Gefördert durch

Amiodaron

rot
Gesicherte Teratogenität und/oder gravierende Fetotoxizität.

Amiodaron ist ein Antiarrhythmikum der Klasse III und ein Kaliumkanalblocker mit einem Gewichtsanteil von 37% – 39% Iod. Nur der freie Iod-Anteil kann in die Schilddrüse gelangen. Die Angaben dazu schwanken zwischen 3 und 9 mg freiem Iodid, das aus einer 100 mg Dosis Amiodaron freigesetzt wird. Dies entspricht einem Vielfachen der normalen Iodidaufnahme (0,2 bis 0,8 mg täglich). Wegen seiner Speicherung im Fettgewebe kann Amiodaron beim Erwachsenen eine Halbwertszeit von bis zu 100 Tagen haben. Amiodaron und sein Hauptmetabolit Desethylamiodaron (DEA) sind plazentagängig und erreichen im Kind 10% bis 25% der mütterlichen Plasmakonzentration.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Symptomatische und behandlungsbedürftige tachykarde supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen (Reservemittel). Schwerwiegende, symptomatische, tachykarde ventrikuläre Herzrhythmusstörungen

  • Produktnamen

    Cordarex® und andere

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: GERING

1. Trimenon

Die Erfahrungen mit Amiodaron im 1. Trimenon beruhen auf fast 30 Fällen. Als einzige große Fehlbildung wurde ein Ventrikelseptumdefekt bei einem Kind beschrieben. Ferner wurde über ein Kind mit Nystagmus und Kopftremor und eines mit Mikrognathie und Hypertelorismus berichtet. Tierexperimentell wurde keine Teratogenität beobachtet. Eine differenzierte Risikoeinschätzung ist bei der geringen Fallzahl nicht möglich.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Etwa 60 Berichte zu einer maternalen antiarrhythmischen Therapie bei Schwangeren wurden publiziert, in denen (auch) Amiodaron eingesetzt wurde. Veröffentlichungen zur Behandlung einer fetalen Tachykardie mit Amiodaron sind mit etwa 110 Berichten zahlreicher. In der Regel wurde Amiodaron beim Feten nach Versagen von ein oder zwei anderen Antiarrhythmika und beim Vorliegen eines Hydrops fetalis angewendet. Das kindliche Outcome hing hauptsächlich davon ab, ob die fetale Symptomatik erfolgreich behandelt werden konnte.

Wegen des hohen Iodanteils von Amiodaron liegt das Interesse der Studien vor allem auf der Überwachung der fetalen und postpartalen Schilddrüsenfunktion exponierter Kinder. Eine Publikation von 2001 untersuchte diese: Elf von 64 (17%) intrauterin exponierten Kindern hatten eine Unterfunktion, darunter zwei mit Kropf, zwei Kinder zeigten eine vorübergehende Überfunktion. In den ESC-Guidelines von 2018 wird die Rate von hypothyreoten Kindern mit 9% angegeben. Weitere mögliche Auswirkungen von Amiodaron sind beispielsweise Bradykardien und QT-Zeitverlängerungen. Aufgrund von diskreten neuropsychologischen Auffälligkeiten bei hypo-, aber auch bei einigen euthyreoten Kindern wird ein direkter neurotoxischer Effekt von Amiodaron beim Feten diskutiert. Mikroablagerungen an der Vorderfläche der Hornhaut, wie sie bei Erwachsenen sehr häufig unter der Therapie auftreten können, wurden, soweit untersucht, bei exponierten Feten bisher nicht beschrieben. Wachstumsstörungen und vermehrte Frühgeburtlichkeit könnten auch Folge der Grunderkrankung sein.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Die Therapie mit Amiodaron sollte lebensbedrohlichen mütterlichen oder fetalen Herzrhythmusstörungen, die nicht auf andere Antiarrhythmika ansprechen, vorbehalten sein. Wenn nach einer mütterlichen Therapie eine fetale Exposition vermieden werden soll, muss das Medikament aufgrund der langen Eliminationshalbwertszeit bereits einige Monate vor der Konzeption abgesetzt werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Wurde mit Amiodaron behandelt, sollte eine weiterführende Ultraschalluntersuchung durchgeführt und im Verlauf versucht werden, die fetale Schilddrüse zu beurteilen, um eine pränatale Strumaentwicklung auszuschließen. Abhängig von der Expositionsdauer und -zeit sollten beim Neugeborenen und Säugling Schilddrüsenparameter und EKG kontrolliert und überwacht werden. Aufgrund von Elektrolyt- und Volumenverschiebungen nach der Entbindung ist eine Monitorüberwachung der unter Antiarrhythmika stehenden Patientin über etwa 48 Stunden indiziert.

Bitte nehmen Sie für eine individuelle Beratung mit uns Kontakt auf.

Besser geeignete Alternativen

Bei Arrhythmien mit hämodynamischer Instabilität ist die elektrische Kardioversion in allen Phasen der Schwangerschaft möglich. Unter Beachtung der Kontraindikationen stellt Sotalol als Klasse-III-Antiarrhythmikum eine mögliche Alternative dar. Wenn aufgrund der Art der Herzrhythmusstörungen auch ein Arzneimittel aus der Klasse der 1c-Antiarrhythmika infrage kommt, ist Flecainid dem Amiodaron vorzuziehen. Die Entscheidung über die Anwendung von Antiarrhythmika aus mütterlicher Indikation in der Schwangerschaft ist abhängig von der Art der Herzrhythmusstörung, der kardialen Situation der Schwangeren, möglichen Begleit- und Vorerkrankungen und den Erfahrungen des Kardiologen/ der Kardiologin.

Stillzeit

Die Erfahrungen zum Übergang in die Muttermilch beziehen sich auf circa 13 Mutter-Kind-Paare.

Pharmakokinetik

HWZ: 9 – 100 Tage (Metabolit DEA 14 – 75 Tage); Proteinbindung: > 96%; molare Masse: 645 g/mol; relative Dosis: 3,5 – 45% (median 11%); M/P-Quotient: 4,6 – 13; orale Bioverfügbarkeit: 35 – 65%. Die Konzentration von Amiodaron und seines Metaboliten DEA im kindlichen Serum lag zwischen 14 und 74% der gleichzeitig gemessenen mütterlichen Serumkonzentration. Die höheren Werte wurden erreicht, wenn Amiodaron auch schon während der Schwangerschaft eingesetzt worden war.

Klinik

Fallberichte mit Amiodaron-Therapie ausschließlich in der Stillzeit sind rar und beziehen sich auf eine kurzfristige Therapie, die gut vertagen wurde. Bei längerdauernder Therapie der Mutter kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich wegen der langen Halbwertszeit allmählich höhere Plasmaspiegel bei einem Säugling aufbauen. Berichtet wurde dies bisher jedoch nicht. Die Fachinformationen berichten über 1.118 Kinder mit unterschiedlichen Arrhythmien und ähnlicher Verträglichkeit von Amiodaron wie bei Erwachsenen.

Empfehlung

Als Klasse-III-Antiarrhythmikum sollte Sotalol dem iodhaltigen Amiodaron vorgezogen werden. Falls eine Therapie mit Amiodaron unvermeidbar ist oder bis zur Geburt des Kindes erfolgt ist, muss im Einzelfall über das weitere Vorgehen entschieden werden. Dies könnte die Bestimmung der Serumkonzentration von Amiodaron und seinem Metaboliten DEA sowie Kontrolle von Schilddrüsenparametern und EKG beinhalten, wobei die Dauer der Therapie berücksichtigt werden sollte.


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