Gefördert durch

Atomoxetin

grau
Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Atomoxetin hemmt den Noradrenalintransporter und damit die präsynaptische Wiederaufnahme von Noradrenalin, sowie anteilig auch von Dopamin. Es gehört nicht zu den Psychostimulanzien und besitzt kein Abhängigkeitspotential. Plasmaspiegel können je nach Funktionalität des CYP2D6-Enzyms deutlich variieren, „poor metabolizer“ erreichen mehrfach höhere Plasmakonzentrationen als „extensive metabolizer“.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms.

  • Produktnamen

    Strattera®, Agakalin® und andere.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Insgesamt wurden in der wissenschaftlichen Literatur etwa 1.000 Schwangerschaftsverläufe mit maternaler Atomoxetin-Einnahme im 1. Trimenon dokumentiert, der Großteil der Daten stammt aus einer multinationalen Registerstudie. Hierbei zeigten sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko oder ein erhöhtes Risiko für Herzfehlbildungen.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Nach intrauteriner Exposition mit Atomoxetin zeigten sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, Präeklampsie oder vorzeitige Ablösung der Plazenta. Eine dänische Registerstudie auf der Basis von knapp 900 Schwangerschaftsverläufen fand kein erhöhtes Risiko für verschiedene neuropsychiatrische Diagnosen oder Wachstumsstörungen bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft ADHS-Medikamente eingenommen hatten. Allerdings hatte nur ein kleiner Teil der exponierten Schwangeren Atomoxetin eingenommen und es folgte keine separate Auswertung für die einzelnen Substanzen.

Wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten muss bei Behandlung mit Atomoxetin bis zur Geburt mit Anpassungsstörungen beim Neugeborenen gerechnet werden. Anpassungsstörungen können innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Entbindung auftreten und mit respiratorischen, neurologischen, gastrointestinalen und kardiovaskulären Symptomen einhergehen, die vorübergehend einer ärztlichen Beobachtung oder Behandlung bedürfen.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei eindeutiger pharmakologischer Behandlungsindikation ist die Anwendung von Atomoxetin in allen Phasen der Schwangerschaft akzeptabel.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und Entwicklungskomplikationen beim Feten (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. Bei Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf etwaige Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

Besser geeignete Alternativen

Keine.

Stillzeit

Es liegen keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Anwendung von Atomoxetin während der Stillzeit vor, lediglich eine knappe Information des Herstellers.

Pharmakokinetik

HWZ: etwa 3,6 h, für „poor metabolizer“ bezüglich CYP2D6 verlängert auf 21 h; Proteinbindung: 98%; molare Masse: 255 g/mol; orale Bioverfügbarkeit: 63 – 94%.

Klinik

Dem Hersteller liegen Berichte zu zwei gestillten Kindern vor, die nach maternaler Atomoxetin-Therapie länger als gewöhnlich schliefen, ansonsten jedoch keine Symptome zeigten. Daten zum Alter der Kinder, zum Ausmaß des Stillens sowie zur Dosierung und Dauer der mütterlichen Therapie fehlen.
 

Empfehlung

Das Stillen unter Atomoxetin ist kritisch zu beurteilen, da bisher keine pharmakokinetischen Daten und kaum Erfahrungen zum Stillen unter Atomoxetin vorliegen.


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