Gefördert durch

Infliximab

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Infliximab ist ein chimärer monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der IgG1-Antikörper und ein TNF-α-Blocker. Damit gehört Infliximab zu den Biologika. Es kann intravenös infundiert oder subkutan appliziert werden.

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Erfahrungen mit circa 1000 evaluierten Schwangerschaften aus verschiedenen Studien, Fallserien und Fallberichten haben insgesamt keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko erbracht. Die beobachteten Fehlbildungen ließen kein Muster erkennen. Aufgrund der großen Molekülmasse ist ein nennenswerter plazentarer Übergang während der Embryogenese unwahrscheinlich.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) gelangt der IgG1-Antikörper Infliximab über den Fc-Rezeptor in der Placenta zum Feten. Um die 37. Woche herum ist der maximale Übergang erreicht. Beim Neugeborenen wurden therapeutische Wirkstoff-Konzentrationen gemessen, die teilweise sogar deutlich über denen der Mutter lagen. Nach der Geburt sinken die kindlichen Spiegel langsam ab. In einer prospektiven Studie mit 44 Mutter-Kind-Paaren betrug die mittlere kindliche Clearancezeit von Infliximab 7,3 Monate. Bei fünf Kindern war Infliximab im Alter von 9 Monaten noch nachweisbar, bei einem sogar im Alter von 12 Monaten mit einem Wert (0,03 μg/ml) knapp oberhalb der Nachweisgrenze von 0,02 μg/ml.

Ob anti-TNF exponierte Schwangerschaften häufiger mit Frühgeburtlichkeit, fetaler Wachstumsretardierung oder Sectio-Entbindungen assoziiert sind als nicht Biologika-exponierte Schwangere mit vergleichbaren Grunderkrankungen, ist Gegenstand der Diskussion. Eine Veröffentlichung beschreibt vier Neugeborene (darunter eine Drillingsschwangerschaft) mit schwerer Neutropenie nach mütterlicher Infliximab-Therapie, die sich innerhalb von 8 bis 14 Wochen normalisierte.

Postpartale Infektionen und Impfungen: Intrauterin anti-TNF exponierte Kinder wiesen insgesamt nicht häufiger relevante Infektionen auf als nicht-exponierte Kinder von Müttern mit vergleichbaren Erkrankungen.

In einer kleinen Studie führte eine mütterliche Kombinationstherapie aus einem TNF-α Inhibitor und einem Thiopurin (z.B. Azathioprin) zu einem höheren Risiko für kindliche Infektionen. Ein Fallbericht beschreibt den Tod eines gesund geborenen Jungen nach Impfung im 3. Lebensmonat mit einem BCG-Lebendimpfstoff (Tuberkulose-Impfstoff), dessen Mutter während der ganzen Schwangerschaft mit Infliximab therapiert worden war. Der Junge verstarb an einer disseminierten BCG-Infektion. In einer anderen Publikation wird über 15 in der ersten Lebenswoche BCG-geimpfte Kinder berichtet, die im Median bis zur 23. SSW (Spannweite 17–37 SSW) Infliximab exponiert waren und keine schwereren Komplikationen aufwiesen.

Einige Studien untersuchten, ob die intrauterin anti-TNF exponierten Kinder eine adäquate Immunantwort nach Impfungen entwickelten. Dies wurde für folgende Impfungen untersucht: HIB, Influenza, Tetanus, Diphtherie, Pneumokokken, Masern, Mumps und Röteln-Impfungen sowie für Hepatitis B. Eine Mehrheit der Kinder zeigte eine gute Immunantwort.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Eine vor der Schwangerschaft begonnene Infliximab Therapie darf auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden, wenn dies erforderlich ist. Eine effektive Krankheitskontrolle mit niedriger Krankheitsaktivität stellt eine wichtige Voraussetzung für einen ungestörten Schwangerschaftsverlauf dar. Die Therapie in der späteren Schwangerschaft, insbesondere nach der 30. Woche, sollte wohl begründeten Indikationen vorbehalten sein und ist eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung, bei der die Krankheitsaktivität und individuelle Anamnese eine wesentliche Rolle spielen sollte.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Eine gute interdisziplinäre Betreuung der Schwangeren sollte gewährleistet sein. Dabei können (weiterführende) Ultraschalluntersuchungen hilfreich sein. Mit Verweis auf die oben erwähnten fünf Kinder mit nachweisbaren Wirkstoffkonzentrationen nach dem 6. Lebensmonat rät der Hersteller inzwischen von Lebendimpfungen in den ersten 12 Lebensmonaten ab. Die von der STIKO allgemein empfohlenen Lebendimpfungen gegen Masern-Mumps-Röteln und Windpocken können im Alter von 12 Monaten durchgeführt werden.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Abhängig von der Indikation und Krankheitsaktivität, siehe auch rheumatoide Arthritis oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu 60 Mutter-Kind-Paaren vor. Die Muttermilch wurde bei 44 Müttern auf Infliximab untersucht, und bei zehn Kindern wurde Blut zur Bestimmung von Infliximab im Serum abgenommen. Allerdings waren die meisten dieser zehn Kinder schon in der Schwangerschaft exponiert gewesen.

Pharmakokinetik

HWZ: 9,5 Tage (Erwachsene), beim Säugling nach Exposition in der Schwangerschaft 33 Tage; molare Masse: 149.100 g/mol; orale Bioverfügbarkeit: gering.
Bei mehr als der Hälfte der Mütter war Infliximab in der Milch nachweisbar, teilweise jedoch nur in Spuren, maximal wurden bisher 0,74 μg/ml gemessen. Die in der Muttermilch nachgewiesenen Infliximab-Spiegel entsprachen maximal 5% der mütterlichen Serumkonzentration. Bei einem Kind wurde fünf Tage nach der zweiten mütterlichen Infusion ein Infliximab Serumspiegel gemessen, der 2% des mütterlichen Wertes betrug. Korrespondierende Spiegel in der Muttermilch lagen hier nicht vor.

Klinik

Bisher wurden keine Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen beschrieben. Solche erscheinen bei reifgeborenen Kindern aufgrund der geringen oralen Verfügbarkeit und großen Molekülmasse auch unwahrscheinlich.

Empfehlung

Stillen unter einer mütterlichen Infliximab-Therapie ist möglich.
Bisher gibt es keinen klinischen Anhalt dafür, dass die von der STIKO empfohlenen Lebendimpfungen eine Gefahr für das gestillte Kind darstellen, wenn die Behandlung mit Infliximab erst während der Stillzeit begonnen wird und das Kind während der Schwangerschaft (s.o.) nicht exponiert war.


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