Gefördert durch

Propranolol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Propranolol ist ein lipophiler, nicht kardioselektiver β-Rezeptorenblocker, der die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin an den ß-Rezeptoren aufhebt. Propranolol hemmt sowohl die β1- als auch die β2-Rezeptoren und hat keine intrinsische sympathomimetische Aktivität. Propranolol ist plazentagängig.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Arterielle Hypertonie, Migräneprophylaxe, essentieller Tremor, tachykarde Herzrhythmusstörungen, symptomatische oder ergänzende Therapie einer Hyperthyreose.

  • Produktnamen

    Dociton®, Obsidan® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Verschiedene Studien mit weit mehr als 5000 ausgewerteten Schwangerschaftsverläufen nach mütterlicher Betablocker-Therapie haben insgesamt keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erbracht. Soweit einzelne Betablocker separat aufgeführt werden, wurde Propranolol in circa 1000 Schwangerschaften angewendet.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Die Frage, welche Rolle Betablocker bzw. Propranolol und welche die arterielle Hypertonie für das teilweise beobachtete geringere Geburtsgewicht („Small for gestational age“, SGA) exponierter Kinder spielt, ist nicht abschließend geklärt. In einigen Studien wurde eine solche Assoziation für Betablocker insgesamt beschrieben. In einer anderen Studie war zwar die Rate an SGA-Kindern nach intrauteriner Betablocker Exposition allgemein erhöht (n=4847), aber nicht nach Therapie mit Metoprolol (n=324) oder Propranolol (n= 489). Ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit kann nicht ausgeschlossen werden, hängt aber auch von der Schwere der mütterlichen Hypertonie ab.

Mindestens fünf Studien untersuchten, wie häufig eine neonatale β-Rezeptorenblockade bei Neugeborenen auftritt, die bis zur Geburt oder bis kurz zuvor betablocker-exponiert waren. Eine solche äußert sich in Hypoglykämie, Bradykardie und selten in einer Hypotonie. Auch hier sind die Ergebnisse nicht einheitlich und reichen von keiner bis zu deutlich erhöhten Raten an Hypoglykämien und Bradykardien beim Neugeborenen.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Propranolol kann bei entsprechender Indikation verwendet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Keine, außer Wachstumskontrolle beim Feten bei langdauernder Therapie. Ausschluss von Bradykardie, Hypoglykämie und – insbesondere bei Frühgeborenen – Atemstörungen (selten) unter Therapie bis zur Geburt.

Ein Absetzen der Medikation 24–48 Stunden vor der Entbindung wird von manchen Autoren erörtert. Dieses Vorgehen ist kaum zu rechtfertigen. Die meist nur milden Symptome einer β-Rezeptorenblockade bessern sich beim Neugeborenen innerhalb von 48 Stunden folgenlos. Dennoch sollten Geburtshelfer und Pädiater über die mütterliche Medikation informiert sein.

Besser geeignete Alternativen

Bei arterieller Hypertonie Alpha-Methyldopa oder auch Metoprolol.

Stillzeit

Die Erfahrungen und Messungen beruhen auf circa 10 Mutter-Kind-Paaren.

Pharmakokinetik

HWZ: Metabolite: 4 – 6 h; Proteinbindung: 90%; molare Masse: 259 g/mol; relative Dosis: 0,3 – 0,5%; Anteil einer therapeutischen Säuglingsdosis von 1 mg/kg/d: ca. 0,96%; M/P-Quotient: 0,33 – 1,65; orale Bioverfügbarkeit: 30 – 46%.

Klinik

Aufgrund der hohen Proteinbindung und folglich geringen relativen Dosis sind Symptome der β-Blockade beim gestillten Säugling unwahrscheinlich. Die meisten voll gestillten Kinder zeigten keine Symptome. Ein Einzelfall berichtet über Bradykardie bei einem zwei Tage alten Mädchen. So kurz nach der Geburt ist allerdings anzunehmen, dass der plazentare Übergang mitverantwortlich für die Symptomatik ist.

Empfehlung

Propranolol gehört mit Metoprolol zu den Betablockern der Wahl in der Stillzeit.


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