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Lamotrigin

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Lamotrigin gehört zur Gruppe der Phenyltriazine und entfaltet seine Wirkung unter anderem über die Hemmung spannungsabhängiger Natriumkanäle und eine Reduktion der neuronalen Erregbarkeit. Lamotrigin interagiert mit dem Metabolismus oraler Kontrazeptiva: Der Lamotrigin-Plasmaspiegel sinkt unter hormonaler Kontrazeption meist deutlich und auch die Plasmakonzentrationen der hormonalen Kontrazeptiva können leicht sinken. Während der Schwangerschaft steigt die Lamotrigin-Clearance meist stark an, so dass die Serumkonzentration absinkt. Lamotrigin ist plazentagängig.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Epilepsie, Prophylaxe depressiver Episoden bei bipolarer Erkrankung mit überwiegend depressiven Episoden.

  • Produktnamen

    Lamictal® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: SEHR HOCH

1. Trimenon

In Schwangerschaftsregistern wurden über 7000 Schwangerschaftsverläufe unter Lamotrigin-Monotherapie im 1. Trimenon beobachtet. Bisher ergaben sich keine eindeutigen Hinweise auf teratogene Effekte. Insbesondere fanden sich unter Lamotrigin-Monotherapie kein spezifisches Fehlbildungsmuster und keine Dysmorphie-Zeichen wie bei den klassischen Antiepileptika. Unter Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika wurden allerdings erhöhte Fehlbildungsraten beobachtet, vor allem in Kombination mit der bekanntermaßen teratogenen Valproinsäure und wahrscheinlich auch durch diese verursacht. In einem der internationalen Register zu Antiepileptika in der Schwangerschaft wurde bei Lamotrigin-Dosierungen ab 300 mg/d zum Zeitpunkt der Konzeption eine etwas erhöhte Fehlbildungsrate im Vergleich zu Dosierungen unter 300 mg /d gefunden.

Aufgrund der in der Schwangerschaft meist stark ansteigenden Lamotrigin-Clearance müssen die Plasmaspiegel engmaschig kontrolliert und gegebenenfalls die Dosis angepasst werden.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Wie bei allen ZNS-aktiven Medikamenten muss bei Behandlung mit Lamotrigin bis zur Geburt mit Anpassungsstörungen beim Neugeborenen gerechnet werden. Diese können innerhalb der ersten Tage nach der Geburt auftreten und mit neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen einhergehen.  In Fallberichten wurden neonatale Anpassungsstörungen bisher nur beschrieben, wenn Lamotrigin in Kombination mit anderen zentral wirksamen Substanzen gegeben wurde. Wenn während der Schwangerschaft eine Dosiserhöhung von Lamotrigin notwendig war, muss die Dosis postpartal unter engmaschiger Kontrolle des Serumspiegels wieder reduziert werden.

Die Studien zur neuropsychiatrischen Entwicklung der Kinder nach Lamotrigin-Exposition in der Schwangerschaft reichen für eine abschließende Beurteilung nicht aus. Die bisherigen Befunde sprechen aber gegen eine Störung der neurokognitiven Langzeitentwicklung nach intrauteriner Lamotrigin-Exposition.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Lamotrigin ist aufgrund des sehr hohen Erfahrungsumfangs und der offenbar guten Verträglichkeit für den Embryo bzw. Feten das Antiepileptikum der Wahl in der Schwangerschaft, falls es ausreichend wirksam ist. Es sollte möglichst in Monotherapie verordnet werden. Bei psychiatrischen Behandlungsindikationen und medikamentöser Neueinstellung ist zu prüfen, ob Alternativen vorhanden sind (z.B. Quetiapin zur Phasenprophylaxe bei bipolarer Erkrankung).
Wenn Frauen wegen Kinderwunsch die hormonalen Kontrazeptiva absetzen, steigt in der Regel der Lamotrigin-Serumspiegel. In diesem Fall sollte die Lamotrigin-Dosis reduziert werden, damit der Lamotrigin-Spiegel während der Konzeption nicht unnötig hoch ist. Da die Lamotrigin-Clearance während der Schwangerschaft bis zum Dreifachen ansteigen kann, sollte der Lamotrigin-Spiegel insbesondere bei Patientinnen mit Epilepsie engmaschig kontrolliert und die Dosis entsprechend nach oben korrigiert werden. Nach der Geburt findet eine schnelle Normalisierung der Clearance statt, so dass die Dosis zur Vermeidung toxischer Lamotrigin-Spiegel wieder reduziert werden muss.
Obwohl Lamotrigin die Dihydrofolsäure-Reduktase hemmt, lässt sich beim Erwachsenen keine nennenswerte Folat-antagonistische Wirkung darstellen. Eine Erhöhung der bei Kinderwunsch und Schwangerschaft empfohlenen Folsäure-Dosis erscheint deshalb nicht erforderlich.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Therapie im 1. Trimenon kann eine sonographische Feindiagnostik zur Kontrolle der fetalen Entwicklung empfohlen werden. Die Entbindung sollte aufgrund möglicher neonataler Anpassungsstörungen in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen. Zur Anpassung der Dosis während und nach der Schwangerschaft siehe oben.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Bei Epilepsie keine. Bei bipolarer Erkrankung: abhängig vom klinischen Verlauf, z.B. Quetiapin.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu etwa 120 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: 33 h (14 – 103 h, ggf. auch abhängig von einer enzyminduzierenden Komedikation); Proteinbindung: 55%; molare Masse: 256 g/mol; relative Dosis: 2 – 21%; M/P-Quotient: 0,12 bis maximal 1,05; orale Bioverfügbarkeit: 100%. Bei einigen gestillten Kindern konnten therapeutische Plasmakonzentrationen nachgewiesen werden.

Klinik

Die allermeisten gestillten Kinder waren klinisch unauffällig. Bei einem 16 Tage alten voll gestillten Kind, dessen Lamotrigin-Plasmaspiegel im oberen therapeutischen Bereich lag, traten Atemstörungen mit einem Zyanose-Anfall auf. Die respiratorischen Symptome verschwanden, als das Kind keine Muttermilch mehr erhielt. Vereinzelt und vorübergehend wurden Transaminasenerhöhungen und Thrombozytose beobachtet.

Eine Studie fand bei Kindern, die unter maternaler Lamotrigin-Therapie gestillt worden waren, keinerlei negative Effekte auf ihre kognitiven Fähigkeiten im Alter von sechs Jahren.

Empfehlung

Stillen unter Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes erscheint akzeptabel, wenn in Kauf genommen wird, dass das Kind u.U. wirksame Lamotrigin-Plasmakonzentrationen aufbaut. Ggf. kann nach etwa zwei bis drei Wochen die Plasmakonzentration beim Kind bestimmt werden, vor allem bei neu auftretender und anders nicht zu erklärender Symptomatik.


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