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Beim Lesen der Internetplattform bitte unbedingt beachten

Wenn Sie als Laie diese Internetseiten lesen

Die Beschreibung der einzelnen Medikamente haben wir auf eine komprimierte Darstellung des Wissensstandes reduziert, um die Entscheidungsfindung für behandelnde ÄrztInnen, beratende ApothekerInnen und andere medizinische Fachkreise zu erleichtern. Ohne fachlichen Hintergrund können unsere komprimierten Informationen zu Fehldeutungen des Risikos oder der Verträglichkeit eines Medikamentes führen. Daher dürfen Laien diese Internetplattform nicht als Grundlage für eigenmächtige Entscheidungen verwenden. Die Informationen dieser Internetplattform sind kein Ersatz für einen Arztbesuch.

Die Angaben auf den Arzneimittelseiten dürfen nicht als Grundlage für den Abbruch einer Schwangerschaft verwendet werden. Im Zweifelsfall sollten Sie mit uns Kontakt aufnehmen - über unseren Online-Fragebogen oder per Telefon.

Wenn Sie als stillende Mutter eine Frage zu Medikamenten haben und sich auf dieser Internetseite vorinformiert haben, wenden Sie sich bitte anschließend an Ihre(n) Kinderarzt/Kinderärztin oder Ihre GynäkologIn, Hebamme, Stillberaterin oder Apotheke. Weisen Sie dann bitte unbedingt auf unser Informationsangebot hin.

Arzneimittel und Schwangerschaft

Es ist nicht zu befürchten, dass heute unerkannt Arzneimittel im Umlauf sind, die so stark schädigen wie Contergan® (Thalidomid). Dennoch sind sehr viele Arzneimittel unzureichend in der Schwangerschaft untersucht. Doch auch Schwangere und Stillende müssen mit Arzneimitteln versorgt werden, denn unbehandelte Erkrankungen können sowohl die Mutter als auch das Kind gefährden.

Das Wissen zur Arzneimitteltherapiesicherheit während der Schwangerschaft wächst durch die Dokumentation und wissenschaftliche Auswertung von Arzneimittel-exponierten Schwangerschaftsverläufen stetig an. Auch am PVZ Embryotox dokumentieren wir den Verlauf von Schwangerschaften, bei denen wir beratend tätig werden, und werten diese Daten aus. In die klinische Bewertung der Arzneimittel fließen außerdem Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und Berichte zur Arzneimitteltherapiesicherheit während der Schwangerschaft ein.

Das sogenannte Basisrisiko

Wichtig zu wissen ist, dass kindliche Fehlbildungen oder eine Fehlgeburt nach einer medikamentösen Therapie der Mutter nicht ursächlich mit dem Arzneistoff zusammenhängen müssen.

Etwa 3-5 von 100 Kindern weisen bei der Geburt relevante Fehlbildungen oder Störungen auf, die überwiegend nichts mit einer mütterlichen Medikamenteneinnahme zu tun haben. Etwa 15% aller diagnostizierten Schwangerschaften enden als Spontanabort. Beides stellt das sogenannte Basisrisiko dar, das auch für Schwangere ohne Medikamente gilt. 

Grundlegende Referenzen für die Erstellung der Arzneimittel- und Erkrankungsseiten

Briggs GG, Freeman RK. Drugs in Pregnancy and Lactation. A Reference Guide to Fetal and Neonatal Risk. 12th ed. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins; 2021.

Hale TW, Rowe HE. Medications & Mothers' Milk 2023. New York: Springer; 2022.

Schaefer C, Peters P, Miller RKM. Drugs during pregnancy and lactation, 3rd ed. Elsevier/Academic Press, New York 2015.

Schaefer C, Spielmann H, Vetter K, Weber-Schöndorfer C. Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit, 8. Auflage. Urban & Fischer, München 2012.

 

 

Individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung

Jeder rationalen Arzneimitteltherapie geht eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung voraus, bei der mögliche Folgen der Erkrankung gegen potentielle Arzneimittelrisiken abgewogen werden. Nichts Anderes ist auch im Fall einer geplanten oder bestehenden Schwangerschaft notwendig. Dabei sind Nutzen und potentielle Risiken sowohl für die Schwangere als auch für das werdende Kind zu bedenken. Bei der Auswahl einer geeigneten Behandlung spielen die Art und der Schweregrad der Erkrankung ebenso eine Rolle wie die vorhandenen therapeutischen Alternativen (einschließlich nicht-medikamentöser Behandlungsstrategien). Eine Arzneimitteltherapie während der Schwangerschaft sollte eine effiziente Behandlung der Grunderkrankung bei möglichst großer Sicherheit für die Schwangere und das werdende Kind gewährleisten; beide profitieren gleichermaßen von einem guten mütterlichen Gesundheitszustand während der Schwangerschaft.

Partizipative Entscheidungsfindung

Individuelle Präferenzen, Ziele und Wertvorstellungen unterscheiden sich in Hinblick auf eine Schwangerschaft möglicherweise noch stärker als in vielen anderen klinischen Situationen. Eine partizipative Entscheidungsfindung beinhaltet deshalb die Nutzen-Risiko-Bewertung einer Therapie für den konkreten Einzelfall. Eine hundertprozentige Sicherheit, bei der Risiken oder unerwünschte Wirkungen von vornherein vollständig ausgeschlossen werden können, ist für eine wirksame Arzneimitteltherapie kaum zu erwarten, weder während einer Schwangerschaft noch in anderen Lebensphasen. Die prinzipielle Voraussetzung für jede sinnvolle Arzneimitteltherapie ist deshalb eine eindeutige Behandlungsindikation.

Arzneimitteltherapiesicherheit während der Schwangerschaft

Die Dokumentation und wissenschaftliche Auswertung von Arzneimittel-exponierten Schwangerschaftsverläufen führt zu einem stetigen Wissenszuwachs hinsichtlich möglicher Arzneimittelrisiken für den Schwangerschaftsverlauf und das ungeborene Kind. Allerdings sind randomisierte, kontrollierte Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit während der Schwangerschaft aus naheliegenden Gründen problematisch. Ergebnisse aus tierexperimentellen, in-vitro- oder umwelttoxikologischen Untersuchungen lassen sich in der Regel nicht unmittelbar auf den therapeutischen Einsatz von Arzneimitteln beim Menschen übertragen. Belastbare Erkenntnisse, insbesondere zum Risiko für angeborene Fehlbildungen und Störungen, stammen deshalb größtenteils aus methodisch hochwertigen Beobachtungsstudien, die neben der möglichst genau erfassten Arzneimittelexposition auch andere Einflussgrößen, wie z.B. mütterliche Begleiterkrankungen und andere Charakteristika, in die Analyse einbeziehen. Prinzipiell sind auch bei gut für die Schwangerschaft untersuchten Arzneimitteln nicht alle potentiellen Risiken durch wissenschaftliche Studien auszuschließen. So sind z.B. modulierende Effekte auf die gesundheitliche Entwicklung im Langzeitverlauf sowohl für eine Arzneimitteltherapie denkbar als auch für eine (unzureichend behandelte) mütterliche Grunderkrankung; hier besteht noch Forschungsbedarf.

Unser Informationsangebot

Mit unserem Internetportal www.embryotox.de wollen wir die für jede Arzneimitteltherapie während der Schwangerschaft notwendige Nutzen-Risiko-Abwägung unterstützen. Zu diesem Zweck werden die Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Publikationen und ihre Bedeutung für die klinische Praxis möglichst verständlich und strukturiert dargestellt. Bei speziellen Fragen oder bei der Nutzen-Risiko-Analyse im konkreten Einzelfall beraten wir Sie gerne individuell (https://www.embryotox.de/beratung/).