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Alprazolam

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Alprazolam ist ein Benzodiazepin, das v.a. anxiolytisch und sedierend wirkt. Benzodiazepine wirken über eine Verstärkung der GABAergen Hemmung im Gehirn. Alprazolam ist plazentagängig.

Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotenzials, das sich bereits nach wenigen Wochen und auch im therapeutischen Dosisbereich entwickeln kann, sollte Alprazolam nur kurzfristig eingesetzt werden.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Symptomatische Kurzzeitbehandlung von Angstzuständen.

  • Produktnamen

    Tafil® und Generika

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

In einer schwedischen Registerstudie mit 444 im 1. Trimenon Alprazolam-exponierten Schwangerschaften wurde ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko, v.a. die Entwicklung des Herzens betreffend, beobachtet. In einer weiteren, kleineren Studie mit 88 exponierten Schwangerschaften wurde ein erhöhtes Risiko für komplexe Fehlbildungen beobachtet. Andere Studien unterschiedlicher Qualität mit zusammen ca. 1000 exponierten Schwangerschaften ergaben keine Hinweise für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.

Benzodiazepine als Gruppe sind gut untersucht, wobei die meisten Erfahrungen zu Diazepam vorliegen. In frühen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Diazepam-Exposition im 1. Trimenon und gehäuftem Auftreten von sowohl Lippen-/ Gaumenspalten als auch komplexen anderen Fehlbildungen diskutiert. Nachfolgende Studien mit mehreren Tausend exponierten Schwangerschaften bestätigten einen solchen Zusammenhang nicht.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Bei regelmäßiger Benzodiazepin-Einnahme im letzten Trimenon oder hohen Dosen kurz vor oder während der Geburt muss mit teilweise schwerwiegenden Symptomen beim Neugeborenen gerechnet werden. Diese reichen von Anpassungsstörungen mit Sedierung, Hypotonie, Trinkschwäche und Zyanose über postpartale Atemdepression bis hin zum teilweise wochenlang anhaltenden „Floppy- Infant- Syndrom“ mit Muskelhypotonie, Lethargie, und Temperaturregulationsstörungen. Des Weiteren können beim Neugeborenen Benzodiazepin-Entzugszeichen wie zum Beispiel Krampfanfälle auftreten. Benzodiazepine werden vom Neugeborenen wesentlich langsamer metabolisiert und eliminiert als von Erwachsenen.

Zu Alprazolam im Speziellen gibt es nur einzelne Fallberichte über neonatale Anpassungsstörungen. In diesen wurden entweder keine oder nur milde Symptome beschrieben.

Benzodiazepinabhängigkeit: Schätzungen zufolge sind in Deutschland 1,8- 2 Millionen Menschen medikamentenabhängig. Wegen ihres hohen Abhängigkeitspotenzials u.a. aufgrund der raschen Toleranzentwicklung spielen v.a. Benzodiazepine eine große Rolle. Bei Frauen ist die Anwendung deutlich weiter verbreitet. Die Prävalenz der Anwendung von Benzodiazepinen bei Frauen im gebärfähigen Alter liegt bei bis zu 1,5%.

Zum Benzodiazepin-Entzug in der Schwangerschaft gibt es nur sehr wenige Daten. Aufgrund möglicher schwerer Entzugskomplikationen wie Krampfanfällen und Delirien muss auf ein abruptes Absetzen in jedem Fall verzichtet werden. Über eine mögliche Reduktion der Dosis sollte individuell entschieden werden. Ein längerdauernder starker vegetativer Entzug mit Angst- und Unruhegefühlen sowie Schlafstörungen sollte vermieden werden.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Je nach zugrundeliegender psychiatrischer Indikation sollten besser geeignete Psychopharmaka zum Einsatz kommen. V.a. die langfristige Anwendung im 3. Trimenon oder die Gabe von hohen Dosen kurz vor oder während der Geburt sollten wegen möglicher neonataler Komplikationen kritisch überprüft werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Nach Therapie im 1. Trimenon sollte eine sonographische Feindiagnostik zur Bestätigung der normalen fetalen Entwicklung empfohlen werden. Die Schwangerschaft sollte sorgfältig gynäkologisch überwacht und engmaschig psychiatrisch begleitet werden, um Krisen bei der Mutter und fetalen Entwicklungskomplikationen rechtzeitig begegnen zu können. Aufgrund der oben beschriebenen Adaptationsstörungen beim Neugeborenen sollte die Entbindung in einer Klinik mit Neonatologie erfolgen.

Besser geeignete Alternativen

Angstlösende Akutbehandlung: Promethazin.

Stillzeit

Es liegen publizierte Erfahrungen zu 20 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: 6 – 27 h; Proteinbindung: 80%; molare Masse: 308 g/mol; relative Dosis: 8,5%; M/P-Quotient: 0,36; orale Bioverfügbarkeit: 80 – 90%.

Klinik

Mehrere Fallberichte beschreiben Sedierung beim gestillten Säugling unter regelmäßiger maternaler Alprazolam-Therapie. In einem weiteren Fallbericht wird von Irritabilität und Schlafstörungen beim 1-wöchigen Säugling nach dem Abstillen berichtet. Die Mutter hatte während der gesamten Schwangerschaft Alprazolam eingenommen. Dies impliziert, dass der Alprazolam-Übergang in die Muttermilch hoch genug sein kann, um Entzugszeichen beim Säugling nach der Geburt zu kupieren.

Empfehlung

Einzeldosen von Alprazolam erfordern wahrscheinlich keine Stillpause. Bei Langzeitbehandlung ist Stillen unter Monotherapie und niedriger Dosierung unter Vorbehalt akzeptabel.


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