Gefördert durch

Gestagene

grau
Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Zu den Gestagenen gehören das natürlich vorkommende Hormon Progesteron, sowie die hier beschriebenen synthetischen Derivate des Progesterons, die ihre Wirkung ebenfalls über Progesteronrezeptoren entfalten. Zu dieser heterogenen Gruppe gehören u.a. Levonorgestrel (LNG), Desogestrel, Dienogest, Drospirenon, Etonogestrel und Medroxyprogesteronacetat (MPA). Diese strukturell unterschiedlichen Substanzen haben spezifische Wirkprofile zur Folge, die zusätzlich von der Hormonsensitivität und der Komedikation (Estrogene) bestimmt werden. Sie finden hauptsächlich Anwendung als orale Kontrazeptiva in Kombination mit Estrogenen oder als reine Gestagenpillen (sog. Minipille), sowie in hormonhaltigen Intrauterinspiralen und Implantaten.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Hormonelle Kontrazeption, postkoitale Kontrazeption ("Pille danach"), postmenopausale Hormonersatztherapie (in Kombination mit Estrogenen), Zyklusstörungen.

  • Produktnamen

    Cerazette®, Depo-Clinovir®, Implanon®, Jaydess®, Mirena®, PiDaNa® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

Erfahrungen zur Einnahme von Gestagenen in der Frühschwangerschaft resultieren vor allem aus der häufigen versehentlichen Anwendung von Ovulationshemmern in die Schwangerschaft hinein. Diesbezügliche Daten sind unter anderem in einer großen skandinavischen Registerstudie ausgewertet worden und haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergeben. Auch bei Schwangerschaften, die nach intramuskulärer Depotinjektion von Medroxyprogesteronacetat eingetreten sind, ließ sich kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erkennen.
Embryotoxische Effekte sind bisher auch nicht nach Anwendung der sog. Notfallkontrazeption beschrieben, falls die Schwangerschaft doch weiterbesteht. Diese sog. "Pille danach" enthält Levonorgestrel und verschiebt bzw. verhindert die Ovulation.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Erfahrungen zur (versehentlichen) Anwendung liegen nicht vor. 

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

In der Schwangerschaft gibt es keine Indikation für eine Therapie mit synthetischen Gestagenen.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Die versehentliche Anwendung gestagenhaltiger hormonaler Kontrazeptiva in die Frühschwangerschaft hinein erfordert keine Konsequenzen. Auch die erfolglose Anwendung der „Pille danach“ erfordert keine weiterführende Diagnostik. Über das Vorgehen bei Eintritt einer Schwangerschaft unter einer liegenden "Hormonspirale" muss individuell entschieden werden. Nach der Exposition mit höheren Dosierungen kann eine weiterführende Ultraschalldiagnostik angeboten werden.

Besser geeignete Alternativen

entfällt.

Stillzeit

Zur gesamten Gruppe der Gestagene liegen Erfahrungen zu über 300 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

♦ Desogestrel: HWZ: 21 h; Proteinbindung: 95 – 99%; molare Masse: 310 g/mol; relative Dosis: 1 – 2%; orale Bioverfügbarkeit: 70%. ♦ Dienogest: HWZ: 11 h; Proteinbindung: 90%; molare Masse: 311 g/mol; orale Bioverfügbarkeit: 91%. ♦ Drospirenon: HWZ: 31 h; Proteinbindung: 97%; molare Masse: 366 g/mol; relative Dosis: 1%; M/P-Quotient: 0,23; orale Bioverfügbarkeit: 76 – 85%. ♦ Etonogestrel: HWZ: 25 h; Proteinbindung: 99%; molare Masse: 324 g/mol; relative Dosis: 2,2%; orale Bioverfügbarkeit: 70%. ♦ Levonorgestrel: HWZ: 11 – 43 h; Proteinbindung: 65%; molare Masse: 312 g/mol; relative Dosis: 1,3 – 2,6% (9%); M/P-Quotient: 0,28; orale Bioverfügbarkeit: 100%. ♦ Medroxyprogesteronacetat: HWZ: 16 – 30 h (nach oraler Anwendung), 50 Tage (nach i.m. Exposition); Proteinbindung: 86%; molare Masse: 386 g/mol.

Klinik

Eine niedrig dosierte Gestagen-Therapie im Rahmen der Kontrazeption ist für den gestillten Säugling gut verträglich und hat in der Regel keinen negativen Einfluss auf die Laktation. Höher dosierte Gestagenzubereitungen sind hinsichtlich ihrer Kinetik und Verträglichkeit für den gestillten Säugling nicht untersucht. Sie dürften in der Stillzeit kaum Anwendung finden.

Empfehlung

Reine Gestagenpräparate (sog. Minipille) oder gestagenhaltige Intrauterinspiralen sind die Mittel der ersten Wahl für die hormonale Kontrazeption in der Stillzeit. Mit der Anwendung kann sechs bis acht Wochen nach der Entbindung begonnen werden. Die heute üblichen sehr niedrig dosierten oralen Kombinationspräparate sind ebenfalls akzeptabel und erfordern keine Einschränkung des Stillens. Eine einmalige Exposition mit Levonorgestrel im Rahmen einer postkoitalen Verhütung (sog. Pille danach) erfordert keine Stillpause.


Wir helfen Ihnen und Sie helfen uns

Viele Schwangere nehmen Medikamente während der Schwangerschaft ein. Kenntnisse zur Sicherheit von Arzneimitteln in der Schwangerschaft und damit letztlich auch die Qualität dieser Internetseite beruhen größtenteils auf der Auswertung von klinischen Erfahrungen.

Daher bitten wir Sie, wenn Sie diese Internetseite wegen einer konkreten Schwangerschaft lesen, uns Einzelheiten zu dieser Schwangerschaft einschließlich der verwendeten Medikamente mitzuteilen. Sie können dafür unseren Online-Fragebogen verwenden oder uns anrufen.

Auf diesem Wege können wir Sie auch individuell beraten, wenn Sie dies wünschen.

Hier finden Sie allgemeine Angaben zur Nutzung der Seite und zum Datenschutz.

Die Beratung ist kostenlos.