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Flecainid

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Flecainid ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ic, ein Natriumkanalblocker mit negativ inotroper Wirkung. Es ist plazentagängig. Im Feten bzw. Nabelschnurblut werden in etwa 70 – 90% der mütterlichen Werte erreicht.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Behandlung und Rezidivprophylaxe von schweren supraventrikulären und ventrikulären tachykarden Herzrhythmusstörungen.

  • Produktnamen

    Tambocor® und andere

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: GERING

1. Trimenon

Die Erfahrungen beschränken sich auf wenige Schwangerschaften, in denen Flecainid meistens während der gesamten Schwangerschaft eingenommen wurde. Die in-utero exponierten Kinder waren gesund. Tierexperimentell wurde bei einer Kaninchenrasse Teratogenität festgestellt, nicht jedoch bei anderen Tierspezies.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Etwa 20 Berichte zu einer maternalen antiarrhythmischen Therapie bei Schwangeren wurden publiziert, in denen (auch) Flecainid eingesetzt wurde. Fetale und neonatale Herzrhythmusstörungen oder andere spezifische Nebenwirkungen wurden bisher nicht vermehrt beschrieben. Eine längere Therapie kann zur Verbreiterung des QRS-Komplexes beim Feten führen.

Es liegen eine Vielzahl von Fallberichten, -serien oder Studien zur Anwendung von Flecainid bei fetalen Tachyarrhythmien vor. Die Therapie des Feten erfolgte in der Mehrheit der Fälle diaplazentar, also über die Mutter. Dabei kann es zu mütterlichen Nebenwirkungen kommen. Zwei systematische Reviews und Metaanalysen aus 2017 verglichen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von circa 150 Flecainid-exponierten Feten mit solchen, die primär Digoxin oder Sotalol erhalten hatten. Insbesondere, wenn schon ein Hydrops fetalis vorlag, war Flecainid einer Therapie mit Digoxin überlegen. In der Verträglichkeit wurden keine wesentlichen Unterschiede berichtet.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Da Antiarrhythmika selbst Arrhythmien verursachen können, ist die Indikationsstellung kritisch zu prüfen und sollte einer Fachärztin bzw. einem Facharzt für Kardiologie/Rhythmologie vorbehalten sein. Bei dringlicher Indikation und fehlenden therapeutischen Alternativen scheint Flecainid im 1. Trimenon akzeptabel zu sein, wenn die Unsicherheit aufgrund der geringen Erfahrung in Kauf genommen wird. Ist ein Klasse Ic-Antiarrhythmikum erforderlich, kann Flecainid im 2. und 3. Trimenon eingesetzt werden.

Wenn bei fetalen Arrhythmien eine medikamentöse Therapie notwendig ist und Flecainid infrage kommt, darf es gegeben werden. Die Behandlung sollte bevorzugt in einem Krankenhaus mit Erfahrungen in der Therapie fetaler Arrhythmien erfolgen – optimalerweise mit einer geburtshilflichen Abteilung, einem kardiologischen Schwerpunkt sowie einer neonatalen Intensivstation.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Eine weiterführende Ultraschalluntersuchung sollte nach Exposition im 1. Trimenon angeboten werden. Fetale/neonatale bzw. mütterliche Herzfrequenz und Herzrhythmus sollten überwacht werden. Die Flecainid-Serumkonzentration der Mutter ist auch ein guter Parameter, um die fetale Arzneistoffkonzentration abzuschätzen. Aufgrund von Elektrolyt- und Volumenverschiebungen nach der Entbindung ist eine Monitorüberwachung der unter Antiarrhythmika stehenden Patientin über etwa 48 Stunden indiziert.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Bei mütterlichen Arrhythmien mit hämodynamischer Instabilität ist die elektrische Kardioversion in allen Phasen der Schwangerschaft möglich. Die Entscheidung über die Anwendung von Antiarrhythmika aus mütterlicher Indikation in der Schwangerschaft ist abhängig von der Art der Herzrhythmusstörung, der kardialen Situation der Schwangeren, möglichen Begleit- und Vorerkrankungen und den Erfahrungen des Kardiologen/ der Kardiologin.

Stillzeit

Mehr als elf Mütter mit Flecainid-Therapie stillten ihre Kinder. Messungen in der Muttermilch und/oder im kindlichen Serum wurden bei einem Teil von ihnen vorgenommen. Dabei lagen die Flecainid-Konzentrationen beim gestillten Säugling unterhalb der Nachweisgrenze. Auch bei elf freiwilligen gesunden Müttern, die ihr Kind nicht stillten und Flecainid für fünfeinhalb Tage erhielten, wurden Wirkstoffkonzentrationen in der Muttermilch bestimmt.

Pharmakokinetik

HWZ: 12 – 27 h; Proteinbindung: 40%; molare Masse: 414 g/mol; relative Dosis: 5,6%; 7,5% einer therapeutischen kindlichen Dosis von 2 mg/kg/Tag; M/P-Quotient: 1,3 – 4; orale Bioverfügbarkeit: > 90%.

 

Klinik

Symptome bei voll gestillten Kindern wurden bisher nicht beobachtet. Da ‚Milchprodukte‘ die Aufnahme von Flecainid aus dem Magen-Darm-Trakt vermindern, scheint der Anteil von Flecainid in der Muttermilch kaum resorbiert zu werden.

Empfehlung

Stillen unter Monotherapie scheint akzeptabel zu sein.


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