Gefördert durch

Tacrolimus

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Tacrolimus ist ein Immunsuppressivum aus der Gruppe der Calcineurin-Inhibitoren und zudem ein Makrolid aus dem Bakterium Streptomyces tsukubaensis. Es ist plazentagängig und liegt als orale, parenterale und dermale Zubereitung vor.
In der Schwangerschaft kann eine Dosissteigerung notwendig werden, wobei es optimal wäre, sich an der Konzentration des freien ungebundenen Tacrolimus zu orientieren. Tacrolimus hat eine hohe Plasmaeiweißbindung und ist zudem an Erythrozyten gebunden. Da in der Regel sowohl Albumin als auch die Anzahl der Erythrozyten in der Schwangerschaft abnehmen, kommt es zu einem Anstieg des freien Tacrolimus. Andererseits nimmt die Clearance zu, so dass der Spiegel des Gesamt-Tacrolimus abnehmen kann. Eine unkritische Dosiserhöhung könnte zu einem steady state der Gesamtkonzentration führen, aber gleichzeitig zu einem Anstieg des freien Tacrolimus.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Systemisch: zur Prophylaxe und Therapie der Transplantatabstoßung nach Organtransplantation.
    Lokale Anwendung: Behandlung des anderweitig therapieresistenten schweren atopischen Ekzems.

  • Produktnamen

    Advagraf®, Prograf®, Protopic® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Die Erfahrungen in der Schwangerschaft beruhen auf Daten aus Transplantationsregistern, kleineren Studien, Fallserien und auf Case Reports. Bei insgesamt mehr als 1000 exponierten Schwangerschaften ließ sich keine Teratogenität erkennen.
Dennoch ist eine differenzierte Risikoeinschätzung nach wie vor schwierig. Die Fallzahl pro Veröffentlichung beträgt meist weniger als 100 Schwangerschaften. Große prospektive vergleichende Studien mit unterschiedlichen Immunsuppressiva und Adjustierung auf unterschiedliche Ausgangssituationen fehlen. Eine verlässliche Aussage zum Spontanabortrisiko lässt sich nicht machen, allerdings liegen auch keine beunruhigenden Hinweise diesbezüglich vor.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Präeklampsie, Schwangerschaftshypertonie, Frühgeburtlichkeit, Schnittentbindungen und Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 2500 g („low birth weight“) wurden häufiger beobachtet. Dies trifft insbesondere auf Schwangerschaften nierentransplantierter Frauen zu.
Diese unerwünschten Effekte sind jedoch eher im Zusammenhang mit der mütterlichen Erkrankung zu sehen und nicht als ein spezifischer Arzneimitteleffekt zu werten. Gelegentlich wurden beim Neugeborenen eine Hyperkaliämie und passagere Einschränkungen der Nierenfunktion beobachtet. Ein Fallbericht beschreibt eine 36 Stunden andauernde Anurie bei einem Neugeborenen. Hinweise auf erhöhte neonatale Infektionsraten liegen bisher nicht vor.
Tacrolimus scheint häufiger zu einem Gestationsdiabetes zu führen.
 

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Eine stabil auf Tacrolimus eingestellte Patientin sollte nicht umgestellt werden. Wenn Prophylaxe oder Behandlung einer Transplantatabstoßung mit Tacrolimus eine größere Erfolgschance bietet als mit älteren, besser untersuchten Immunsuppressiva, darf es bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft verordnet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Exposition im 1. Trimenon sollte sicherheitshalber eine weiterführende Ultraschalluntersu- chung angeboten werden. Bei langfristiger Einnahme ist eine sonographische Kontrolle des fetalen Wachstums zu empfehlen und das erhöhte Risiko für einen Gestationsdiabetes zu beachten. Beim Neugeborenen sollten Kalium und die Nierenfunktion (Urinmenge und Kreatinin) kontrolliert werden.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

 Ciclosporin oder Azathioprin und Glucocorticoide, z.B. Prednisolon.

Paternale Anwendung

Bisherige Erfahrungen mit Tacrolimus behandelten Vätern, die insgesamt ca. 1400 Schwangerschaften zeugten, deuten weder auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko noch auf andere unerwünschte Schwangerschaftsereignisse hin. Die Daten stammen hauptsächlich aus den Transplantationsregistern.

Empfehlung

Eine Tacrolimus-Therapie des (werdenden) Vaters muss weder bei Kinderwunsch noch in oder wegen einer Schwangerschaft umgestellt werden.

Stillzeit

Die Erfahrungen beruhen auf fast 60 Mutter-Kind-Paaren.

Pharmakokinetik

HWZ: 4 – 57 h (orale und parenterale Anwendung), 70 h (topische Anwendung), Neugeborene: 12,4 h, leber- und nierentransplantierte Erwachsene: 11,7 – 15,6 h;  Proteinbindung: 99%; molare Masse: 804 g/mol; relative Dosis: weit unter 1%; M/P-Quotient: 0,23; orale Bioverfügbarkeit: 14 – 32%.

Klinik

Symptome bei gestillten Kindern wurden bisher nicht beschrieben.

Empfehlung

Unter Tacrolimus darf gestillt werden.


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