Doxepin gehört zur Substanzgruppe der seit über 60 Jahren gebräuchlichen trizyklischen Antidepressiva. Es hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und (etwas weniger stark) von Serotonin aus dem synaptischen Spalt, außerdem besitzt es ausgeprägte anticholinerge und antihistaminerge Wirkungen. Doxepin wirkt sedierend und schlafanstoßend, auch kann es zu einer Gewichtszunahme führen. Doxepin unterliegt einer extensiven Metabolisierung mit großer interindividueller Variabilität, ein aktiver Metabolit mit langer Halbwertzeit ist das Desmethyldoxepin. Doxepin ist plazentagängig.
Depressive Erkrankungen, Angsterkrankungen, Schlafstörungen, leichte Entzugssyndrome im Rahmen von Suchterkrankungen.
Aponal®, Mareen® und andere.
Erfahrungsumfang: MITTEL für Doxepin, SEHR HOCH für trizyklische Antidepressiva insgesamt.
Bisher wurden mehr als 100 Schwangerschaftsverläufe unter Doxepin-Behandlung dokumentiert, qualitativ hochwertige Daten fehlen jedoch bisher. Der Großteil der Daten stammt aus einem US-amerikanischen Versichertenregister, dort fanden sich Fehlbildungen bei zwölf von 118 Neugeborenen, deren Mütter im 1. Trimenon Doxepin eingenommen hatten. Es liegen allerdings keinerlei Informationen zu zusätzlich eingenommenen Medikamenten oder anderen Einflussgrößen vor. Tierexperimentell ergaben sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Eine Vielzahl von Studien hat außerdem die schon lange eingeführte Substanzgruppe der trizyklischen Antidepressiva insgesamt untersucht: Auf der Basis von mehr als 6.000 bzw. mehr als 12.000 ausgewerteten Schwangerschaftsverläufen ergaben sich keine Hinweise auf erhöhte Risiken für Fehlbildungen insgesamt bzw. Herzfehlbildungen. Allerdings ist nicht dokumentiert, wie viele dieser Schwangeren Doxepin als trizyklisches Antidepressivum eingenommen hatten.
Pharmakokinetische Untersuchungen zu eventuellen Veränderungen der Plasmaspiegel von Doxepin bzw. Desmethyldoxepin während der Schwangerschaft fehlen. Bei Einnahme von Antidepressiva bis zur Entbindung ist das Risiko für Anpassungsstörungen bei den Neugeborenen erhöht. Anpassungsstörungen können innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Entbindung auftreten und mit respiratorischen, neurologischen, gastrointestinalen und kardiovaskulären Symptomen einhergehen, die vorübergehend einer ärztlichen Beobachtung oder Behandlung bedürfen. Zu den Symptomen zählen Tachypnoe, Trinkstörungen, Tremor, Unruhe, Hypoglykämie, muskuläre Hypotonie und Störungen der Temperaturregulation. Nach intrauteriner Exposition mit trizyklischen Antidepressiva wurden in Fallberichten außerdem spezifische anticholinerge Wirkungen beim Fetus bzw. Neugeborenen dokumentiert, z.B. Miktionsstörungen und Tachyarrhythmien. Nach antidepressiver Monotherapie treten etwa bei einem Drittel der Neugeborenen vorübergehend ein oder mehrere Symptome einer Anpassungsstörung auf.
Bei einer medikamentösen Neueinstellung sollten besser untersuchte Antidepressiva eingesetzt werden. Nur wenn die Behandlung bzw. Weiterbehandlung mit Doxepin deutliche therapeutische Vorteile bietet, ist die Einnahme auch in der Schwangerschaft akzeptabel.
Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und Entwicklungskomplikationen beim Feten (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. Bei Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf etwaige Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.
Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.
Als sedierendes trizyklisches Antidepressivum Amitriptylin, je nach Grunderkrankung auch Sertralin oder Citalopram bzw. Escitalopram.
Es liegen publizierte Erfahrungen zu drei Mutter-Kind-Paaren vor. Bei allen drei Mutter-Kind-Paaren wurden pharmakokinetische Untersuchungen durchgeführt.
HWZ: 16,8 h für Doxepin, 31 h für den Metaboliten N-Desmethyldoxepin; Proteinbindung: 80%; molare Masse: 279 g/mol; relative Dosis: 0,3 – 2,5%; M/P-Quotient: 1 – 2; orale Bioverfügbarkeit: 30%.
In einer Kasuistik wird über ein acht Wochen altes, gestilltes Kind berichtet, das aufgrund von Sedierung und schwerwiegender Atemdepression behandelt werden musste. Die Konzentration von N-Desmethyldoxepin im kindlichen Plasma entsprach in etwa dem mütterlichen Wert und lag im therapeutischen Bereich, so dass von einer Kumulation des Metaboliten im kindlichen Plasma auszugehen ist. Die Mutter nahm täglich 75 mg Doxepin ein. Die Symptome bildeten sich zurück, nachdem das Kind keine Muttermilch mehr erhielt.
Ein weiterer Fallbericht beschreibt einen neun Tage alten Jungen mit Trinkschwäche, Sedierung, muskulärer Hypotonie und Erbrechen. Zusätzlich bestand eine deutliche Hyperbilirubinämie. Die Mutter nahm täglich 35 mg Doxepin ein, im kindlichen Serum lag die Doxepin-Konzentration an der Nachweisgrenze und N-Desmethyldoxepin war nicht nachweisbar. Ab dem 14. Lebenstag erhielt das Kind keine Muttermilch mehr und innerhalb weniger Tage bildeten sich die Symptome zurück.
In einem dritten Fallbericht war das gestillte Kind klinisch unauffällig. Doxepin war im kindlichen Plasma nicht nachweisbar, N-Desmethyldoxepin in einer niedrigen Konzentration, die etwa 15% des mütterlichen Wertes entsprach. Bis zum Ende der Beobachtungszeit im fünften Lebensmonat (Beginn der maternalen Doxepin-Einnahme im zweiten Lebensmonat des Kindes) entwickelte sich das Kind unauffällig.
Da in den vorhandenen Publikationen über zwei Kinder mit ernsten Symptomen und nur über ein Kind mit guter Verträglichkeit berichtet wird, ist das Stillen bei mütterlicher Doxepin-Einnahme eher kritisch zu beurteilen, zumal eine Kumulation des pharmakologisch aktiven Metaboliten N-Desmethyldoxepin mit langer Halbwertzeit nicht ausgeschlossen werden kann. Im Einzelfall kann das Stillen bei Monotherapie, niedriger mütterlicher Doxepin-Dosis und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel sein. Eventuell sollten dann im Verlauf die Plasmaspiegel von Doxepin sowie N-Desmethyldoxepin beim Kind bestimmt werden. Treten anders nicht erklärbare Symptome wie Sedierung, respiratorische oder gastrointestinale Symptome, Trinkschwäche oder Unruhe beim Kind auf, sollten ein Kinderarzt und unsere Einrichtung kontaktiert werden.
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