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Fentanyl

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das als potentes Schmerzmittel bei chronischen Schmerzzuständen und in der Anästhesie eingesetzt wird. Es kann intravenös, epidural, oral und transdermal verwendet werden. Fentanyl ist plazentagängig, es konnte auch nach epiduraler Anwendung beim Neugeborenen nachgewiesen werden.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    In der Anästhesie intravenös, epidural oder intrathekal, zur Analgosedierung, in der postoperativen (auch nasal) und chronischen (vor allem transdermal) Schmerztherapie.

  • Produktnamen

    Abstral®, Durogesic®, Instanyl® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: MITTEL

1. Trimenon

Hinweise auf Teratogenität oder Embryotoxizität gibt es bisher nicht, systematische Studien zur Anwendung in der Frühschwangerschaft fehlen jedoch. Die Erfahrungen beschränken sich auf einige Dutzend dokumentierter Schwangerschaftsverläufe.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Fentanyl wird häufig epidural und intravenös in der Geburtshilfe eingesetzt und ist auch für die Mutter gut verträglich. Abhängig vom zeitlichen Intervall bis zur Entbindung muss beim Neugeborenen mit einer Atemdepression gerechnet werden. Nach Langzeittherapie (auch transdermal) in der Schwangerschaft wurden Entzugssymptome beim Kind berichtet. Wie bei anderen synthetischen Opioiden wurde bei Anwendung während der Geburt (auch epidural) vereinzelt die Entwicklung einer Thoraxwand-Rigidität bei Neugeborenen beobachtet. Bei Beatmungsproblemen des Neugeborenen sollte an diese Möglichkeit gedacht werden und ggf. Naloxon appliziert werden.

In einer neueren Studie wirkte Fentanyl s.c. oder nasal zur Linderung des Geburtsschmerzes angewendet besser schmerzstillend und verursachte weniger mütterliche oder kindliche Nebenwirkungen als Pethidin.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Fentanyl darf in allen Phasen der Schwangerschaft angewendet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Eine Anwendung im 1. Trimenon erfordert keine zusätzliche pränatale Diagnostik. Bei Verabreichung kurz vor der Entbindung muss wie bei allen Opioiden mit einer Atemdepression bzw. Anpassungsstörungen, nach längerer Anwendung auch mit der Entwicklung von Entzugserscheinungen beim Neugeborenen gerechnet werden.

Besser geeignete Alternativen

keine.

Stillzeit

Es liegen Berichte zum Übergang von Fentanyl ins Kolostrum bei 23 Frauen und in die reife Muttermilch bei fünf Frauen vor.

Pharmakokinetik

HWZ: bei intravenöser Anwendung 3 – 12 h (bei Dauerinfusion oder wiederholter Injektion noch deutlich längere HWZ, Wirkdauer durch Umverteilung kürzer), bei Anwendung als Pflaster oder nasal dosisabhängige Verlängerung der Wirkdauer durch Wirkstoffdepots in Haut/ Schleimhaut; Proteinbindung: 80%; molare Masse: 336 g/mol; relative Dosis: 2,9 – 5%; orale Bioverfügbarkeit: 25 – 50%. Bei 23 Frauen aus zwei Studien, die Fentanyl i. v. zur Schmerztherapie während der Entbindung erhalten hatten, waren die Spiegel im Kolostrum extrem niedrig oder nicht nachweisbar. In einer weiteren Studie wurden bei fünf Frauen, deren Kinder ca. zwölf Wochen alt waren, im Mittel 0,024% der mütterlichen Fentanyl-Dosis in der Muttermilch wieder gefunden. In einem Fallbericht einer Frau, die in Schwangerschaft und Stillzeit Fentanyl in der Dosierung 100μg/h transdermal erhielt, wurden fast ca. vier Wochen postpartal 6,4 μg/l Fentanyl und 6,2μg/l des Metaboliten Norfentanyl in der Muttermilch nachgewiesen. Das Kind war unauffällig, im kindlichen Serum war kein Fentanyl bzw. Metabolit nachweisbar.

Klinik

Über toxische Wirkungen beim gestillten Säugling wurde bisher nicht berichtet.

Empfehlung

Fentanyl gehört zu den Opioidanalgetika der Wahl in der Stillzeit, sollte aber trotzdem nur kurzzeitig und bei guter Beobachtung des Säuglings angewendet werden. Einzeldosen erfordern keine Einschränkung des Stillens. Wenn Fentanyl im Rahmen einer Allgemeinanästhesie eingesetzt wird, darf die Mutter wieder stillen, sobald sie nach der Narkose wieder bewusstseinsklar ist sowie in der Lage, das Kind selbst anzulegen. Wegen des atemdepressiven Potentials ist bei Stillkindern mit Apnoeneigung besondere Vorsicht geboten, ebenso bei Neu- und Frühgeborenen.
Schmerzmittel der ersten Wahl in der Stillzeit sind Ibuprofen und Paracetamol. Ist die akute Anwendung eines Opioids unumgänglich, kann Fentanyl bei guter Beobachtung des Kindes kurzzeitig angewendet werden, kurzzeitig akzeptable Alternativen wären auch Tramadol oder Buprenorphin.


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