktische Strategien geplant werden. Diese betreffen v. a. Reizabschirmung und die Vermeidung von Schlafmangel. Auch kann vorübergehend  die Dosis des Antipsychotikums erhöht werden, um einen optimalen rückfallprophylaktischen Schutz zu gewährleisten.

Besser geeignete Alternativen

Unter den konventionellen Antipsychotika keine. Sollte eine Behandlung mit dem atypischen Antipsychotikum Quetiapin möglich sein, ist diese zu bevorzugen, gegebenfalls auch eine Behandlung mit Risperidon.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu 16 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: bei oraler Gabe 12 – 36 h, bei Depotmedikation mit Haloperidol-Decanoat i.m.: ca. 3 Wochen; Proteinbindung: 92%; molare Masse: 376 g/mol; relative Dosis: 0,15 – 10%; M/P-Quotient: 0,58 – 0,81; orale Bioverfügbarkeit: 40 – 75%. Haloperidol wurde im Plasma gestillter Kinder nachgewiesen, in einem Fall lag die Plasmakonzentration des Kindes nur knapp unter dem mütterlichen Wert.

Klinik

Bei drei Kindern, deren Mütter ungewöhnlich hoch dosiertes Haloperidol (20-40 mg/d) in Kombination mit ebenfalls hoch dosiertem Chlorpromazin (200-600 mg/d) erhielten, wurde im Alter von 12-18 Monaten eine Verzögerung der psychomotorischen Entwicklung festgestellt. Ein Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme ist unklar, zumal die Kinder nur maximal neun Wochen im ersten Lebensjahr exponiert waren.

Empfehlung

Stillen bei eher niedrigdosierter Monotherapie (Dosierung unter 5 mg/d) und bei guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel. Um auszuschließen, dass relevante Mengen Haloperidol zum Kind gelangen, kann nach zwei bis drei Wochen die Plasmakonzentration beim Kind bestimmt werden. Eine Einzeldosis erfordert keine Einschränkung des Stillens. Treten anders nicht erklärbare Symptome wie extrapyramidalmotorische Symptome, Entwicklungsverzögerungen, Sedierung, gastrointestinale Symptome, Trinkschwäche oder Unruhe beim Kind auf, sollten ein Kinderarzt und unsere Einrichtung kontaktiert werden.


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