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Flupentixol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Flupentixol ist ein stark antipsychotisch wirksames konventionelles Antipsychotikum aus der Gruppe der Thioxanthene. Es blockiert Dopamin-Rezeptoren sowie 5-HT2A-Rezeptoren. Häufig werden intramuskulär verabreichte Depot-Präparate mit Flupentixoldecanoat angewendet. Flupentixol ist plazentagängig.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Schizophrene Psychosen.

  • Produktnamen

    Fluanxol® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Insgesamt wurden fast 200 Schwangerschaftsverläufe mit Flupentixol-Einnahme im 1. Trimenon dokumentiert. In einer schwedischen Registerstudie hatten zwölf von 154 Kindern eine Fehlbildung, darunter fanden sich fünf verschiedene urogenitale Anomalien. Jedoch haben weder die Autoren dieser Studie ernsthaft einen Zusammenhang zur maternalen Flupentixol-Therapie gesehen, noch wurden Hinweise auf Teratogenität in anderen Untersuchungen gefunden. Die bisherigen Erfahrungen sind jedoch noch unzureichend für eine differenzierte Risikobewertung. Für die schon lange eingeführte Substanzgruppe der Thioxanthene im Allgemeinen hat sich bisher kein ernsthafter Verdacht auf Teratogenität ergeben. Tierexperimentell wurde bei Flupentixol kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko beobachtet.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Bei Einnahme von Flupentixol bis zur Geburt sind beim Neugeborenen Anpassungsstörungen möglich. Diese können innerhalb der ersten Tage nach der Geburt auftreten und mit neurologischen, gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen einhergehen. Beim Neugeborenen können extrapyramidalmotorische Störungen wie z.B. Dyskinesien auftreten, sehr selten auch Krampfanfälle. In einer Studie wurde beobachtet, dass die Arzneimittelkonzentration im Nabelschnurblut etwa ein Viertel der mütterlichen Plasmakonzentration betrug.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Bei einer medikamentösen Neueinstellung sollten besser erprobte Antipsychotika vorgezogen werden. Sollte eine Behandlung mit Flupentixol im 1. Trimenon dringend indiziert sein, muss keine Umstellung erfolgen.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei Exposition im 1. Trimenon sollte eine weiterführende Ultraschalldiagnostik zur Bestätigung einer unauffälligen fetalen Entwicklung angeboten werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen oder Frühwarnsymptomen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen (Frühgeburtsbestrebungen, Wachstumsretardierung) rechtzeitig begegnen zu können. In den ersten Lebenstagen ist beim Neugeborenen auf etwaige Anpassungsstörungen zu achten. Die Entbindung sollte daher in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.
Da das Wochenbett eine besonders vulnerable Phase für Rezidive darstellt, sollten mit der Mutter frühzeitig rückfallprophylaktische Strategien geplant werden. Diese betreffen v.a. Reizabschirmung und die Vermeidung von Schlafmangel. Auch kann vorübergehend die Dosis des Antipsychotikums erhöht werden, um einen optimalen rückfallprophylaktischen Schutz zu gewährleisten.

Besser geeignete Alternativen

Bei den konventionellen Antipsychotika Haloperidol. Sollte eine Behandlung mit dem atypischen Antipsychotikum Quetiapin möglich sein, ist diese zu bevorzugen, gegebenfalls auch eine Behandlung mit Risperidon.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu fünf Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: bei oraler Gabe 22 – 36 h, bei einmaliger i.m.-Applikation von Flupentixoldecanoat beträgt die Freisetzungshalbwertzeit aus dem Depot 3 – 8 d, bei mehrfacher Gabe ca. 17 d; Proteinbindung: 99%; Molare Masse: 435 g/mol; relative Dosis: unter 1%; M/P-Quotient: 1,3; orale Bioverfügbarkeit: 40 – 50% aufgrund eines ausgeprägten First-Pass-Metabolismus.

Klinik

Bei den gestillten Kindern wurden keine durch das Medikament hervorgerufenen Symptome beobachtet.

Empfehlung

Stillen ist bei Monotherapie und guter Beobachtung des Kindes unter Vorbehalt akzeptabel. Treten anders nicht erklärbare Symptome wie Sedierung, extrapyramidalmotorische Störungen, Trinkschwäche oder Unruhe neu auf, sollten ein Kinderarzt und unsere Einrichtung kontaktiert werden.


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