Gefördert durch

Levetiracetam

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Levetiracetam ist ein Antiepileptikum, dessen Wirkmechanismus noch nicht abschließend geklärt ist. Es wird überwiegend renal eliminiert, jedoch auch enzymatisch hydrolysiert. Während der Schwangerschaft erhöht sich die Clearance, wobei eine vermehrte renale Ausscheidung sowie ein gesteigerter enzymatischer Abbau eine Rolle spielen können. Die Plasmaspiegel sinken dadurch auf bis zu 40% im 3. Trimenon, wobei es ausgeprägte interindividuelle Unterschiede gibt. Postpartal normalisiert sich die Clearance wieder innerhalb von Tagen bis Wochen. Levetiracetam ist plazentagängig, der Plasmaspiegel beim Kind liegt bei Geburt meist etwas über dem mütterlichen Spiegel, kann aber auch niedriger sein.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Epilepsie

  • Produktnamen

    Keppra® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

Insgesamt wurden über 2.000 im 1. Trimenon exponierte Schwangerschaftsverläufe unter Levetiracetam analysiert, die meisten Daten stammen aus Registerstudien. Es wurden keine Hinweise auf ein erhöhtes Gesamtfehlbildungsrisiko oder ein spezifisches Fehlbildungsmuster unter Levetiracetam-Monotherapie beobachtet. Auch wurde keine dosisabhängige Erhöhung der Fehlbildungsrate gefunden. Unter Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika wurden erhöhte Fehlbildungsraten beobachtet, insbesondere in Kombination mit der bekanntermaßen teratogenen Valproinsäure und wahrscheinlich auch durch diese verursacht. Experimentelle Studien mit Ratten und Kaninchen berichteten über ein vermehrtes Auftreten von Skelettanomalien bei exponierten Tieren. Bereits während des 1. Trimenon kann sich die Levetiracetam-Clearance verdoppeln, so dass Dosis-Anpassungen notwendig werden können.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Meist sinken die Plasmaspiegel von Levetiracetam auch während des 2. und 3. Trimenon noch weiter ab, was für den erwünschten antikonvulsiven Schutz Dosiserhöhungen notwendig macht. Außerdem kann der Levetiracetam-Talspiegel durch die erhöhte Clearance bei niedriger Halbwertzeit schneller als außerhalb der Schwangerschaft in den subtherapeutischen Bereich fallen, was zum Wiederauftreten von epileptischen Anfällen führen kann. Es kann deshalb notwendig sein, die Tagesdosis auf mehrere Einzeldosen zu verteilen und lange nächtliche Einnahmepausen mit subtherapeutischen Plasmaspiegeln zu vermeiden. Wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten muss bei Behandlung mit Levetiracetam bis zur Geburt mit Anpassungsstörungen beim Neugeborenen gerechnet werden. Diese können innerhalb der ersten Tage nach der Geburt auftreten und mit vorübergehenden neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen einhergehen.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Levetiracetam ist neben Lamotrigin das Antiepileptikum der Wahl in der Schwangerschaft. Bei gegebener Wirksamkeit sollten diese Arzeneimittel daher bei einer antiepileptischen Neueinstellung bevorzugt werden. Levetiracetam sollte möglichst in Monotherapie verordnet werden. Falls eine Kombinationstherapie notwendig ist, scheint nach den bisherigen Erfahrungen die Kombinationstherapie mit Lamotrigin nicht mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko verbunden zu sein.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Therapie im 1. Trimenon kann eine sonographische Feindiagnostik zur Kontrolle der fetalen Entwicklung empfohlen werden. Die Entbindung sollte aufgrund möglicher neonataler Anpassungsstörungen in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen. Zur Anpassung der Dosis während der Schwangerschaft siehe oben. Nach der Entbindung muss die Dosis unter Kontrolle der Plasmakonzentration ggf. wieder abgesenkt werden.

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Besser geeignete Alternativen

Keine.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu etwa 40 Mutter-Kind-Paaren vor; nicht bei allen wurden pharmakokinetische Parameter untersucht. Eine nur im Abstract veröffentlichte Studie berichtet über eine verminderte Milchproduktion bei sieben von 18 mit Levetiracetam behandelten stillenden Müttern. Andere Studien fanden diesbezüglich keine Auffälligkeiten.

Pharmakokinetik

HWZ: 6 – 8 h, bei Neugeborenen 16 – 18 h; Proteinbindung: < 10 %; molare Masse: 170 g/mol; relative Dosis mit großen interindividuellen Unterschieden: 2,9% bis 15%, in einem Fallbericht wurden 8 mg/kg/d für das gestillte Kind errechnet (therapeutische Säuglingsdosis: 14 – 42 mg/kg/d); M/P-Quotient: 0,76 – 1,55, in einem Einzelfall bis 3,09; orale Bioverfügbarkeit: nahezu 100%. Die Levetiracetam-Konzentration im Plasma gestillter Säuglinge lag in einer Studie bei 7 – 22% der mütterlichen Plasmakonzentrationen (durchschnittlich bei 13%).

Klinik

Unter Levetiracetam-Monotherapie wurden bisher keine unerwünschten Wirkungen bei den gestillten Kindern beschrieben. In Kombination mit weiteren Antiepileptika wurden bei mehreren gestillten Kindern Symptome wie Sedierung, Trinkschwäche mit ungenügender Gewichtszunahme, Hypotonie und in einem Fall auch Erbrechen mit Gewichtsverlust beobachtet. Alle Symptome bildeten sich nach Beendigung des Stillens wieder zurück.

Empfehlung

Stillen bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes akzeptabel.


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