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Dexamethason

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Dexamethason ist ein synthetisches fluoriertes Glucocorticoid mit langer Wirkdauer und ohne mineralokortikoide Wirkung. Wie andere Glucocorticoide auch, wirkt es antiinflammatorisch, immunsuppressiv, antiallergisch und antiproliferativ. Es kann lokal (z.B. Haut, intraartikulär, Auge, Nase, Ohr) und systemisch, vor allem oral und intravenös angewendet werden. Dexamethason und Betamethason sind dosisäquivalent. 0,75 mg orales Dexamethason entspricht 5 mg Prednisolon oder 20 mg Hydrocortison. Dexamethason wird in der Plazenta nur in geringem Umfang durch die 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase enzymatisch inaktiviert, das heißt, es ist sehr gut plazentagängig. In etwa 67% einer verabreichten Dosis gehen plazentar über.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Autoimmunerkrankungen, inflammatorische oder allergische Erkrankungen/Zustände bzw. Notfälle, Hirnödem, Induktion der Lungenreife bei drohender Frühgeburt u. v. m.

  • Produktnamen

    Fortecortin®, Ozurdex®, Solupen sine® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

Trotz des langjährigen Einsatzes systemischer Glucocorticoide (insbesondere von Prednison und Prednisolon) in der Schwangerschaft – und einer umfangreichen Studienlage zu Glucocorticoiden allgemein, ist eine abschließende Beurteilung des Risikos für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) nach Therapie im 1. Trimenon nach wie vor schwierig. Ein geringfügig erhöhtes Risiko für LKG kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, wenn im sensiblen Zeitfenster zwischen Schwangerschaftswoche 8 und 11 p.m. therapiert wurde.

Eine Vielzahl von kleineren prospektiven Kohortenstudien mit insgesamt mehr als 1000 und retrospektive auf Verschreibungsdaten beruhende Kohortenstudien mit mehr 2500 systemisch exponierten Schwangerschaften ermittelten weder ein erhöhtes Risiko für alle noch für spezifische Fehlbildungen. Seit in den 1950er Jahren in Tierversuchen eine Assoziation zwischen LKG-Spalten und einer mütterlichen systemischen Corticoid-Therapie beschrieben wurde, sind mehrere Fall-Kontrollstudien beim Menschen sowie eine Metanalyse durchgeführt worden, die ein erhöhtes Risiko für LKG fanden. Eine der größten und neueren Fall-Kontrollstudien – die 2014 veröffentlichte Auswertung der „National Birth Defect Prevention Study“ – konnte jedoch kein signifikant erhöhtes Risiko für LKG ermitteln.

Nur wenige Studien zur systemischen oder lokalen Applikation von Glucocorticoiden weisen Dexamethason exponierte Schwangerschaften explizit aus.

Nach einer lokalen Anwendung ist, wie bei anderen Glucocorticoiden auch, von keinem erhöhtem Risiko auszugehen.

2.-3. Trimenon / Perinatal

In Abhängigkeit von Therapiedauer, Dosis und Indikation, kann es nach systemischer Anwendung von Glucocorticoiden vermehrt zu Frühgeburtlichkeit und einem geringeren Geburtsgewicht kommen. Diese Effekte sind häufig jedoch schwierig von den Auswirkungen der zugrundeliegenden mütterlichen Erkrankung abzugrenzen. Lokale Glucocorticoid-Anwendungen sind diesbezüglich unbedenklich.

Eine Dexamethason-Therapie zur fetalen Lungenreife-Induktion führt zur Steigerung der Überlebensrate der Frühgeborenen. Dies zeigte auch eine Cochrane Meta-Analyse von 2017 mit mehr als 1500 eingeschlossenen Schwangeren. Ferner wurde die Prävalenz folgender weiterer Parameter reduziert: Atemnotsyndrom des Neugeborenen, intraventrikuläre Hirnblutung, nekrotisierende Enterokolitis, mechanische Beatmung und systemische Infektionen in den ersten 48 Lebensstunden. Betamethason führte seltener zu einer mütterlichen Chorioamnionitis als Dexamethason.

Zwei kleine Fallserien beschreiben die therapeutische und für Mutter und Kind sichere Anwendung von intravitrealem Dexamethason-Implantat in der Schwangerschaft.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung darf Dexamethason, wenn es Vorteile gegenüber Prednisolon bietet, systemisch in allen Phasen der Schwangerschaft eingesetzt werden. Die Dosis richtet sich nach der Indikation und Schwere der mütterlichen Erkrankung. Eine lokale Therapie unterliegt keinen Einschränkungen.

Zur Induktion der fetalen Lungenreife wird heute üblicherweise Betamethason bevorzugt.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Bei einer selten erforderlichen hohen systemischen Dexamethason-Behandlung über Wochen sollte das fetale Wachstum sonographisch kontrolliert werden. Dauert die Therapie bis zur Geburt, muss eine Nebenniereninsuffizienz des Neugeborenen mitbedacht und ggf. therapiert werden.

Besser geeignete Alternativen

Zur Lungenreife-Induktion: Betamethason. Für eine systemische Therapie der Mutter während der Schwangerschaft sind Prednison und Prednisolon Mittel der Wahl.

Stillzeit

Pharmakokinetik

HWZ: 3 – 5 h; Proteinbindung: > 77% (dosisabhängig), bei sehr hohen Dosen geringer; molare Masse: 392 g/mol; orale Bioverfügbarkeit: 80 – 90%.

Klinik

Es gibt keine dokumentierten Erfahrungen zur Anwendung von Dexamethason in der Stillzeit, allerdings auch keine Berichte über Symptome beim gestillten Säugling.

Empfehlung

Glucocorticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit sind Prednisolon und Prednison. Wirkungsgleiche Mengen von Dexamethason sind wahrscheinlich auch verträglich. Lokale Dexamethason-Anwendungen, darunter auch intraartikuläre und intravitreale Applikationen werden als unbedenklich in der Stillzeit angesehen. Bei dermaler Applikation sollte Dexamethason allerdings nicht direkt auf den Brüsten/Brustwarzen aufgetragen werden, um eine direkte Wirkstoffaufnahme durch den Säugling zu vermeiden. 


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