Gefördert durch

Propylthiouracil

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Propylthiouracil ist ein Thyreostatikum, das oral gut resorbiert wird und den Iodeinbau in Thyreoglobulin und damit die Thyroxin-Produktion vermindert. Außerdem wird die im Thyreoglobulin-Molekül stattfindende Kopplungsreaktion von bereits iodierten Tyrosyl-Resten gehemmt. Propylthiouracil vermindert die Konversion von Thyroxin zu Trijodthyronin im peripheren Gewebe.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Hyperthyreose verschiedener Ätiologie

  • Produktnamen

    Propycil®

  • Synonyme

    PTU

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

Die Erstzulassung von Propylthiouracil (PTU) erfolgte 1947 in den USA. Seitdem ist eine Vielzahl von Studien zur Verträglichkeit in der Schwangerschaft publiziert worden, die widersprüchliche Ergebnisse erbrachten. Die Mehrheit der Studien mit insgesamt mehr als 5000 exponierten Schwangerschaften konnte kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ermitteln. Zu gegenteiligen Ergebnissen kam eine große Verschreibungsstudie aus Korea, die bei mehr als 9000 intrauterin PTU-exponierten Kindern ein leicht erhöhtes adjustiertes Odd Ratio von 1,16 (95% CI 1,07-1,25) errechnete. Auch eine dänische Verschreibungsstudie mit gut 200 PTU-exponierten Kindern kam zu ähnlichen Ergebnissen. In beiden Studien wurde eine Diagnose als Fehlbildung gewertet, wenn ein ICD-10 Code der Ziffern Q00-Q99 angegeben war. Dies schließt kleinere Fehlbildungen ein, die uneinheitlich diagnostiziert werden. Ein Fehlbildungsmuster wurde ebenso wenig beschrieben wie eine Dosisabhängigkeit der Fehlbildungen. Zusammenfassend kann nach derzeitiger Datenlage ein leicht erhöhtes Fehlbildungsrisiko in Assoziation zur PTU-Einnahme nicht ausgeschlossen werden. Ob es sich um ein schwaches Teratogen handelt, ist Gegenstand der Diskussion.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Aufgrund des guten diaplazentaren Übergangs kann es zu einer fetalen/neonatalen Hypothyreose und Struma kommen, die in schwerer Ausprägung aber kaum noch auftritt. Einige kleinere ältere Fallsammlungen untersuchten die physische und intellektuelle Langzeitentwicklung von exponierten Kindern und fanden keine Auffälligkeiten.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Vor einer Schwangerschaft sollte die Therapie eines Morbus Basedow oder einer Hyperthyreose anderer Genese möglichst abgeschlossen sein. Wenn jedoch eine Schwangerschaft unter einer thyreostatischen Therapie geplant wird, sollte die Patientin euthyreot sein. Propylthiouracil (PTU) ist den anderen Thyreostatika vorzuziehen. Eine Umstellung auf PTU sollte vor Konzeption erfolgen, wobei der ideale Zeitpunkt Gegenstand der Diskussion ist. Andererseits ist zu beachten, dass bei PTU-behandelten Patientinnen die sehr selten auftretende schwere Lebertoxizität häufiger auftritt als nach Carbimazol/Thiamazol.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Exposition im 1. Trimenon kann eine weiterführende Ultraschalluntersuchung zur Kontrolle der fetalen Entwicklung empfohlen werden. Bei Schwangeren, die in Remission sind und zuletzt nur geringe Dosierungen eines Thyreostatikums benötigten, kann in Absprache mit dem Endokrinologen, ein Absetzen erwogen werden, wenn engmaschige Kontrollen der Schilddrüsenfunktion gewährleistet sind.

Die Thyreostatikadosis in der Schwangerschaft sollte so niedrig wie möglich sein. Maßstab sind die Obergrenzen der schwangerschaftsspezifischen Schilddrüsenfunktionstests für FT4 (oder TT4). Gleichzeitige Gaben von Schilddrüsenhormon sollten vermieden werden.

Die amerikanische und europäische Fachgesellschaft diskutieren, eine Schwangere mit PTU-Therapie wegen der mütterlichen Hepatotoxizität nach der 16. Woche auf Thiamazol/Carbimazol umzustellen, denn vereinzelt sind auch Schwangerschaften unter PTU-Therapie beschrieben, in denen es zur Lebertoxizität bei der Schwangeren kam.

Beim Neugeborenen sollten die Schilddrüsenparameter circa 14 Tage nach der Geburt erneut kontrolliert werden - zusätzlich zum Schilddrüsenscreening, das in Deutschland bei der 2. Vorsorgeuntersuchung (U2) durchgeführt wird.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

keine, siehe aber auch Carbimazol oder Thiamazol.

Stillzeit

Pharmakokinetik

HWZ: 1 – 2 h; Proteinbindung: 80%; molare Masse: 170 g/mol; relative Dosis: 1,5%; Anteil einer therapeutischen Säuglingsdosis von 4 mg/kg/d: 2,5%; M/P-Quotient: 0,1; orale Bioverfügbarkeit: 50 – 95%.

Klinik

Symptome wurden auch bei jungen voll gestillten Säuglingen nicht beschrieben.

Empfehlung

Unter Propylthiouracil darf gestillt werden. Die 2017er Guideline der American Thyroid Association sieht PTU-Dosierungen von maximal 450 mg/d als mit dem Stillen kompatibel an. Lange galt PTU wegen des geringeren Übergangs in die Muttermilch als Thyreostatikum der ersten Wahl für die Stillzeit. Wegen der höheren Lebertoxizität von PTU werden inzwischen Thiamazol/Carbimazol vorgezogen.


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