Gefördert durch

Naproxen

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Naproxen gehört in der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika/Antirheumatika (NSAID) zu den nicht-selektiven Hemmern der Cyclooxygenase (COX) mit einer etwa gleich starken Hemmung der COX-1 und der COX-2. Die antiphlogistische Wirkung beruht auf einer verminderten Prostaglandinsynthese. Ferner hemmt es die Thrombozytenaggregation reversibel und wirkt antipyretisch.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Als Analgetikum, Antipyretikum und zur antiphlogistischen Therapie bei akuten und chronischen Arthritiden wie z. B. rheumatoider Arthritis.

  • Produktnamen

    Aleve®, Dolormin für Frauen® und andere

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL (HOCH für NSAID als Gruppe)

1. Trimenon

Die überwiegende Anzahl der einschlägigen Untersuchungen beschäftigte sich Wirkstoff-übergreifend mit dem Risiko einer Einnahme von nicht-steroidalen Antiphlogistika/Antirheumatika (NSAID) im 1. Trimenon. Dabei zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Anwendung von NSAID im 1. Trimenon und einem allgemein erhöhten Fehlbildungsrisiko. Einzelne (Fall-Kontroll-) Studien haben allerdings ein Risiko für spezifische Fehlbildungen nach Anwendung von NSAID in der Frühschwangerschaft diskutiert, z.B. kardiovaskuläre (Septum-)Defekte, wobei andere Studien dies nicht nachgewiesen haben.
Ein postuliertes Fehlgeburtsrisiko nach NSAID-Einnahme wurde durch andere Studienergebnisse nicht belegt.

Eine Fall-Kontroll-Studie aus Schweden fand für Naproxen ein erhöhtes Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, allerdings basierte dieses Ergebnis auf einer geringen absoluten Anzahl von betroffenen Kindern. Zwei Untersuchungen aus den USA mit überlappenden Patientenpopulationen kamen in Subgruppenanalysen zu Naproxen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während die frühere Studie gering erhöhte Risiken für Fehlbildungen ohne erkennbares Muster fand, sah die Nachfolgestudie diese Risikoerhöhung nicht. In einer Kohortenstudie, die neben anderen NSAID auch gezielt Naproxen im 1. Trimenon untersuchte, fand sich kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Eine prospektive Fallserie mit 121 Naproxen-exponierten Schwangerschaften aus zwei deutschen Beratungszentren ergab keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Zusammengefasst ist nach einer Exposition mit Naproxen im 1. Trimenon kein substanziell erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten.

2.-3. Trimenon / Perinatal

NSAID können zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli beim Fetus und zu einer Schädigung der fetalen und neonatalen Nierenfunktion führen. Die Empfindlichkeit des Fetus steigt mit zunehmendem Gestationsalter. Dieses Risiko ist nach der 28. Schwangerschaftswoche gut dokumentiert, aber auch ab Mitte des 2. Trimenons sind Fallberichte zu vorzeitigem Ductusverschluss bzw. fetaler Nierenfunktionseinschränkung mit nachfolgendem Oligohydramnion beschrieben, insbesondere bei langfristiger NSAID-Einnahme. Ein ursächlicher Zusammenhang mit der Medikation wurde unterstrichen durch die Beobachtung, dass sich die Symptome bei rechtzeitigem Absetzen des NSAID wieder besserten. Eine Kohortenstudie sah einen Zusammenhang mit einem etwas niedrigeren Geburtsgewicht bei Anwendung im 2. Trimenon. Des Weiteren wurde eine Assoziation zwischen NSAID im 3. Trimenon und persistierendem pulmonalen Hypertonus beim Neugeborenen (PPHN), insbesondere im Zusammenhang mit einem intrauterinen Ductusverschluss, gesehen. Eine nekrotisierende Enterokolitis beim Neugeborenen wird im Zusammenhang mit einer NSAID-Exposition am Ende der Schwangerschaft diskutiert.
Auch für Naproxen gibt es Fallberichte über das Vorliegen eines vorzeitigen Ductusverschlusses und PPHN beim Kind. Zudem beschreibt ein Fallbericht eine Schwangerschaft mit langfristiger Naproxen-Exposition bis Schwangerschaftswoche 27, bei der ein ausgeprägtes Oligohydramnion auffiel und das Kind deshalb per Sectio entbunden wurde. Das Frühgeborene verstarb an weiteren Komplikationen. Bei der Obduktion fiel eine renale tubuläre Dysgenesie auf.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Naproxen gehört in der Schwangerschaft nicht zu den Mitteln der Wahl, die besser untersuchten NSAID Ibuprofen und Diclofenac sollten bevorzugt werden. Wie jede andere Schmerzmedikation auch, sollte es nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder über mehrere Wochen eingenommen werden. Eine langfristige Therapie mit Naproxen oder anderen NSAID sollte nur nach ärztlicher Absprache und strenger Indikationsstellung erfolgen. Im letzten Trimenon (ab Schwangerschaftswoche 28) dürfen Naproxen und andere NSAID nicht angewendet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei wiederholter Einnahme im letzten Schwangerschaftsdrittel (nach Schwangerschaftswoche 28) sollte der fetale Kreislauf sonographisch (Doppler-Sonographie) auf Veränderungen der Hämodynamik im Ductus arteriosus kontrolliert und ein Oligohydramnion ausgeschlossen werden. Diese Diagnostik wird auch dann empfohlen, wenn NSAID zwischen Schwangerschaftswoche 20 und 28 regelmäßig und mehrere Tage hintereinander oder sogar wochenlang angewendet wurden. Kurz vor dem Entbindungstermin am Ende des 3. Trimenon wird eine dopplersonographische Kontrolle des Ductus arteriosus bereits bei Einzeldosen empfohlen.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Ibuprofen und Diclofenac (im 1. und 2. Trimenon); Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft.

Stillzeit

Es liegen Daten zu gut 20 Mutter-Kind-Paaren vor, Serum- und Milchspiegelbestimmungen wurden allerdings nur in einem Fall berichtet.

Pharmakokinetik

HWZ: 10 –18 h; Proteinbindung: 99%; molare Masse: 230 g/mol; relative Dosis: ca. 3,3%; M/P-Quotient: 0,01; orale Bioverfügbarkeit: 74 – 99%.
Bei einer Mutter, die dauerhaft Naproxen in der Stillzeit einnahm, wurden unter 250 mg/d maximal 1,3 mg/l und unter 375 mg/d maximal 2,4 mg/l in der Muttermilch gemessen, im Urin des Kindes wurden 0,26% der Gesamtdosis gefunden. Das voll gestillte Kind war unauffällig.

Klinik

Eine Publikation berichtet von einem sieben Tage alten Säugling mit akuter Anämie nach rektalen Blutungen und Hämaturie, dessen Mutter in den drei Tagen davor Naproxen 1000 mg/d eingenommen hatte. Drei von 20 Müttern, die Naproxen angewendet hatten, berichteten über leichte Nebenwirkungen bei ihren Kindern (bei einem Kind Erbrechen, bei zwei Kindern leichte Schläfrigkeit). Keines der Kinder benötigte ärztliche Therapie.

Empfehlung

Naproxen gehört aufgrund der relativ langen HWZ in der Stillzeit und des begrenzten Erfahrungsumfangs nicht zu den Mitteln der Wahl. Einzeldosen erfordern keine Einschränkung des Stillens, die Medikation sollte jedoch auf Ibuprofen, ggf. auch Diclofenac umgestellt werden.


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