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Glaukom

Synonyme oder assoziierte Erkrankungen
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Unter dem Begriff des Glaukoms werden verschiedene progrediente, neurodegenerative Erkrankungen des Auges zusammengefasst, die zu einem charakteristischen Schaden des Sehnervs, einem Verlust an retinalen Ganglienzellen und einer Verdünnung der retinalen Nervenfaserschicht führen. Im Verlauf kommt es zu Gesichtsfeldausfällen. Meistens ist das Glaukom mit einem erhöhten Augeninnendruck assoziiert. Eine starke Kurzsichtigkeit und positive Familienanamnese sind weitere Risikofaktoren. Da es erst sehr spät zu Ausfällen im Gesichtsfeldzentrum kommt und ein erhöhter Augendruck (intraokularer Druck) in der Regel keine Symptome macht, wird das Glaukom von den Patient:innen in den allermeisten Fällen nicht spontan oder erst sehr spät bemerkt.

Die mit Abstand häufigste Form ist das chronische Weitwinkelglaukom, das vor allem jenseits des 50. Lebensjahres auftritt. Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung eines Glaukomschadens ist neben dem Lebensalter ein wiederholt erhöhter Augeninnendruck, wobei es keinen absoluten Schwellenwert gibt, unter dem sich kein Glaukomschaden entwickeln kann. Werden bei vorliegendem Glaukomschaden niemals erhöhte Augendrucke gemessen, spricht man von einem Normaldruckglaukom. Lassen sich trotz wiederholt erhöhter Augendruck-Messungen keine Glaukomschäden nachweisen, spricht man von okulärer Hypertension.

Ein manifester Glaukomschaden ist im gebärfähigen Alter bzw. bei Schwangeren und Stillenden sehr selten. Die einzige als wirksam nachgewiesene Behandlung einer glaukomatösen Erkrankung ist die Senkung des intraokulären Drucks. Bei den meisten Patientinnen, bei denen sich die Frage einer medikamentösen Augeninnendrucksenkung während der Schwangerschaft oder Stillzeit stellt, wurde ein erhöhter Augendruck im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Vor Einleitung oder Fortsetzung einer medikamentösen Augendrucksenkung sollte möglichst Rücksprache mit dem behandelnden Augenarzt bzw. Augenärztin gehalten werden, um die Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung zu klären. Wenn eine medikamentöse Senkung des intraokulären Drucks aus augenärztlicher Sicht nicht unterbrochen werden darf, sollte sie auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden.

Besonderheiten einer Therapie in der Schwangerschaft

Auch wenn die Substanzmenge lokal am Auge verabreichter Glaukompräparate im Vergleich zu systemisch verabreichten Medikamenten gering ist, kann es nach lokaler Anwendung zu systemischen unerwünschten Wirkungen kommen - unter anderem aufgrund der Umgehung des hepatischen First-Pass-Effektes. Dies ist vor allem bei Betablockern und adrenergen Substanzen möglich. Wirkungen auf den Fetus sind nicht in jedem Fall völlig auszuschließen. Es liegen nur wenige systematische Untersuchungen zu den lokal angewandten Antiglaukomatosa in der Schwangerschaft vor.

Zur Therapie des Glaukoms kommen folgende Substanzgruppen zum Einsatz:

Betablocker: Timolol ist seit mehr als 30 Jahren zugelassen. Unerwünschte systemische, vor allem kardiopulmonale Effekte sind besonders bei prädisponierten Patientinnen zu beachten. Auswirkungen auf den Fetus, wie z.B. das Auftreten einer Bradykardie oder auch eine vorübergehende neonatale β-Rezeptorenblockade sind extrem selten. Umfangreiche Erfahrungen mit Betablockern als Antihypertensivum zeigten keine teratogenen Effekte.

Prostaglandin-Analoga werden außerhalb der Schwangerschaft meist zur Erstbehandlung des Glaukoms verordnet. Systemische Prostaglandine können jedoch den Uterustonus erhöhen und darüber eine Minderperfusion der Plazenta und Mangelversorgung des Feten verursachen. Allerdings sind die eingesetzten Konzentrationen bei Augentropfen sehr niedrig, so dass systemische Wirkungen und damit Auswirkungen auf den Fetus kaum vorstellbar sind. Zu Latanoprost liegen bisher am meisten Erfahrungen in der Schwangerschaft vor. Hinweise auf eine teratogene oder fetotoxische Wirkung haben sich bei indikatationsgerechter Anwendung nicht ergeben.

Carboanhydrasehemmer: Spezifische systemische Wirkungen sind bei den am Auge verabreichten Präparaten (Dorzolamid, Brinzolamid) selten, allerdings beschränken sich die publizierten Erfahrungen auf wenige Fallberichte. Acetazolamid ist nur oral oder intravenös wirksam und kann erhebliche systemische Wirkungen haben. Bei Schwangeren und Stillenden sollte es Notfällen bzw. anderen dringlichen Indikationen vorbehalten bleiben. Bisher haben sich keine Hinweise auf teratogene oder entwicklungstoxische Effekte von Carboanhydrasehemmern ergeben.

Sympathomimetika (Alpha2-adrenerge Agonisten): Adrenalinderivate werden kaum noch zur Glaukomtherapie angewandt und sollten wegen der möglichen systemischen Wirkungen nicht bei Schwangeren eingesetzt werden. Alpha-2-Agonisten (vor allem Clonidin, Brimonidin) haben, auch als Augentropfen verabreicht, teilweise erhebliche systemische blutdrucksenkende Effekte und sollten deshalb in der Schwangerschaft zurückhaltend eingesetzt werden. Eine Erhöhung des Fehlbildungsrisikos ist bisher nicht beschrieben.

Miotika wie Pilocarpin spielen heute kaum mehr eine Rolle.

Mittel der Wahl

Timolol ist das Antiglaukomatosum der ersten Wahl für Schwangere. Prostaglandin-Analoga wie Latanoprost dürfen auch in der gesamten Schwangerschaft angewendet werden. Lokale Carboanhydrasehemmstoffe wie Dorzolamid oder Brinzolamid können ebenfalls verschrieben werden. Der individuelle Krankheitsverlauf ist entscheidend für die Auswahl der medikamentösen Therapie. Letztendlich obliegt die Therapieentscheidung den behandelnden Fachärzten und Fachärztinnen.


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